Das neue Wohnviertel in Mittenheim soll nicht nur das größte Wohnbauvorhaben bislang in diesem Jahrhundert werden – der Anspruch ist auch, ein außergewöhnlich attraktives Areal zu kreieren. Ein Gestaltungsleitfaden hält die Ideen und Grundsätze der künftigen Bebauung dort fest, nachdem der Eigentümer und Entwickler der Siedlung, der Katholische Männerfürsorgeverein, nicht alle Baumaßnahmen selbst umsetzen wird.
Ziel des vom beauftragten Planungsbüro „Goergens Miklautz Partner“ verfassten Leitfadens sei es, „dem neuen Ortsteil einen unverwechselbaren Charakter zu verleihen“, heißt es im Vorwort, „der sich aus den besonderen Eigenarten des Standorts entwickelt“.
Die bestehen darin, dass sich westlich die Gemeindegrenze zu Unterschleißheim mit Ackerflächen bis hin zur Autobahn A92 anschließt und östlich der Berglbach mit Wiesen und alten Bäumen drum herum. Die Großsiedlung will diese Vorgaben aufnehmen und eine „intensive und barrierefreie Vernetzung der Baustrukturen mit der Landschaft“ schaffen, „ein hohes Maß an Aufenthaltsqualität und eine identitätsstiftende Sprache zur Gestaltung der Gebäude und der Freianlagen“.
Die vier neuen Wohnquartiere, die sich in Nord-Süd-Richtung aneinanderreihen, sollen dabei als gestalterische Einheit mit reichhaltigen Differenzierungen im Detail wahrgenommen werden. Im Leitfaden sind nun wesentliche Kennzeichen des Zusammenhalts sehr genau geregelt, bis hin zur vorgeschriebenen Farbgebung, andere sollen bewusst individuell gestaltet werden.
Jedes Quartier besteht aus Punkthäusern und Riegelgebäuden, die zusammen einen Binnenhof umschließen. Die Riegelgebäude sind an den Stirnseiten aufgeweitet, um mehr Wohnfläche auf der attraktivsten Wohnseite zu bieten. Überhaupt sei der rechte Winkel aus den Grundrissen verbannt, heißt es im Leitfaden ausdrücklich.
Die Wohngebäude bilden nach Westen zum freien Feld eine klare Kante und öffnen sich durch die städtebauliche Komposition dann nach Osten zur „Grünen Mitte“ des Quartiers um den Berglbach. Die Riegelgebäude, die im Westen und Norden auch für die Abschirmung der Schallimmissionen sorgen müssen, sind horizontal bis zu vier Stockwerken gestaffelt.
Großzügige Vorzonen in Form von zusammengefassten Loggien und Balkonen sollen die langen Gebäudefronten aufbrechen und gliedern. Die dreigeschossigen Punkthäuser, die als Solitäre um den Hof platziert sind, sollen mit eingeschnittenen Eckloggien ausgestattet werden. Sie sollen in jedem Quartier die gleiche Grundform erhalten, aber individuell gedreht sein.
Als Erschließung führt eine Zufahrtsstraße im Westen entlang der Quartiere und zweigt von dort in Tiefgaragen ab. Die Innenhöfe sind somit komplett autofrei. Die Freiräume in diesen Binnenhöfen, die sich nach Osten zum Grünzug entlang des Berglbachs aufweiten, sollen „vorhandene und ursprüngliche landschaftliche Typologien aufgreifen und zu identitätsstiftenden Motiven machen“.
So solle „eine organische Verzahnung von Landschaft und Urbanität mit hoher Aufenthaltsqualität und hohem Wiedererkennungswert entstehen“. Die Wohnviertel liegen erhöht gegenüber dem Gelände. Für die Übergänge werden leicht geböschte und bepflanzte Geländemodellierungen angelegt.
Für die gemeinschaftliche Nutzung sind Aufenthaltsbereiche, Möglichkeiten zur Begegnung und Spielflächen für Kleinkinder vorgesehen. Das Quartier durchzieht ein Fuß- und Radwegenetz, das an überörtliche Verbindungen andockt. Alle Dächer sollen extensiv begrünt werden.
Eine dezentrale Energieversorgung wird gerade noch geprüft. Der Bauleitplan für das Areal auf Basis dieses Leitfadens ist gerade im Genehmigungsverfahren.
Die Grafik oben aus dem Leitfaden zeigt die Möglichkeit eines der vier Quartiere mit der Erschließungsstraße links und dem Grünzug mit Berglbach rechts. (Norden ist links oben.)
Auf der Übersichtsskizze unten sind alle vier Quartiere unten angeordnet, oben die “Grüne Mitte”. In der Bildmitte ist das Haus St. Benno, rechts schließt das Gewerbegebiet am Bruckmannring an. Die Straße durchs Bild ist die Mittenheimer Straße nach Unterschleißheim.. (Norden ist hier links.)
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