Hälfte der Eltern ohne KiTa-Platz

24.03.2021 | Rathaus | 1 Kommentar

Etwa die Hälfte aller Eltern mit Bedarf einer Kinder­be­treuung werden 2021/22 wohl leer ausgehen. Die Gemeinde hat für 108 Anmel­dungen in eine Kinder­krippe nur maximal 50 Plätze zur Verfü­gung, für 170 im Kinder­garten nur höchs­tens 100 Plätze.

„Wir müssen defi­nitiv nach­bes­sern“, sagte Bürger­meister Markus Böck (CSU) jetzt im Gemein­derat. Beschlossen wurde, eine Kinder­ta­ges­stätte zu errichten, ohne Fest­le­gung auf Ort und Zeit. Mindes­tens für das anste­hende Schul­jahr ab Herbst wird das frei­lich zu spät kommen.

Bislang hatte der Gemein­derat ausschließ­lich darum gerungen, wie der Bedarf bedient werden könne, der durch die anste­henden Neubau­ge­biete zusätz­lich auf die Gemeinde zukommt, und wie das alles finan­ziert werden soll.

Offenbar war das akut drohende Defizit im Rathaus niemandem aufge­fallen, ehe die Anmel­de­zahlen für 2021/22 einen Mangel von rund der Hälfte des Bedarfs ergaben. „Der gemeind­liche Bedarf an Betreu­ungs­plätzen geht also über das Maß hinaus, dass durch die inner­ört­liche Bebauung ausge­löst wird“, stellte die Gemein­de­ver­wal­tung nun fest.

Vorge­sehen wäre gewesen, den nur mittel­fristig erwar­teten Bedarf bei einem Work­shop Mitte März zu beraten und zukunfts­fä­hige Lösungen auszu­ar­beiten. Der war aber wegen der Pandemie-Vorgaben abge­sagt worden.

Die FW weigerten sich nun zunächst, im Gemein­derat über­haupt einen Grund­satz­be­schluss zu beraten. Das sei „ein Verstoß gegen die Geschäfts­ord­nung“, monierte ihr Spre­cher Hans Hirsch­feld, weil die Zahlen­grund­lagen noch nie behan­delt und bewertet worden seien, eben nicht im Work­shop und auch nicht in einer regu­lären Sitzung.

Böck verwies darauf, dass er die Zahlen allen Frak­tionen in Video­kon­fe­renzen erläu­tert habe. Ange­sichts der Lücken im Angebot sei es „durchaus gerecht­fer­tigt, von höherer Brisanz zu spre­chen“. Mit 18:4 Stimmen setzten CSU, SPD, Grüne und FDP gegen die FW durch, das Thema über­haupt zu behan­deln.

In der Debatte dann forderte Hans Negele (FW), vor dem Beschluss für einen Neubau erstmal „die Ressourcen zu nutzen, die vorhanden sind“, und meinte damit das Gebäude beim Hallenbad im Eigentum der Gemeinde, das einst an Tages­stätten des HPCA verpachtet war.

Irene Beck (FDP) wies darauf hin, dass dort aktuell von der Nach­bar­schafts­hilfe der Kinder­park unter­ge­bracht sei und eine Mittags­be­treuung, die täglich 70 Kinder über vier Stunden besuchten. Negele beharrte dennoch, das Gebäude sei für den akuten Bedarf an Kinder­ta­ges­stätten „locker zu verwenden“.

Bürger­meister Böck forderte frei­lich „was Gscheits und keine Klecker­le­lö­sungen“. Die SPD regte an, mit dem Grund­satz­be­schluss zum Bau einer eigenen Kinder­ta­ges­stätte auch gleich die Streit­frage zum Umgang mit den Neubau­ge­bieten zu klären.

Im Beschluss solle fest­ge­legt werden, dass die KiTa der Gemeinde den Bedarf der Bauge­biete mit decke und dafür die Bauträger Ablöse zahlen müssten. Selbst zu bauen und von den Bauträ­gern parallel kleine Einheiten zu fordern, sei „nicht sinn­voll“, sagte SPD-Spre­cher Florian Spirkl.

Mit 21:1 Stimmen beschloss der Gemein­derat den Neubau inclu­sive der Inte­gra­tion des Bedarfs aus Neubau­ge­bieten. Standort, Dimen­sion und Finan­zie­rung sollten später fest­ge­legt werden, so Böcks Fahr­plan.

Dagegen blieb einzig Negele. Man könne keinen Beschluss zu einem Neubau fassen, „ohne zu wissen, wo“, schimpfte er, „so was ist mir noch nie unter­ge­kommen“. Auch die in früheren Bera­tungen kursie­renden Zahlen zu staat­li­cher Förde­rung oder den Ablö­se­zah­lungen der Bauträger seien „nicht belastbar“.

Für ihn bleibe es der Kardi­nal­fehler, dass ein Gemein­de­rats­be­schluss nie umge­setzt worden sei, in den Neubau­ge­bieten Grund­stücke anzu­kaufen, um eben diese Infra­struk­tur­fragen zu lösen.

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1 Kommentar

  1. In der Münchener Umland­ge­meinde Eichenau wurde das Problem mit fehlenden Kinder­gar­ten­plätzen ganz prag­ma­tisch gelöst: Ein Kinder­garten wurde um eine Wald­gruppe erwei­tert. Dies wäre schnell zu reali­sieren und sogar der ein oder andere Gemein­derat hat damit schon posi­tive Erfah­rungen gesam­melt.

    Ob Ober­schleiß­heim und der Kinder­garten Maria Patrona Bava­riae soviel Prag­ma­tismus haben, um zumin­dest einigen Eltern zusätz­lich die Verein­bar­keit von Familie und Beruf zu ermög­li­chen?

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