Haus­halt 2024 beschlossen, aber nicht einstimmig

31.01.2024 | Rathaus | 0 Kommentare

Aus dem Rathaus

Haupt­ta­ges­ord­nungs­punkt der ersten Gemein­de­rats­sit­zung des Jahres am 30. Januar 2024 war die Verab­schie­dung des kommu­nalen Haus­halts­plans der Gemeinde Ober­schleiß­heim für 2024 mit Prognosen für die Folge­jahre. Dafür hatte die Kämmerei unter Leitung von Larissa Mäder und unter Mitar­beit der anderen Ressorts der Gemein­de­ver­wal­tung im November 2023 einen Entwurf erar­beitet, der seitdem mit dem Finanz­aus­schuss des Gemein­de­rats disku­tiert und modi­fi­ziert wurde.

Das Gesamt­vo­lumen beträgt — entspricht unge­fähr dem letzten Jahr — 47.077.400 €, davon 34.245.700 € im Verwal­tungs­haus­halt (für die laufenden Ausgaben) und 12.831.700 € im Vermö­gens­haus­halt (für Inves­ti­tionen). Die uner­war­tete “Schlüs­sel­zu­wei­sung” vom Frei­staat in Höhe von 1.034.696 Euro, wird zur Redu­zie­rung der notwen­digen Kredit­auf­nahmen einge­setzt, so Larissa Mäder. Dass diese Zuwei­sung als Einnahme verbucht werden muss, hat aller­dings zur Folge, dass zwei Jahre später auf dieser Basis der Betrag der Kreis­um­lage für Ober­schleiß­heim erhöht wird, die die Gemeinde wiederum an den Land­kreis abführen muss. Merk­wür­dige Kreis­lauf­wirt­schaft. Die Nach­richt von der Schlüs­sel­zu­wei­sung kam erst vor kurzem im Januar. Es wurde moniert, dass diese Vorgänge noch nicht im Haus­halts­plan abge­bildet sind.

Der Haus­halts­plan ist im Detail nach­zu­lesen unter: Haus­halt­plan 2024 ff

Vor der eigent­li­chen Diskus­sion darüber gab es schon einen Austausch über die Wirt­schafts­daten zum gemeind­li­chen Hallenbad. Er wurde ausge­löst durch eine fällige neue Hallen­bad­ord­nung. Die alte stammte aus dem Jahr 1988 und war etwas anti­quiert. Offenbar war darin sogar noch von “Zucht und Sitte” bei der Bade­klei­dung die Rede. Das Hallenbad ist ein Wirt­schafts­un­ter­nehmen der Gemeinde und soll auch lt. Bürger­meister Böck unbe­dingt erhalten und weiter­ge­führt werden, weil es als Bestand­teil der gemeind­li­chen Daseins­für­sorge gilt und weil wir uns einen Neubau nicht leisten können. Gemein­derat Erich Elsner (SPD) meldete sich zu Wort, dass die Einnahmen durch Nutzung und Vermie­tung von Bahnen seiner Ansicht nach viel zu niedrig und die Repa­ra­tur­kosten viel zu hoch ange­setzt seien. Wenn es keine Schlie­ßungs­ab­sicht gebe und alle sich über den Weiter­be­trieb einig sind, dürfe dieser Betrieb nicht unnötig defi­zitär darge­stellt werden. Das löse auch Unruhe in der Bevöl­ke­rung aus. Helga Keller-Zenth und Fritz Kropp (Grüne) sahen diese Gefahr auch.

Die Entschei­dung über den Haus­halt ist eines der wich­tigsten Rechte des Gemein­de­rats. Aus diesem Anlass halten tradi­tio­nell alle im Gemein­derat vertre­tenen Parteien eine Haus­halts­rede, bei dieser Sitzung vorge­tragen von Peter Bent­hues (CSU), Irene Bogdain (SPD), Stefan Vohburger (FW), Dr. Fritz Kropp (DIE GRÜNEN), Irene Beck (FDP) und Sebas­tian Riedel­bauch (ÖDP). Einig waren sich alle in ihrem Dank für die sehr konstruk­tive und effi­zi­ente Zusam­men­ar­beit von Finanz­aus­schuss und Gemein­de­ver­wal­tung, die anders als in früheren Jahren dazu geführt hatte, dass es für den Haus­halt jetzt schon eine Beschluss­vor­lage gab und nicht erst zum letzt­mög­li­chen Zeit­punkt. Dafür bedankte sich auch Bürger­meister Böck ausdrück­lich.

