Großer Aufwand, wenig Wirkung

29.07.2021 | Rathaus | 4 Kommentare

Weitere mobile Luft­filter Schulen und Kinder­ta­ges­stätten wird es nicht geben. Mit 17:8 Stimmen haben CSU, Grüne, FDP und drei Räte der FW gegen die SPD und drei FW-Räte einen Antrag der SPD abge­lehnt, alle Räume mit mobilen Luft­rei­ni­gern auszu­statten.

Die SPD hatte die Betei­li­gung am einschlä­gigen Förder­pro­gramm der Staats­re­gie­rung gefor­dert, „um die Schüler best­mög­lich zu schützen“. Nach der lang­wie­rigen Diskus­sion im Herbst, bei der größere Inves­ti­tionen aufge­schoben worden waren, müsse man nun „endlich Nägel mit Köpfen machen“, sagte ihr Spre­cher Florian Spirkl.

Für die Gemein­de­ver­wal­tung hatte Dritter Bürger­meister Casimir Katz (FDP) die Effekte analy­siert und bilan­zierte, dass mobile Luft­filter „den schlech­testen Nutzen zum größten Geld“ brächten. Die lüftungs­tech­nisch bedenk­li­chen Räume seien bereits ausge­rüstet und bei allen anderen gebe es mit Schutz­masken und effek­tiver Lüftung bessere Schutz­me­thoden.

Die SPD konterte, zum opti­malen Schutz sei „ein Maßnah­men­bündel notwendig“, zu dem auch die Luft­filter gehörten. Bürger­meister Markus Böck (CSU) tat das staat­liche Förder­pro­gramm, auf das die SPD aufspringen wollte, als „Alibi­maß­nahme“ ab: „Das bringt gar nichts.“

Für die CSU sagte Stefanie Hasl­beck, sie erwarte nicht, „dass die Filter einen Mehr­wert brächten“. Grünen-Spre­cher Fritz-Gerrit Kropp nannte die mobilen Luft­filter „nur eine ganz magere Krücke“.

Über­püft werden soll aber der mögliche Einbau neuer Raum­luft­technik. Dabei teilte der Bürger­meister schon mal mit, dass an der Grund­schule in der Park­sied­lung, die gerade für Millio­nen­auf­wand saniert wird, an ein neues Belüf­tungs­system nach Erkennt­nissen aus der Pandemie nicht gedacht sei.

„Das geht gar nicht“, wetterte FW-Spre­cher Stefan Vohburger. Eine derar­tige Entschei­dung hätte in der aktu­ellen Situa­tion vom Gemein­derat getroffen werden müssen, nicht auf dem Verwal­tungsweg auf der Baustelle.

Auch Spirkl wunderte sich, dass bei der Debatte vor Jahres­frist eine Prüfung lüftungs­tech­ni­scher Instal­la­tion zuge­sagt worden sei und jetzt werde berichtet, es gehe schon nicht mehr.

Beitrag teilen:

4 Kommentare

  1. Selbst­ver­ständ­lich sind poli­ti­sche Entschei­dungen keine Wahr­heiten, aber sie sollten sich schon an Fakten orien­tieren. Der Gemein­derat hat von mir umfang­reiche Quellen und Statis­tiken (im RIS verlinkt) zur Verfü­gung gestellt bekommen und in der vertieften Diskus­sion sind auch noch weitere Infor­ma­tionen von den Gemein­de­räten einge­flossen. Welche “fundierten” Erkennt­nisse der bayri­schen Staats­re­gie­rung zugrunde lagen, ist mir nicht bekannt, weil nicht veröf­fent­licht. In Baden-Würt­tem­berg sieht das anders aus.

    Wenn ich meinen persön­li­chen Weg zur Entschei­dung kurz begründen darf (nicht alle Argu­mente wurden ja im Artikel zitiert):

    Es darf in diesem Winter kein Home­schoo­ling mehr geben! Der psycho­lo­gi­sche Schaden und die Benach­tei­li­gung der Kinder ist jetzt schlimmer als die Folgen der Pandemie. Ob die Schulen aber geschlossen werden, entscheidet das Kultus­mi­nis­te­rium mit dem Gesund­heits­mi­nis­te­rium und da wurde die Ausstat­tung der Schulen bislang in keinster Weise berück­sich­tigt.

    Der beste Schutz sind geimpfte Eltern. Bei den Kindern ist eine Impfung nicht zwin­gend erfor­der­lich, da die Kinder nur in sehr sehr seltenen Fällen schwere Verläufe haben. Die Kinder haben sich in den aller­meisten Fällen außerdem zu Hause ange­steckt. Dort muss man ansetzen. Daher wäre der sinn­vollste primäre Schutz Tests, das ist statis­tisch eindeutig belegt.

    Jede nach­träg­liche sekun­däre Schutz­maß­nahme konzen­triert sich auf die Symptome statt auf die Ursa­chen. Dann sind rich­tiges Stoss-Lüften oder raum­luft­tech­ni­sche Anlagen oder Masken unge­fähr gleich gut, in Kombi­na­tion noch etwas besser. Aber Masken und Lüften sind deut­lich billiger und gelüftet werden muss ohnehin.

    Wenn nun ein Luft­rei­niger in den schlecht belüft­baren Räumen einge­setzt wird, ist das absolut sinn­voll, aber genau das wurde im letzten Winter gemacht (übri­gens ohne Umge­hung des Gemei­de­rats, wie Herr Bönne­mann behauptet). Weitere Luft­rei­niger, welche die Lüftungs­in­ter­valle vergrö­ßern sollen, müssen eine hohe Leis­tung haben. Diese Geräte sind dann entweder teuer oder zu laut oder zu groß.

