Fehler, Fahr­läs­sig­keit, Schlam­perei

20.02.2020 | Rathaus | 0 Kommentare

2019 hatten SPD, CSU, Grüne und FDP nach heftiger Kritik an Bürger­meister Chris­tian Kuch­l­bauer (FW) den gemeinsam hinge­bo­genen Haus­halts­plan dann doch einstimmig verab­schiedet, wovon sie vom Bürger­meister auf einem Face­book-Post dann verspottet worden waren.

Diesmal geriet die Kritik nach diversen Etat-Unzu­läng­lich­keiten noch heftiger. Alle Frak­ti­ons­spre­cher betonten daher ausdrück­lich, dass der Etat erst auf ihre jewei­ligen Anre­gungen hin beschluss­fähig gestaltet haben werde können.

Man habe es „zusammen geschafft, die rich­tigen Anre­gungen zu bringen“, sagte SPD-Spre­cher Florian Spirkl für die vier Parteien. Die Zustim­mung zum Etat dürfe aber „nicht wieder so gesehen werden, als habe es kein Problem gegeben“.

Insbe­son­dere die CSU, die Kuch­l­bauer in der Stich­wahl vor sechs Jahren noch unter­stützt hatte, nutzte die letzte Haus­halts­rede der Wahl­pe­riode zu einer Gene­ral­ab­rech­nung.

In die Bera­tungen war man mit einem Rechen­fehler gestartet, der über die vier Jahre der Finanz­pla­nung rund 6,2 Millionen Euro zu viel an Einnahmen vorgau­kelte. Offenbar war Kuch­l­bauers erste Reak­tion darauf gewesen, dann einfach die Annah­me­pro­gnosen für Steu­er­ein­nahmen höher zu schätzen, dann würde die Summe wieder aufgehen.

Es sei unfassbar, dass ein Bürger­meister so etwas anbiete und statt­dessen erst der Gemein­derat Einspa­rungen einfor­dern müsse, empörte sich CSU-Spre­cherin Gisela Kranz. Und dass eine Reduk­tion um zwei Millionen Euro kurz­fristig möglich gemacht werden habe können, zeuge nicht von sorg­fäl­tiger Planung vorher. “Das grenzt an Fahr­läs­sig­keit des Bürger­meis­ters bei der Etat­auf­stel­lung“, schimpfte sie.

Spirkl monierte eben­falls, dass Kuch­l­bauer zu viel Luft im Etat gelassen habe. „Sämt­liche mögli­chen Inves­ti­tionen in einen Haus­halt zu schreiben, hat keinen Sinn“, sagte er. So sammelten sich auch immer mehr Ausga­ben­reste, weil Projekte im Etat im Jahr dann nicht umge­setzt würden.

Kranz sagte unwi­der­spro­chen, der Inves­ti­ti­ons­etat 2020 bestehe zu 76 Prozent aus Resten von 2019. „Das lässt den Haus­halt schick aussehen, bringt aber die Gemeinde nicht weiter“, griff auch Ingrid Lind­büchl für die Grünen diese Praxis Kuch­l­bauers auf.

Die Aufgabe des Gemein­de­rates, inhalt­lich über die Verwen­dung der Finanzen zu debat­tieren, sei in den Hinter­grund getreten, monierte Lind­büchl, „da wir uns im Finanz­aus­schuss haupt­säch­lich mit Fehlern befassen mussten“. Ihre Bilanz: „Der Haus­halt ist mühe­voll ausge­gli­chen, unsere Stim­mung ist es nicht“.

Schon dass Kuch­l­bauer den gravie­renden Rechen­fehler über­sehen hatte, zeige, „dass keine Schlüsse aus den notwen­digen Millionen-Korrek­turen der letzten Jahre gezogen wurden“, sagte Gisela Kranz weiter. In den nächsten vier Jahren seien Kuch­l­bauers „Einnah­me­quellen“ zur Spei­sung des Etats „Darle­hens­auf­nahme, Rück­la­g­ent­nahme und staat­liche Zuschüsse“, spot­tete sie.

Es sei unum­gäng­lich, die Gewer­be­steu­er­ein­nahmen zu stei­gern. Dies sagten auch der Bürger­meister und seine FW stets, attes­tierte die CSU-Spre­cherin, „aber dazu reicht es nicht, die Ziel­ver­ein­ba­rung mit dem Frei­staat zur Gewer­be­an­sied­lung ohne doku­men­tier­bare weitere Schritte und ohne vorzeig­baren Plan in der Schub­lade liegen zu lassen“.

Geboten wäre statt­dessen „aktives Handeln und Gestalten mit dem Gewerbe und den betei­ligten Akteuren, anstatt nur über mehr Gewerbe zu spre­chen“. Auch die Perso­nal­ent­wick­lung rügte die CSU-Spre­cherin.

Kuch­l­bauer hatte eingangs seiner Haus­halts­rede zu der falschen 6‑Mil­lionen-Anset­zung gesagt, er “bedauere, dass unrich­tige Zahlen Eingang in den Haus­halt gefunden haben”. Aller­dings hätte der Fehler “unmit­tel­bare Auswir­kungen nicht gehabt” und im Laufe des Jahres wäre er “im Haus­halts­vollzug eh aufge­fallen”. Zu den weiteren Vorhal­tungen im Verlauf der Sitzung sagte er nichts.

Für die FW bilan­zierte ihr Spre­cher Hans Hirsch­feld “einver­nehm­liche erheb­liche Strei­chungen” im Etat, “vieles musste verschoben werden”. Die öffent­liche Veran­stal­tung der SPD, bei der die Fehler im Etat thema­ti­siert worden waren, rügte er.

Dieser „Umgang mit den Zahlen zum Zweck des Wahl­kampfs“ sei „deut­lich zu miss­bil­ligen“. Spirkl sagte dazu, die Ober­schleiß­heimer hätten „ein Anrecht, zu erfahren, mit welchen Methoden hier gear­beitet wird“.

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