Mit hauchdünner Mehrheit billigte der Gemeinderat, mit eigener Kostenbeteiligung den Kirchplatz von St. Wilhelm in die neue Ortsmitte einzubeziehen. Zunächst hatte die unerwartete Wendung, selbst zur Kasse gebeten zu werden, die Begeisterung im Gemeinderat für das Projekt schon stark abgekühlt; so gab es nun auch massive Kritik an den Umgestaltungsplänen selbst.
Der Parkplatz, der als Keil zwischen Bürger- und Kirchplatz schon jetzt eine wirkliche Integration der beiden Komplexe stört, bleibt demnach unverändert, lediglich der Asphalt wird durch Grünraster und Pflaster ersetzt und ein Weg zwischen den beiden Platzen eingefügt.
Der Kirchplatz selbst bleibt in seiner Struktur ebenfalls unverändert, auch er wird neu gepflastert und Infrastruktur und Entwässerung grundlegend saniert. Um trotz Integration in die Ortsmitte die Eigenständigkeit zu betonen, soll anderes Pflaster als am Bürgerplatz verlegt und beispielsweise auch andere Sitzbänke verwendet werden.
Grünen-Sprecher Fritz-Gerrit Kropp nannte die Pläne „etwas enttäuschend“. Die Neugestaltung würde sich „kaum von dem abheben, was dort derzeit ist“. Zudem sei sie „sehr unökologisch“, monierte Gaby Hohenberger (Grüne).
Casimir Katz (FDP) sagte, unter einer Integration des Kirchplatzes habe er sich „nie vorgestellt, dass wir da einen schönen Parkplatz machen“. Dafür seien „die Kosten deutlich zu hoch“. Zudem sei die Festschreibung eines Parkplatzes an der Stelle „keine zukunftsweisende Entwicklung“, für das Gebiet gebe es kreativere Ideen.
Das sei nun „nicht die wegweisende Umgestaltung der Ortsmitte“, sagte SPD-Sprecher Florian Spirkl. Die Planung in der Form sei „im Wesentlichen eine Verschönerung des Status Quo“, jedenfalls aber „nicht die Integration ins Ortszentrum, die man sich wünschen würde“.
CSU und FW setzten, unterstützt von einer Stimme aus der SPD, mit 13:11 Stimmen aber die Finanzierung des Projekts durch. „Die Chance einer Gesamtplanung dürfen wir nicht aufs Spiel setzen“, mahnte Peter Benthues (CSU).
CSU-Sprecherin Stefanie Haselbeck prophezeite, bei einer Ablehnung „werden wir später immer daran denken, dass wir das mal für günstige 240.000 Euro haben hätten können“. Das Argument einer besseren Nutzung des Parkplatzes sei irrelevant: „Wir können nicht sagen, da stellen wir anderes hin, so lange uns die Fläche gar nicht gehört.“
Gaby Hohenberger regte an, vor der Entscheidung erst den Etat zu vollenden, um zu klären, ob das Geld verfügbar sei. Allerdings hatte der Gemeinderat exakt diese Vorgabe schon bei der ersten Beratung vor Monatsfrist gefasst, aber der Finanzausschuss hatte die Entscheidung wieder ans Plenum zurück überwiesen: Erst sollte die Sachfrage entschieden werden, dann das Geld bereitgestellt oder eben nicht. Die erneute Rück-Rückverweisung wurde mit 20:4 Stimmen abgelehnt.
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
beim Lesen des Artikels habe ich mich zuerst sehr gefreut. Es scheint so zu sein, dass Oberschleißheim ziemlich reich sein muss, um sich eine Sanierung eines Parkplatzes, der nicht einmal der Gemeinde gehört, für 240.000 € zu leisten.
Aber vielleicht sind wir doch nicht so reich, wie wir gerne wären, und die 240.000 € werden uns im Budget fehlen, so dass andere Projekt geschoben und gestrichen werden müssen. Dann wäre diese Luxussanierung schon ein Wahnsinn.
Da frage ich mich, ob die zitierte Aussage von Frau Haselbeck, „werden wir später immer daran denken, dass wir das mal für günstige 240.000 Euro haben hätten können“, nicht umschlägt in ein „hätten wir diese 240.000 € nicht so sinnlos ausgegeben“.
Viele Grüße
Sebastian Riedelbauch