    Ich hatte ein kleine leise Lösung vorge­stellt (die inzwi­schen wohl sicher nicht geför­dert werden würde), hatte über unsin­nige laute Geräte berichtet (die juris­tisch passend, aber sach­lich sinnlos wären) und über große gute Geräte (bei denen erheb­liche Folge­kosten, Platz­pro­bleme und keine ausrei­chende Förder­quote erreichbar war). Ange­sichts dieser Fakten habe ich für raum­luf­t­ech­ni­sche Anlagen plädiert, die bei etwa drei­fa­chen Kosten nun mit 80 % geför­dert nur uner­heb­lich teurer wären als die zu 50 % geför­derten unge­eig­neten Geräte und billiger als die mit effektiv 40 % geför­derten guten Geräte. Dem sind die Mehr­heit der Gemein­de­räte und der Bürger­meister dann auch gefolgt.

    Ich denke, es ist die Aufgabe aller Mandats­träger, sich sehr genau zu über­legen, wofür sie öffent­liche Gelder ausgeben. Verschwen­dung als “Reich­heits­zeugnis” ist keines­falls besser. Aber das ist eben eine persön­liche Entschei­dung jedes Einzelnen.

    Antworten
  2. Sind Luft­filter jetzt das neue Klopa­pier?

    In fast ganz Bayern werden jetzt Luft­filter für Schulen, Kinder­ta­ges­stätten und andere Einrich­tungen bestellt. In jedem Klas­sen­zimmer, jedem Grup­pen­traum soll ein Exem­plar stehen.

    Eine einfach Inter­net­suche bringt als Ergebnis, es gibt in Bayern rund 6100 Schulen, 1400 Kita und 5000 Kinder­gärten. Rechnet man 10 Stück je Schule und je 3 pro Kita/Kindergarten, ergibt sich ein Bedarf von rund 80.000 Luft­fil­tern, die in den sechs Wochen bis zum Beginn des neuen Schul­jahrs bestellt, ggf. erst noch produ­ziert, gelie­fert und in Betrieb genommen werden müssten. Glück­lich die, die recht­zeitig vor dem großen Run bestellt haben.

    Ob für die Steu­er­elek­tronik auch noch die Compu­ter­chips benö­tigt werden, die derzeit überall auf der Welt knapp oder gar nicht lieferbar sind?

    Inso­fern wäre die Bestel­lung der Gemeinde wohl in der Warte­schlange gelandet, mit Liefer­termin irgend­wann in 2022 oder noch später.

    Günter Braun

    Antworten
  3. Wieder eine Chance vertan, Kinder endlich von den Masken während des Unter­richts zu befreien.

    Schön, dass der Dritte Bürger­meister die Masken für ausrei­chend hält. Er sitzt ja auch nicht mit Maske stun­den­lang in der Schule.

    Ach ja, und lüften. Dann ist ja alles bestens. Ob die Kinder das auch so sehen?

    Der nächste Winter kommt (genauso wie die nächste Muta­tion), da weht dann kein laues Lüft­chen durchs Klas­sen­zimmer, sondern arkti­sche Kälte.

    Antworten
  4. Die Entschei­dung gegen mobile Raum­luft­filter in allen Kitas und Schulen und damit die Kinder nicht best­mög­lich zu schützen, ist ein Armuts­zeugnis unserer Gemeinde.

    Wie schon im vergan­genen Jahr wird trotz großer Ankün­di­gungen der Staats­re­gie­rung der Einsatz mobiler Filter nicht in allen Klas­sen­räumen in Bayern umge­setzt. Die Folgen einer passiven, „spar­samen“ Politik waren für viele betrof­fenen Personen in diversen Wirt­schafts­zweigen schlimm, aber für Erzie­he­rInnen, Lehre­rInnen und für Kinder sind sie eine Kata­strophe!

    In Ober­schleiß­heim wurde der SPD-Antrag vom 21.9.2020 für die Raum­luft­filter vom Bürger­meister umgangen, um dann selbst mit gemeind­li­chen Akti­vi­täten auf dieses Thema aufzu­springen. Die gemeind­li­chen Unter­su­chungen kamen, etwas verkürzt, zum Schluss, dass billige Filter zu laut wären, Hepa-Filter kein CO2 filtern könnten und die Geräte ohne Förde­rung „zu teuer“ wären.

    Mitt­ler­weile hat die baye­ri­sche Staats­re­gie­rung die fundierten wissen­schaft­li­chen Erkennt­nisse aner­kannt und stellt weitere Förder­mittel zur Verfü­gung. Die Aussage unseres Bürger­meis­ters, „das staat­liche Förder­pro­gramm, auf das die SPD aufspringen wollte, wäre eine „Alibi­maß­nahme“ — Das bringt gar nichts.“, ist in jeder Hinsicht schwach und für mich persön­lich eine Riesen­ent­täu­schung.

    Anstatt sich heute an den bereits erfolg­rei­chen Instal­la­tionen von Neubi­berg, Unter­föh­ring oder Grün­wald… zu orien­tieren und die Förder­mittel zu nutzen, stellt man sich quer. Die Schulen im gesamten Land­kreis Ebers­berg sind bereits zu 100 % mit Luft­fil­tern ausge­stattet und in Minis­te­rien, Amts­stuben, Parla­menten und vielen Betrieben wird die Wirk­sam­keit der Filter­ge­räte in der Praxis bewiesen.

    Aber eine Gemeinde, die für 240.000 € einen Kirchen­park­platz mietet, hat trotz gefähr­li­cher Delta­va­ri­ante und Urlaubs­rück­keh­rern aus Hoch­ri­si­ko­ge­bieten kein Geld zum best­mög­li­chen Schutz unserer Kinder?

    Ich hoffe auf den Protest der Eltern, einen heißen Herbst und einen milden Winter.

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert