Kleines Zahlen­kud­del­mud­del­chen

15.01.2019 | Rathaus | 2 Kommentare

Massive Kritik an Bürger­meister Chris­tian Kuch­l­bauer (FW) hat insbe­son­dere die SPD nach dem Abbruch der Haus­halts­be­ra­tungen im Finanz­aus­schuss des Gemein­de­rats vorge­bracht. In einer Stel­lung­nahme schimpfen die Genossen über „Kuch­l­bauers Haus­halts-Chaos“ und rügen „schlam­pige Vorbe­rei­tung“. Die CSU hatte schon in der Sitzung den Abbruch wegen mangel­hafter Vorbe­rei­tung durch den Bürger­meister gefor­dert und die Grünen hatten sich unmit­telbar danach­über die Mängel empört gezeigt.

„Der Bürger­meister konnte keine seriösen Zahlen liefern“, monierte Helga Keller-Zenth (Grüne). Aus der Gemein­de­ver­wal­tung hatte es zunächst geheißen, ledig­lich aus der noch nicht fertigen Abrech­nung 2018 hätten noch Zahlen gefehlt. Offenbar war aber bei länger­fris­tigen teuren Projekten gleich mehr­fach nicht klar, wie viel Geld 2019 einge­setzt werden sollte und wie viel noch von 2018 in soge­nannten Haus­halts­aus­ga­be­resten übrig war.

Zudem sollen Ansätze im Etat ohne Erklä­rung deut­lich von den Summen abge­wi­chen sein, die bei den inhalt­li­chen Bera­tungen der Inves­ti­tionen beschlossen worden waren. Von einigen Zahlen in seinem Haus­halts­ent­wurf soll sich auch Kuch­l­bauer über­rascht gezeigt haben. Peter Lebmeir (CSU) hatte im Ausschuss schluss­end­lich den Abbruch der Bera­tungen gefor­dert: „Auf dieser Basis ist keine seriöse Bera­tung möglich.“

Die SPD summierte nun in einer von ihrem Frak­ti­ons­vor­sit­zenden Florian Spirkl gezeich­neten Erklä­rung “ekla­tante Diffe­renzen, die sich aus den uns vorge­legten Unter­lagen nicht erklären ließen.“ Die urei­gene Aufgabe des Bürger­meis­ters, bei der Aufstel­lung des Haus­halts die Abstim­mung zwischen den Refe­raten der Gemein­de­ver­wal­tung zu steuern, sei offen­kundig „unge­nü­gend“ geleistet worden.

Kuch­l­bauer sagte auf Anfrage, die vorge­legten Zahlen seien „nicht mangel­haft“ gewesen. Ledig­lich die Angaben aus der Jahres­rech­nung 2018 hätten zu dem frühen Zeit­punkt im Jahr noch nicht vorliegen können. Den Zeit­punkt hatte aller­dings er ange­setzt. „Ein Zahlen­kud­del­muddel“ räumt der Bürger­meister frei­lich ein. Demnach hätten wohl Sach­be­ar­beiter Zahlen im Etat ohne seine Kenntnis abge­än­dert.

Die Freien Wähler finden den Abbruch der Bera­tungen und die anschlie­ßende Kritik „zu dras­tisch“, wie ihr Vorsit­zender Hans Hirsch­feld auf Anfrage sagte. In der Ausschuss­be­ra­tung hätte man „urplötz­lich so einen Druck auf die Verwal­tung aufge­baut”, schil­dert er, das sei “nicht gut”. Speziell Lebmeir könne “wohl nicht mit einer Verwal­tung umgehen“. Für Hirsch­feld hätten die anderen Grup­pie­rungen mit der Attacke auf den Bürger­meister ledig­lich „den Wahl­kampf eröffnet“.

Für die Fort­set­zung der Bera­tungen am 28. Januar erwartet die SPD nun „eine der Verant­wor­tung eines Bürger­meis­ters entspre­chende Vorbe­rei­tung des Haus­haltes unserer Gemeinde“. Zuletzt seien die Mitglieder des Finanz­aus­schusses, alle­samt ehren­amt­lich und in ihrer Frei­zeit mit dem Etat befasst, “offen­sicht­lich besser vorbe­reitet gewesen als Bürger­meister Kuch­l­bauer“, spottet die SPD, das sei vom haupt­amt­lich damit beschäf­tigten Bürger­meister „respektlos”.