Die Beur­tei­lung des Haus­halts­plans war unter­schied­lich. Die CSU befand ihn insge­samt für trag­fähig und solide, auch im Hinblick auf uner­läss­liche Inves­ti­tionen in die Infra­struktur für die zukünf­tige Entwick­lung der Gemeinde. Dadurch seien bei allem Spar­zwang die geplanten Kredit­auf­nahmen gerecht­fer­tigt. Die SPD sieht kritisch auf die immens gestie­genen Perso­nal­kosten in der Gemein­de­ver­wal­tung, bedingt durch Tarif­stei­ge­rungen, aber auch durch neue Stellen. Ein/e Klimabeauftragte/r werde zwar staat­lich geför­dert, aber eine eben­falls geplante Geschäfts­füh­rung nicht. Die Fluk­tua­tion sei zu groß (Kompe­tenz­ver­lust), die Perso­nal­füh­rung müsse verbes­sert werden. Die Schul­den­trag­fä­hig­keit der Gemeinde sei bis aufs Äußerste stra­pa­ziert. Ähnlich argu­men­tierten die Grünen. Die Verwal­tung müsse opti­miert werden. Für die geplante Geschäfts­füh­rungs­stelle, die abhelfen könnte, gebe es noch nicht einmal eine genaue Stel­len­be­schrei­bung. Auch sei man dem Vorschlag der Grünen nicht gefolgt, sich eine externe Bera­tung für einen effek­tiven Perso­nal­ein­satz und eine Opti­mie­rung der Arbeits­ab­läufe ins Haus zu holen. Einnahmen durch Gewerbe in ferner Zukunft würden viel zu opti­mis­tisch einge­schätzt. Statt dessen sollten lieber schnelle und nach­hal­tige Einnahmen gene­riert werden, z.B. durch PV-Parks. Die FDP betonte, wie wichtig Inves­ti­tionen in die junge Gene­ra­tion, z. B. durch das Kinder­haus, seien und in die Verkehrs­in­fra­struktur. Das zeige der schöne neue Radlweg. Für die Verwal­tung sei vorrangig, dass vor allem Effi­zienz und vertrau­ens­volle Zusam­men­ar­beit gestärkt werden. Alle vier Parteien stimmten trotz der vorge­tra­genen Bedenken dem Haus­halts­plan zu.

Zwei Parteien, FW und ÖDP taten das nicht. Die Freien Wähler sind der Ansicht, dass die Schul­den­last der Gemeinde schon jetzt viel zu hoch ist. Allein 2024 und 2025 seien rund 1,4 Mio € jähr­lich für Tilgung und Zinsen fällig. Wenn nicht schnells­tens die Einnahmen gestei­gert würden, könne das dazu führen, dass die Gemeinde irgend­wann ruiniert ist. Es gebe keine syste­ma­ti­sche Planung für die Orts­ent­wick­lung bis 2035. “Wir müssen raus aus dem ständig nur Reagieren und hinein ins aktive Handeln!” forderte der Frak­ti­ons­spre­cher der Freien Wähler. Nicht einmal das Kinder­haus sei gesi­chert, für den Fall, dass einer der Inves­toren, mit dem der städ­te­bau­liche Vertrag noch nicht unter Dach und Fach ist, doch noch aussteigt.

Dem Nein zum Haus­halt schloss sich die ÖDP an. Die Gemeinde sei für die nächsten 20 Jahre so mit Schulden belastet, dass weitere Kredit­auf­nahmen und Inves­ti­tionen unmög­lich und die Hand­lungs­fä­hig­keit stark einge­schränkt ist.

Der Haus­halts­plan wurde vom Gemein­derat mit 7 Gegen­stimmen abge­segnet. Der Bürger­meister war sehr erleich­tert. Andrea Wörle

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