Bis auf Weite­res keine neuen KiTa-Plätze

27.05.2022 | Rathaus | 2 Kommentare

Die für Septem­ber zuge­sagte Verbes­se­rung des Kinder­be­treu­ungs-Ange­bots wird es nicht geben. Die schon zur Auftrags­ver­gabe ausge­schrie­bene Aufstel­lung von provi­so­ri­schen Contai­nern beim Hallen­bad wurde vom Gemein­de­rat wieder zurückgenommen. 

Die Entschei­dung, das Projekt abzu­bla­sen, hat der Gemein­de­rat wieder einmal rechts­wid­rig hinter verschlos­se­nen Türen getrof­fen. Bei der Fest­le­gung des Vorge­hens vor Jahres­frist sei man von Miet­kos­ten von 20 Euro je Quadrat­me­ter ausge­gan­gen, heißt es im eige­nen Bericht des Gemein­de­rats, nun läge die Miete bei rund 40 Euro. 

Die gesamte Inte­rims-Anlage hätte somit für zwei Betriebs­jahre mit 1,7 Millio­nen Euro zu Buche geschla­gen. Dies sei „finan­zi­ell nicht mehr vertret­bar“, so die Mittei­lung. Der Gemein­de­rat habe das in der gehei­men Sitzung „fast einstim­mig“ so gese­hen und die Ausschrei­bung für ein Inte­rims-Kinder­haus wieder aufgehoben. 

Zudem würde man das Provi­so­rium in der beauf­trag­ten Größe von 875 Quadrat­me­tern mit Platz für 25 Kinder­gar­ten- und 60 Krip­pen­kin­der gar nicht mehr benö­ti­gen. Im Septem­ber würden über­durch­schnitt­lich viele Kinder an die Schule über­tre­ten, da viele Eltern während der Pande­mie-Einschrän­kun­gen die Einschu­lung zurück­ge­stellt hätten. 

So würden an den Kinder­ta­ges­stät­ten über­pro­por­tio­nal Plätze frei, worauf das Rathaus nun setzt. Zudem wolle man „mit verein­ten Kräf­ten daran arbei­ten, ander­wei­tig weitere Betreu­ungs­plätze vor allem für ein- bis drei­jäh­rige Kinder zu schaf­fen“, heißt es als Ergeb­nis der gehei­men Sitzung. So liefen bereits Planun­gen für eine weitere Großtagespflege.

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2 Kommentare

  1. Auf dem Rücken der Kleinsten

    Noch am 19.04.2022 verkün­dete der Bürger­meis­ter laut Münch­ner Merkur „die Situa­tion mit Plät­zen im Kinder­gar­ten und den Kinder­krip­pen war 2020/2021 sehr schlecht. Viele Kinder beka­men keinen Platz – das darf sich nicht wieder­ho­len.“ (merkur.de/lokales/muenchen-lk/oberschleissheim-ort29202/oberschleissheim-startet-kita-offensive-91486015.html)

    Einen Monat später wird die Initia­tive für mehr Kita­plätze gleich wieder gestoppt. Das Geld wird statt­des­sen für “drin­gende und notwen­dige“ Zwecke wie Pres­tige-Projekte (z. B. 450.000 € für die Planung der Bahn­hofs­platz­um­ge­stal­tung) oder eigent­lich bereits geschei­terte Baupro­jekte (z. B. 622.00 € für die Planung des Neubaus Hallen­bad, dessen Finan­zie­rung mindes­tens frag­lich ist) benötigt. 

    Die Entschei­dung wird in einer nicht-öffent­li­chen Sitzung getrof­fen. Warum wurde so entschie­den? Welche ande­ren Projekte wurden aus welchen Grün­den als wich­ti­ger bewer­tet? Wie wurde der Betreu­ungs­be­darf erho­ben? Auf alle diese Fragen gibt man lieber keine Antwort und streicht schein­bar eher beiläu­fig das Projekt. Die Kinder können sich ja nicht wehren und geben bei der nächs­ten Wahl keine Stim­men an der Wahl­urne ab. 

    Statt­des­sen will man sich auf den Neubau des Kinder­hau­ses konzen­trie­ren. Der Neubau erscheint für mich rich­tig. Die Umset­zung ist jedoch eben­falls mit vielen Risi­ken verbunden:

    - Erst­mal werden bestehende Einrich­tun­gen geschlos­sen (Kinder­park), was den Betreu­ungs­be­darf weiter erhö­hen könnte.

    - Zusätz­lich erscheint mir der Projekt­plan als sehr ambi­tio­niert (Fertig­stel­lung und Betriebs­be­ginn — Septem­ber 2024, obwohl heute noch kein Spaten­stich getan wurde und dort noch ein Gebäude steht). Die Brücken­sa­nie­rung oder das Rewe-Gelände lassen grüßen. Even­tu­elle Projekt­ver­zö­ge­run­gen z. B. wegen der Liefer­krise oder des aktuen Perso­nal­man­gels bei Erziehern/*innen sind noch nicht berücksichtigt. 

