Neubau­ge­biete erfor­dern ernorme Folge­maß­nahmen

22.01.2021 | Rathaus | 1 Kommentar

Wer zahlt die Nachol­ge­lasten der geplanten Neubau­ge­biete auf die Infra­struktur? Eine Studie hat ermit­telt, dass durch die neue Sied­lung in Mitten­heim und die beiden Bauge­biete an Kreuza­cker und Schä­fer­anger mittel­fristig wahr­schein­lich fünf neue Grund­schul­klassen, zehn Gruppen in Kinder­ta­ges­stätten und knapp hundert Hort­plätze erfor­der­lich würden.

Damit müsste mindes­tens eine neue Kinder­ta­ges­stätte entstehen, wahr­schein­lich zwei. Bislang war man im Rathaus offenbar davon ausge­gangen, dass die neue Kinder­ta­ges­stätte, die zum sozialen Konzept des neuen Vier­tels Mitten­heim gehörte, für den Bedarf schon irgendwie ausrei­chen werde.

Der neue Bürger­meister Markus Böck (CSU) befand nun, diese gewal­tigen Dimen­sionen sollten nicht auf ein Gebäude fokus­siert werden. Außerdem könnten die beiden inner­ört­li­chen Neubau­ge­biete dann erst gebaut werden, wenn in Mitten­heim das Kinder­haus steht.

Vor der Auswei­sung der Neubau­ge­biete an St. Marga­re­then­straße und Schä­fer­anger hatte der Gemein­derat die beiden Immo­bi­li­en­ge­sell­schaften immerhin auf “die Tragung der ursäch­li­chen Kosten verpflichtet, werden durch das Vorhaben soziale Infra­struk­tur­maß­nahmen erfor­der­lich“.

Bislang war dieser Aspekt aber noch nie weiter verfolgt worden. Nun schlug die Gemein­de­ver­wal­tung vor, die Infra­struk­tur­lasten dadurch abzu­de­cken, dass beiden aufge­geben werden solle, in ihren Quar­tieren die jeweils nötige Plätze zur Kinder­be­treuung vorzu­sehen.

Die beiden Bauträger hätten nach Gemein­de­an­gaben die infra­struk­tu­rellen Folge­kosten gemäß vertrag­li­cher Verpflich­tung zuge­sagt; ablehnen würden sie frei­lich, im finalen Planungs­sta­dium plötz­lich grund­le­gend umzu­steuern und Platz für eine KiTa vorzu­sehen.

Auch im Gemein­derat wurde dies kritisch gesehen. Genauso, wie eine Sammel-KiTa für den gesamten Bedarf über­di­men­sio­niert sei, wäre eine Lösung für jedes Viertel zu klein­teilig, argu­men­tierte Florian Spirkl für die SPD. Die Genossen schlugen vor, die Bauträger nur zur Kasse zu bitten und dann ein neues Kinder­haus beim Hallenbad zu erstellen, wo jetzt die Mittags­be­treuung der Nach­bar­schafts­hilfe ange­sie­delt ist.

Die FW rügten, dass ihr früherer Vorschlag, in den Neubau­ge­bieten Grund für die Gemeinde zu erstehen, nicht verfolgt worden sei. „Dann hätten wir jetzt das Problem nicht, sondern könnten dort eine KiTa bauen“, sagte ihr Spre­cher Stefan Vohburger.

Hans Negele (FW) erin­nerte, dass vor dem jüngsten groß­flä­chigen Bauge­biet an der Hirsch­pl­a­n­allee sehr wohl Grund­ab­tre­tungen durch die Bauträger gefor­dert worden seien, mit denen die Gemeinde dann Folge­lasten finan­ziert habe. Dies sei diesmal versäumt worden. Jetzt werde jede Lösung wieder zu einer Verzö­ge­rung des Verfah­rens führen.

Unge­achtet des Umgangs mit den nötigen Kinder­ta­ges­stätten bleibe ohnehin die Frage nach Schul- und Horter­wei­te­rung akut, erin­nerten SPD und FW, denn die könnten keines­falls von den jewei­ligen Bauträ­gern quar­tiers­be­zogen errichtet werden.

Mit 16:5 Stimmen entschieden FW, SPD, Grüne und FDP gegen den Bürger­meister und die CSU, eine Entschei­dung zu vertagen, um zunächst zu klären, ob und wo die Gemeinde selbst Kinder­ta­ges­stätten errichten könne, etwa beim Hallenbad, wie von der SPD ange­regt.

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1 Kommentar

  1. Die Gemeinde hat seit September 2016 einen Grund­satz­be­schluss über Verfah­rens­grund­sätze für Bauleit­pla­nungen im gesamten Gemein­de­ge­biet gefasst. Die Bauver­wal­tung hat sich voll­um­fäng­lich an diese Vorgaben gehalten und einen entspre­chenden Beschluss­vor­schlag vorbe­reitet, der nun von den Bauträ­gern heftig kriti­siert wird, obwohl es die Pflicht der Bauträger ist, Kinder­gar­ten­plätze laut Sozi­al­ge­rechter Boden­nut­zung (SoBoN) selbst bereit­zu­stellen.

    Dass Bauträger an Gewinn­ma­xi­mie­rung größtes Inter­esse haben, ist ihr gutes Recht, dass die Gemeinde aber enorme Nach­fol­ge­lasten und einen erwei­terten Infra­struk­tur­be­darf durch die beiden Bauge­biete hat, wollen diese Herr­schaften aber nicht wahr­haben.

    Ein über 50 Seiten langes Gutachten zeigt auf, welchen Bedarf an Kinder­ta­ges­ein­rich­tungen beide Bauge­biete auslösen. Sollten die Bauträger mit ihrer Forde­rung durch­kommen, keine Kitas und andere Ursäch­lich­keiten bauen zu müssen, wäre dies ein Präze­denz­fall für alle weiteren künf­tigen Bauge­biete!

    Zudem ist es eine Zumu­tung für hinzu­ge­zo­gene Fami­lien, ihre Klein­kinder in den Kiga nach Mitten­heim (der noch nicht gebaut ist) bringen zu müssen.

    Warum verfährt man bei den 230 Wohn­ein­heiten (Bauge­biet Kreuza­cker) nicht so wie seiner­zeit an der Hirsch­pl­a­n­allee? Hier hat die Gemeinde 12.000 m² für ein Sechstel des Bauland­preises erworben bei nur 165 Wohn­ein­heiten, mit dem Erlös konnte sie die Infra­struktur herstellen. Laut SoBoN wäre dies möglich!

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