Das acht Jahre alte Fahrradkonzept der Gemeinde wurde fortgeschrieben und bereits mit ersten Maßnahmen und Beschlüssen in die Umsetzung gestartet. Das 2012 erstellte Papier war seither in Rathausschubladen verstaubt. Casimir Katz, Fahrradbeauftragter seit Jahren und Neu-Gemeinderats seit Mai, hat nun die Überarbeitung initiiert.
„Eine ökologisch verträgliche Nahmobilität fördert die Lebensqualität in unserer Gemeinde, schafft Begegnung, sie ist flächen- und ressourcenschonend, kostengünstig und klimafreundlich“: So stand es schon als Leitgedanke im ersten Konzept vor acht Jahren.
Mittlerweile hat sich neben diversen Veränderungen im Detail vor allem der grundsätzliche Druck erhöht, viel zu wenig Raum für die diversen Interessen und Bedürfnisse zur Verfügung zu haben. Explizites Ziel der Fortschreibung war es daher, „den Radverkehrsanteil im Modal Split spürbar zu erhöhen“, wie es im Begleittext heißt, also auf eine Verkehrsführung zu setzen, in der mehrere Mobilitätsformen koexistieren.
Dazu hat der Gemeinderat gleich mal fünf neue Fahrradstraßen gewidmet. Bis jetzt war der Margarethenanger der Probelauf für diesen Straßencharakter gewesen, bei dem Fahrradfahrer auf der Fahrbahn den gleichen Rang wie der Kfz-Verkehr genießen.
Dort habe sich der Versuch „bewährt“, urteilte die Gemeindeverwaltung. Neue Fahrradstraßen werden nun die komplette Jahnstraße, die südliche Effner-Straße ab der Einmündung der Bahnhofstraße, die westliche Professor-Otto-Hupp-Straße ab der Einmündung des Fohlengartens, die östliche Ringführung der Feierabendstraße und die Rotdornstraße, sobald der Weg entlang des Berglwalds realisiert ist.
Die südliche Mittenheimer Straße zwischen der Brücke und der Dachhauer Straße soll inklusive der Brücke als Tempo-30-Zone deklariert werden, um das Radfahren auf der Straße zu ermöglichen. Dass sich Radler und Fußgänger die Gehwege teilen müssen, habe sich als untauglich erwiesen.
Für mögliche Verbesserungen des Fahrradverkehrs entlang der Hauptverkehrsadern durch den Ort, Bundesstraße B471 und Staatsstraße 2342, hat der Gemeinderat eine Grundlagenuntersuchung in Auftrag gegeben, wie dort die Engstellen an Brücken oder Kreuzungen bewältigt werden könnten. Für die maximale Hürde, die Bahntrasse als Sperre der B471, will das Rathaus eine Radwegunterführung beantragen.
Heftig umstritten im Gemeinderat war der Wunsch im Konzept, Radwegstücke in der freien Flur in Richtung München zu befestigen, um sie besser befahrbar und für den Winterdienst tauglich zu machen.
Das Radfahren habe primär ökologischen Anspruch, „und dann planieren wir unsere Forstwege zu?“, wunderte sich Stefan Vohburger (FW). Er erinnerte, dass Alt-Bürgermeister Kuchlbauer (FW) den Winterdienst auch auf den unbefestigten Wegen eingesetzt habe und das habe funktioniert.
Helga Keller-Zenth (Grüne) bedauerte, dass jede Bodenversiegelung schade sei, aber „angesichts der riesigen Straßen, die wir planen“, wie gerade die Erweiterung der Autobahn plus parallele Umgehungsstraße, sei über „so ein kleines Stückerl“ Aufregung unangebracht.
Katz sagte, eine „echte Ergänzung“ des Angebots funktioniere „nur mit wirklich guten Wegen“. Mit 16:7 Stimmen querbeet durch alle Fraktionen entschied der Gemeinderat, die sogenannte Königstraße zwischen Jägerstraße und dem Frauenholz zu befestigen sowie die Fortsetzung der Münchner Allee in Richtung Bundesstraße B13. Nach Unterschleißheim soll ein neuer Schulweg in der Verlängerung der Rotdornstraße entlang des Berglwalds angelegt und ebenfalls befestigt werden.
Das fortgeschriebene Fahrradkonzept wurde von CSU, SPD, Grünen, FDP und drei FW-Räten mit 21:2 Stimmen gegen zwei FW-Stimmen verabschiedet. In seiner Geschäftsordnung, die demnächst erstellt wird, will sich der Gemeinderat Regeln geben, wie das Konzept behandelt und geändert werden soll.
Im Herbst 2020 gibt es eine erneute Prüfung zur Zertifizierung als „fahrradfreundliche Kommune“, wo man im ersten Anlauf wegen Untätigkeit durchgefallen war.
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