11 Millionen neue Schulden

30.03.2022 | Rathaus | 0 Kommentare

Heuer wird das Rathaus wohl nicht drum rum kommen, nach rund 30 Jahren erst­mals wieder Kredite aufzu­nehmen. Im Etat steht zur Deckung einer ganzen Palette an Ausgaben ein Kredit­be­darf von 7,4 Millionen Euro, dazu kommt noch ein Über­trag von 3,4 Millionen Euro Kredit­auf­nahme, der 2021 nicht getä­tigt wurde.

Nach den mühse­ligen Vorbe­ra­tungen im Finanz­aus­schuss in fünf Sitzungen war immerhin ein mehr­heits­fä­higer Plan zustande gekommen, den Bürger­meister Markus Böck (CSU) als „sinn­voll, notwendig und zukunfts­fähig“ bilan­zierte.

„Die großen Ziele und Aufgaben können wir erfüllen“, fasste er das rund elf Millionen Euro schwere Inves­ti­ti­ons­pro­gramm zusammen, „unseren Hand­lungs­spiel­raum, den Ort lebens­wert zu gestalten, haben wir ausge­nutzt.“

Die finalen Korrek­turen zur Redu­zie­rung des Schul­den­be­darfs waren dabei größ­ten­teils finanz­tech­nisch, effektiv gespart hat der Ausschuss nur an wenigen Projekten.

Die inten­siven Bera­tungen seien „der finan­zi­ellen Situa­tion ange­messen“ gewesen, vertei­digte CSU-Spre­cherin Stefanie Hasel­beck den Bürger­meister gegen die zuvor mehr­fach geäu­ßerte Kritik, er habe den Etat zu wenig gestaltet. Die Schulden seien „eine Inves­ti­tion in die Zukunft Ober­schleiß­heims“.

Für die SPD bilan­zierte Florian Spirkl „die schwie­rigsten Etat-Bera­tungen in meinen 20 Jahren im Gemein­derat“. Er erin­nerte ange­sichts der Neuver­schul­dung an die fünf Millionen Euro, die durch eine verfehlte Anlage versenkt wurden: „Das Geld wär an der Stelle schon hilf­reich.“

Die Schulden versetzten die Gemeinde in die Lage, „einige wich­tige Inves­ti­tionen zu tätigen“. Aber für die SPD seien die in der Finanz­pla­nung aufge­zeigten Werte „die maxi­male Ober­grenze der Verschul­dung“.

Die FW wiesen einmal mehr darauf hin, dass „die Neuan­sied­lung von Gewerbe beschleu­nigt werden“ müsse, so ihr Spre­cher Stefan Vohburger. Ange­sichts der knappen Kasse sei „eine strin­gente Finanz­po­litik vonnöten“.

Grünen-Spre­cher Fritz-Gerrit Kropp prophe­zeite „eine ange­spannte Lage auf Jahre“. Auch bei einem neuen Gewer­be­ge­biet würde ein Steu­er­ef­fekt frühes­tens zehn Jahre danach eintreten. Er bedauert, dass „einige Luxus­pro­jekte nicht ernst­haft verschoben wurden“, wie etwa die Opti­mie­rung des Park­platzes vor St. Wilhelm.

Für die FDP nannte es Irene Beck „bedau­er­lich, dass sich die Gewerbe-Ansied­lung so verzö­gert“. Im Rathaus sei „eine Erhö­hung der Effi­zienz in der Verwal­tung drin­gend erfor­der­lich“.

Funda­men­tale Kritik kam von Sebas­tian Riedel­bauch (ÖDP): „Der Haus­halt ist nicht tragbar.“ Durch die Verschie­bung von Aufgaben würden die sich nicht lösen, erin­nerte er. Und da der Haus­halt jedes Jahr auf Kante genäht werde, ergäben sich nie freie Mittel.

„Wir stehen schon mit den Mitteln, die wir heuer benö­tigen würden, vor dem Desaster“, sagte er. Im Gemein­derat werde das verkannt, weshalb hier weiterhin mit „absolut unnö­tigen Beschlüssen“ die Ausgaben aufge­bläht würden. Auch bei den Inves­ti­tionen heuer würden „mit Pres­ti­ge­pro­jekten statt Pflicht­auf­gaben klar falsche Prio­ri­täten gesetzt“.

Mit 18:3 Stimmen verab­schie­deten CSU, SPD, Grüne, FDP und drei Räte der FW den Etat gegen die ÖDP und zwei FW-Räte. Der Bürger­meister kündigte an, fortan mit Quar­tals­be­richten die laufende Entwick­lung zu vermit­teln. Zudem solle vor dem Beginn von Projekten die Finan­zie­rung darge­stellt werden.

Der Etat umfasst nun 29,9 Millionen Euro im Verwal­tungs- und 11,1 Millionen Euro im Vermö­gens-Teil. Aus dem Verwal­tungs­be­trieb bleiben gerade 620.000 Euro für Schul­den­til­gung und Inves­ti­tionen übrig. Wie die Rück­lagen, die durch den Anla­ge­ver­lust nahezu leer geräumt waren, gerade konkret aussehen, kann erst nach der Schluss­rech­nung für 2021 bezif­fert werden; geplant wurde damit vorsorg­lich nicht.

Ausdrück­lich bedau­erte der Bürger­meister die Sperre von 6,5 neuen Perso­nal­stellen im Rathaus, die kurz zuvor erst beschlossen waren. „Hier wird dann bald wieder die Frage aufkommen, wie wir mit dem Bear­bei­tungs­stau umgehen möchten“, mahnte er. Mit Perso­nal­aus­gaben von 6,7 Millionen Euro sei die Gemeinde „relativ sparsam aufge­stellt“.

Auch Hasl­beck monierte, dass durch die Sperren „die Verwal­tung unnötig geschwächt“ werde. Spirkl argu­men­tierte hingegen, eine Verstär­kung des Perso­nals sei „nicht vorstellbar ohne weitere Einnahmen“. Einen Vorschlag von SPD, Grünen und FDP, die Gewerbe- und Grund­steuer zu erhöhen, war im Finanz­aus­schuss abge­blockt worden.

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