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2 Kommentare

  1. „Ja is denn scho Kommu­nal­wahl“? Diese Frage stellt sich, wenn man die Presse der letzten zwei Wochen verfolgt. Nun wird wieder mit dem Finger auf die „Anderen“ gezeigt, was die alles falsch machen.
    Ich weiß zwar nicht, was damit bezweckt wird, aber wenn ich mich so umhöre, spielt dies bei einer Wahl meis­tens keine Rolle. Viel wich­tiger wären die Themen Verkehr, Bildung, Schulen, Kinder­garten. Das inter­es­siert die Leute. Für was ist wer und in welcher Form?
    Es wird sich keiner dafür inter­es­sieren, wie hoch die Haus­halts­reste sind. Wobei die bei der Erstel­lung des Haus­halts nach meiner Erfah­rung summen­mäßig nur eine unter­ge­ord­nete Rolle spielen. Da erregt es schon mehr Aufmerk­sam­keit, „wie läuft es denn so im Rathaus?“ Da gibt mir doch die Aussage von Herrn Kuch­l­bauer (“Kleines Zahlen­kud­del­mud­del­chen”) zu denken: „„Ein Zahlen­kud­del­muddel“ räumt der Bürger­meister frei­lich ein. Demnach hätten wohl Sach­be­ar­beiter Zahlen im Etat ohne seine Kenntnis abge­än­dert.“ Für mich stellt sich dann die Frage, kann es richtig sein, wenn die Sach­be­ar­beiter tun können, was sie wollen, ohne dass der Vorge­setzte (Bürger­meister) infor­miert wird? Dies deutet auf ein rich­tiges Chaos hin, zumin­dest aber auf orga­ni­sa­to­ri­sche Mängel.
    Befrem­dend wirkt für mich die Aufzäh­lung der zu finan­zie­renden geplanten Maßnahmen für den Haus­halt der Gemeinde. Herr Bach­huber (Online­zei­tung) schreibt: “In den Etat müssten die Sanie­rung der Brücke Mitten­heimer Straße, des Hallen­bads, der Grund­schule Park­sied­lung, die Auswei­sung und Erschlie­ßung von Neubau­ge­bieten, der Bau des Wohn­heims am Frau­en­feld, der Fort­gang des Neubaus des Kinder­horts, der Kauf von drei Feuer­wehr­fahr­zeugen plus der laufende Klein­kram. Dazu haben Parteien und Vereine Wunsch­listen einge­reicht, die vom Neubau eines Hauses für Vereine, Bau eines Gymna­siums über die Opti­mie­rung des Skater­parks bis zu einer neuen Fahr­zeug­halle für die DLRG reichen und in der Summe mehrere Millionen verschlängen.“
    Ein mitt­lerer zwei­stel­liger Millio­nen­be­trag wäre nach meiner Ansicht erfor­der­lich. Aber woher kommt das Geld?
    Ist die Finan­zie­rung gesi­chert? Bleiben die frei­wil­ligen Leis­tungen erhalten? Ich kann mich nicht erin­nern, dass Steu­er­ein­nahmen in der Vergan­gen­heit in dieser Größen­ord­nung zur Verfü­gung standen. Ich weiß nicht, was sich geän­dert hat, dass sie in den nächsten Jahren zur Verfü­gung stehen. Gibt es einen Gold­esel?
    Nachdem ich mehr­fach auf den Leser­brief von Chris­tian Kuch­l­bauer vom 23.1.2019 in der Schleiß­heimer Online-Zeitung ange­spro­chen wurde: Dies steht unter Punkt 5 im Proto­koll des Vereins­stamm­ti­sches:
    Vom Bürger­meister: Gewer­be­standort zwischen OSH und USH, BMW hat Inter­esse, Entschei­dung ca. Ende Jan. bis Anfang Feb., welcher der drei Stand­orte in Frage kommen.
    Emil Köbele

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  2. Die CSU-Frak­tion Ober­schleiss­heim weist darauf hin, dass es auf Basis der vorge­legten Zahlen nicht möglich war, die Finanz­pla­nungen solide und mit der erfor­der­li­chen Sorg­falt weiter­zu­führen. Konse­quen­ter­weise hat Herr Lebmeir einen Antrag gestellt, die Bera­tungen abzu­bre­chen, um sie dann mit aktua­li­sierten Zahlen fort­zu­führen. Alle Frak­tionen des Gemein­de­rates — mit Ausnahme der FW — sind diesem Antrag gefolgt.
    Die CSU-Frak­tion erlaubt sich an der Stelle den Hinweis, dass Herr Hirsch­feld nur auf Basis von Berichten seiner Frak­tion den Finanz­aus­schuss und den Antrag von Herrn Lebmeir kommen­tieren kann. Er selber war an beiden Tagen nicht anwe­send.

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