Aus dem Gemeinderat
Die nicht so gute Nachricht zuerst: Die Gebühren für Trinkwasser (Wasserwerk) und Abwasser (Kläranlage) müssen erhöht werden, bei Trinkwasser um 4 % und bei Abwasser um 19 %. Das wurde vom Gemeinderat am 21. November 2023 nach lebhafter Diskussion schließlich einstimmig beschlossen. Es geschah auf der Basis der Kostenaufstellungen, die von Kämmerin Larissa Mäder vorgestellt wurden. Einen erheblichen Kostenfaktor stellt in beiden Fällen die Verpflichtung der Gemeinde dar, für den Ausbau der A92 und das geplante Autobahnkleeblatt Leitungen umzulegen.
Die Gemeinde kommt nicht darum herum, sondern ist sogar gesetzlich dazu verpflichtet, die Kosten dafür (1,4 Mio €, die wir nicht haben) vorzuhalten und einzuplanen, auch wenn noch völlig offen bzw. angesichts der aktuellen Lage erst recht unwahrscheinlich ist, ob bzw. dass es je zu diesem im Bundesverkehrswegeplan definitiv nicht priorisierten Autobahn-Ausbau kommt. Da Wasserwerk und Kläranlage im Gemeindebesitz sind, müssen die Kosten auf die Bürger umgelegt werden.
Ein kleiner Trost: Wir bewegen uns nach der Erhöhung immer noch auf dem durchschnittlichen Niveau vergleichbarer Gemeinden. Und solange es keinen Planfeststellungsbeschluss geschweige denn einen Baubeginn für den Autobahnausbau gibt, wird auch nicht gebaut. Dass diese Vorgehensweise als solche zu Lasten der Kommunen absurd ist, bleibt unbenommen.
Die gute und deutlich preiswertere Nachricht: Man hat sich auf die Namen von vier Straßen verständigt, die im neuen Wohnquartier Mittenheim West entstehen. Vorgabe für die Vorschläge: 1. möglichst gleich viele Männer und Frauen und 2. räumlicher und sozialer Zusammenhang zu Oberschleißheim. Im Ergebnis haben wir — anders als im restlichen Gemeindegebiet, jedenfalls bei den Straßennamen — sogar einen Frauenüberschuss.
Es müsste eigentlich ein frommes Quartier werden, denn es sind lauter kirchliche Persönlichkeiten: Schwester Mirella (Trägerin der Bürgermedaille) und Schwester Ingela, beide von den Niederbronner Schwestern, beide Jahrzehnte in der Kinderbetreuung und Kranken- und Altenpflege in Oberschleißheim tätig, sehr beliebt und älteren Schleißheimern noch gut bekannt, sowie Imma Mack (Trägerin der Auszeichnung München leuchtet) von den Armen Schulschwestern, die im KZ Dachau heimlich Häftlinge versorgte, und der katholische Priester Adolf Mathes, 1950 Begründer des Katholischen Männerfürsorgevereins.
Jemand, von dem ich persönlich noch nie gehört hatte, stand auch in der engeren Auswahl, fiel aber durch: ein gewisser Karl Prinz Biron. Von ihm hatte Adolf Mathes das Gelände für den Männerfürsorgeverein erworben. Die Vorfahren von Karl Prinz Biron von Kurland (1918–1989) haben ab dem 17. Jh. von Kurland im heutigen Lettland aus unter polnischer und russischer Herrschaft rasant Karriere gemacht, höchste Adelstitel und viele Ländereien im Deutschen Reich erworben, offenbar auch in Oberschleißheim. Im 20. Jh. hat sich die Familie dann nazifreundlich gezeigt. Das ist auch für Straßennamen nicht passend. Andrea Wörle
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