Wohl­fühl­b­lase durch Luft­bu­chung

14.01.2020 | Rathaus | 2 Kommentare

Der Gemein­de­haus­halt für 2020, dessen Entwurf die Gemein­de­räte vor Weih­nachten zuge­stellt bekamen, schien zunächst eine Wohl­fühl­lek­türe. Obwohl sich an der Finanz­struktur nichts geän­dert hatte, ließ sich der Etat auf einmal viel mühe­loser bewäl­tigen als zuletzt.

Die Wohl­fühl­b­lase platzte frei­lich noch vor der Verab­schie­dung des Papiers: In den Ansätzen war eine Fehl­bu­chung, die bis zum Ende der Finanz­pla­nung 2023 verfüg­bare Mittel von 6,5 Millionen Euro vorgau­kelte, die es nicht gibt.

Bürger­meister Chris­tian Kuch­l­bauer (FW) hatte es offen­kundig nicht verwun­der­lich gefunden, dass der von ihm verant­wor­tete Etat plötz­lich über etwa sieben Prozent mehr Mittel verfügte, ohne dass es dafür eine inhalt­liche Erklä­rung gegeben hätte.

Am Donnerstag wiesen dann die Gemein­de­räte der SPD intern auf den Fehler hin. In Windes­eile korri­gierte die Gemein­de­käm­merei den Lapsus; zur Kompen­sa­tion des bereits verplanten Geldes strich der zufällig am glei­chen Abend tagende Haupt­aus­schuss neue Perso­nal­stellen, die im Rathaus vorge­sehen waren.

Der Haus­halts­ent­wurf wurde für die Bera­tungen im Finanz­aus­schuss, die am Montag begannen, teil­weise noch hand­schrift­lich korri­giert, die Gemein­de­räte mussten sich übers Wochen­ende rasch in völlig neue Zahlen einar­beiten. Im Ausschuss zeigten sich SPD, CSU und Grüne massiv empört über den Vorgang und Kuch­l­bauers Schlam­perei.

In den Ansätzen war die Einnahme aus dem staat­li­chen Anteil zur Finan­zie­rung der Kinder­ta­ges­stätten mit zwei Millionen Euro auf eine neue Haus­halts­stelle umge­bucht worden, aber die alte Haus­halts­stelle mit dem Ansatz 1,85 Millionen von 2019 nicht gelöscht. Dadurch liefen ab 2020 in jedem Jahr zwei Millionen plus 1,85 Millionen als Einnahmen für die gleiche Leis­tung. „Solche Fehler dürfen nicht erst den ehren­amt­li­chen Gemein­de­räten auffallen“, sagte SPD-Spre­cher Florian Spirkl.

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2 Kommentare

  1. Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Ja, es ist sehr ärger­lich, was passiert ist, aber Dank ein paar aufmerk­samer Gemein­de­räte konnten weitere Unan­nehm­lich­keiten abge­wendet werden. So sollte eigent­lich die Zusam­men­ar­beit zwischen Verwal­tung und Gemein­derat, also erwach­senen Menschen, sein.
    Ein reiße­ri­sches Plakat der SPD, das Einschalten der Presse und eine extra anbe­raumte Veran­stal­tung, um die Bevöl­ke­rung von dem Fehler zu unter­richten und gleich­zeitig mitzu­teilen, dass er berich­tigt worden ist, geht aber schon ein bisserl in Rich­tung Kinder­garten. Haben wir in Ober­schleiß­heim sonst keine Probleme?
    Die Bürge­rinnen und Bürger wollen mach­bare Vorschläge zur Lösung vieler anste­hender Aufgaben im Ort. Dafür sollten Ener­gien einge­setzt werden. Nur aus wahl­tak­ti­schen Gründen werden hier von SPD und den Grünen die Mitar­beiter der Gemein­de­ver­wal­tung, die jeden Tag die Grund­lagen für ihre Tätig­keit als Gemeinderat/rätin erar­beiten, in der Öffent­lich­keit vorge­führt. Das ist kein guter Stil! Die ange­spro­chenen Über­stunden der Gemein­de­mit­ar­beiter sind wohl eher der klammen Haus­halts­kasse der Gemeinde allge­mein geschuldet, die derzeit wahr­schein­lich (leider) keine Einstel­lungen zulässt.

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  2. Und „jähr­lich“ grüßt das Murmel­tier. So lassen sich in Anleh­nung an den bekannten Film die Haus­halts­be­ra­tungen in Ober­schleiß­heim über­schreiben. Die ehren­amt­li­chen Gemein­de­räte prüfen in ihrer Frei­zeit die Plau­si­bi­lität der Haus­halts­an­sätze und blicken bei Nach­fragen in das ahnungs­lose Gesicht des Bürger­meis­ters, der für diese Aufgaben bezahlt wird.
    In diesem Jahr wurde noch eine Schippe drauf­ge­legt. Es wurden für 3 Jahre Einnah­men­posten in Höhe von jeweils 1,85 Millionen doppelt ange­setzt. Das bedeutet, dass insge­samt 5,55 Millionen Einnahmen zu viel ange­setzt wurden. Das fiel auch nur den Gemein­de­räten auf. Weil die SPD-Frak­tion den Kämmerer vor den Bera­tungen darauf hinge­wiesen hat, wurde 3 Tage vor den Bera­tungen noch schnell ein neuer Haus­halt zusam­men­ge­schus­tert, der auch wieder jede Menge nicht plau­sible Daten enthielt.
    Die Aufgaben des Bürger­meis­ters bestehen aus mehreren Kompo­nenten. Das ist zum einen die Reprä­sen­ta­tion, die ist wichtig und wird auch gut ausge­füllt. Genauso wichtig ist aber die admi­nis­tra­tive Kompo­nente. Der Bürger­meister ist Chef der Verwal­tung und muss die Mitar­beiter führen und über die wich­tigen Vorgänge Bescheid wissen. Er muss in Zusam­men­ar­beit mit seiner Verwal­tung die Prozesse defi­nieren und die korrekte Ausfüh­rung durch Stich­proben auf Plau­si­bi­lität prüfen.
    Hier liegt meines Erach­tens ein großes Defizit vor. Selbst nach fast 6 Jahren Amts­zeit hat man den Eindruck, dass dem Bürger­meister wesent­liche Verwal­tungs­ab­läufe fremd sind. Die Mitar­beiter werden bei ihren Aufgaben allein gelassen und schieben Berge von Über­stunden vor sich her. Das Ober­schleiß­heimer Rathaus hat eine kompe­ten­tere Führung verdient.

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