    Aber wie ein Neubau in zwei Jahren den heuti­gen Kindern mit Betreu­ungs­be­darf im Septem­ber 2022 hilft, ist mir schleierhaft. 

    Sehr geehr­ter Herr Böck und sehr geehr­ter Gemein­de­rat: Als junge Eltern nehmen wir lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach. Gute provi­so­ri­sche Lösun­gen und ein Baupro­jekt für die Zukunft schlie­ßen sich nicht aus. Wir brau­chen beides. Die Zukunft unse­rer Kinder muss einem halt “nur“ das Geld wert sein.

    Mit freund­li­chen Grüßen
    Sebas­tian Rösler

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  2. Liebe Mitbür­ge­rin­nen, liebe Mitbürger,

    kurz vor Ostern ist die aktu­elle Ausgabe unse­rer “Grünen Zeiten” erschie­nen. Darin habe ich einen Arti­kel mit der Über­schrift „Was sind uns unsere Kinder wert?“ verfasst.

    In diesem Text habe ich mich über die Fort­schritte im Bereich der Kinder­be­treu­ung in Ober­schleiß­heim gefreut. Ich hatte geschrie­ben, dass wahr­schein­lich zeit­nah die Luft­fil­ter­an­la­gen in 43 Klas­sen­zim­mern beider Grund­schu­len verbaut werden und dass zeit­nah ein Inte­rims-Kinder­haus entsteht. Damit hätten wir den Betreu­ungs­be­darf in unse­rer Gemeinde voll­stän­dig decken können. 

    Zwei Monate später sieht es aber ganz anders aus. 

    Die Luft­fil­ter­an­la­gen wurden gegen die Stim­men der Grünen und der SPD aus dem Haus­halt gestri­chen und jetzt hat sich der Gemein­de­rat auch mit sehr großer Mehr­heit gegen die bereits ausge­schrie­bene Contain­erlö­sung zur Deckung des Sofort­be­darfs an Kinder­be­treu­ungs­plät­zen entschieden. 

    Ich persön­lich bedauere diese beiden Mehr­heits­ent­schei­dun­gen zutiefst. 

    Natür­lich muss man auch bei der Kinder­be­treu­ung die Kosten im Blick behal­ten, aber dennoch müssen meiner Ansicht nach die Prio­ri­tä­ten bei der Vertei­lung der finan­zi­el­len Mittel in der Gemeinde stark über­dacht werden. 

    Ich möchte hier ein paar Beispiele herausnehmen:

    Heute, am 27.05.2022, gibt die Gemeinde laut Haus­halt mehr als 20.000 Euro aus, damit die Senior*innen auf dem Volks­fest zu Mittag essen können. Zusätz­lich subven­tio­nie­ren wir als Gemeinde die Neuge­stal­tung des Kirchen­plat­zes vor St. Wilhelm mit rund 400.000 Euro. Die drin­gend notwen­dige Sanie­rung des “roten Schul­hau­ses” in der Park­sied­lung wurde jedoch verschoben.

    Auch mir ist bewusst, dass wir als Gemeinde sparen müssen. Derzeit scheint es mir jedoch so, als würde dies an der falschen Stelle gesche­hen. Wir verges­sen unsere Kinder und die jungen Fami­lien in unse­rer Gemeinde.

    Die Rahmen­be­din­gun­gen für die Entwick­lung unse­rer Kinder haben sich in den letz­ten Jahren stark verän­dert. In vielen Fami­lien sind beide Eltern­teile berufs­tä­tig und der Anteil allein­er­zie­hen­der Mütter und Väter nimmt zu. Auch fehlende finan­zi­elle Mittel und wenig soziale Kontakte sind Fakto­ren, die Bildungs- und Entwick­lungs­chan­cen entschei­dend beein­flus­sen. Gerade deshalb ist es beson­ders notwen­dig, aber auch wert­voll, in den verschie­de­nen Bildungs- und Betreu­ungs­ein­rich­tun­gen die Aufga­ben zu über­neh­men, die viele Fami­lien nicht mehr allein leis­ten können.

    Die Kinder­be­treu­ung ist eine kommu­nale Pflicht­auf­gabe und in meinen Augen wohl die schönste. Hier wird der Grund­stein für das weitere Leben gelegt. Wir haben es selbst in der Hand, wie wir unsere Kinder betreuen und was uns als Gemein­schaft die kommen­den Gene­ra­tio­nen wert sind.

    Mit freund­li­chen Grüßen
    Chris­toph Münster,
    Gemein­de­rat Grüne

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