Inves­ti­tionen auf stand-by

17.03.2022 | Rathaus | 1 Kommentar

Zur Konso­li­die­rung des aus den Fugen gera­tenen Gemein­de­haus­halts wurde im Finanz­aus­schuss der Gift­schrank verpönter Maßnahmen weit geöffnet: Erhö­hung der Steu­er­sätze, Schlie­ßung des Hallen­bads, Einstel­lungs­stopp für das Rathaus. Ob es so weit kommt, dazu hat sich das Gremium ein weiteres Mal vertagt.

Drei Abende lang hatte der Ausschuss den Etat­ent­wurf beraten und dabei in Summe über­haupt nichts bewegt; am Ende stand ein Kredit­be­darf von 21 Millionen Euro für 2022/23, eine Summe, die als untragbar bewertet wurde. Nun legte Bürger­meister Markus Böck (CSU) einen Entwurf vor, in dem die Neuver­schul­dung auf 13,6 Millionen Euro auf zwei Jahre redu­ziert worden war. Das sei nun „ein Weg, den wir sehr gut gehen könnten“, empfahl er.

Das ging jetzt aber dem Finanz­aus­schuss nicht weit genug. Das Gremium, das zuvor an drei Abenden bei größeren Ausgaben keine Kürzungen vorge­nommen hatte, forderte nun im redu­zierten Entwurf weitere Einspa­rungen. Die Ansätze waren aller­dings konträr. SPD, Grüne und ÖDP forderten, vorrangig im Verwal­tungs­auf­wand zu sparen, die FW plädierten für eine Redu­zie­rung der Inves­ti­tionen.

Der Verwal­tungs­etat, in dem der Betrieb des Rathauses abge­bildet ist, geht im aktu­ellen und den mittel­fris­tigen Entwürfen eini­ger­maßen pari aus. Aller­dings müssen dort auch Zins und Tilgung erwirt­schaftet werden. Folg­lich brauche die Gemeinde „mehr Luft im Verwal­tungs­haus­halt“, forderte SPD-Spre­cher Florian Spirkl, „sonst können wir uns nicht an so massive neue Schulden wagen.“

Peter Bent­hues (CSU) lehnte es ab, zur Erhö­hung des Über­schusses im Verwal­tungs­etat an Ausgaben etwa fürs Personal zu sparen. „Wir haben nie zu den reichen Gemeinden gehört“, sagte er, „aber ich möchte zu den gut verwal­teten Gemeinden gehören“. Die Über­träge aus dem Verwal­tungs­etat seien seit Jahren auf Kante genäht.

Der Haupt­aus­schuss hatte zum Auftakt der Etat-Bera­tungen acht neue Stellen geneh­migt. Grund­lage des Spar­ent­wurfs von Böck war nun, drei dieser Stellen mit einem Sperr­ver­merk zu belegen und daher bis auf Weiteres nicht zu besetzen, sofern sich nichts Sensa­tio­nelles an der Finanz­lage ändere.

Unter den gesperrten Stellen ist auch die seit Jahren heiß debat­tierte Posi­tion eines Wirt­schafts- und Touris­mus­för­de­rers, die nun seit Jahren geneh­migt ist, aber nie besetzt wurde. SPD und Grüne fordern weitere Stel­len­sper­rungen.

Den Kniff, um die Inves­ti­tionen zu entzerren, die bei den ersten Bera­tungen durch die Bank als unver­zichtbar und unauf­schiebbar bewertet worden waren, erläu­terte der Bürger­meister so: Man habe „einige Maßnahmen auf die Seite geschoben“.

So seien sie aus dem Etat verschwunden, würden aber in einer noch zu beschlie­ßenden Prio­ri­sie­rung “mit erhöhtem Kontroll­me­cha­nismus” dann ange­packt, wenn andere Ausgaben verschoben werden müssten oder mehr Geld einginge als erwartet.

Welche das konkret sind oder wie die Prio­ri­täten gewichtet werden, darüber wurde noch nicht beraten. Bei einer erneuten Sitzung am Dienstag, 22. März, sollen alle Frak­tionen nun ihre konkreten Vorschläge ebenso zur Abstim­mung stellen wie der Bürger­meister seine Verschie­bungs-Liste und dann wird entschieden.

In Leser­mails auf der schleissheimer-zeitung.de und erneut zum Auftakt der neuer­li­chen Sitzung hatte sich Böck Kritik anhören müssen, weil er zu den Bera­tungen den nicht annehm­baren Entwurf vorge­legt habe. „Drei Abende sind wir an einer Luft­nummer gesessen“, schimpfte Helga Keller-Zenth (Grüne).

Böck sagte, man habe durchaus im Vorfeld den Verwal­tungs­etat intern so bear­beitet, dass er ausge­gli­chen gewesen sei. Bei den Inves­ti­tionen habe man aufzeigen wollen, wie die Lage sei.

Bei der Erar­bei­tung des redu­zierten Vorschlags habe man nun „jeden einzelnen Sach­be­ar­beiter zu jedem Posten abge­fragt“. Bei der Bewer­tung der Inves­ti­tionen habe man sogar die Konven­tio­nal­strafen berechnet, wenn man Aufträge strei­chen würde.

„Zwei Tage war ich echt verzwei­felt“, bekannte er. Mit den Verschie­bungen auf die Stand-by-Liste sei die Lage nun aber „nicht aussichtslos“. Nun gab er die Rüge zurück und zeigte Unver­ständnis, dass er „einen gang­baren Weg aufge­zeigt“ habe und jetzt wieder in die Bera­tungen einge­stiegen werden soll, die an drei Abenden nichts gebracht hatten.

Er kündigte an, man werde mit der neuen Gemein­de­käm­merin die Haus­halts­pläne künftig „mit ganz anderer Syste­matik“ aufstellen. Zudem seien „noch Stell­schrauben drin, die noch nicht ange­packt wurden“. Er nannte das Hallenbad, das im Betrieb ein jähr­li­ches Defizit von 600.000 Euro verur­sache und laut Gutachten ohnehin kurz vor dem Kollaps stehe.

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1 Kommentar

  1. Sparen ist immer nicht einfach. Es gilt, die rich­tigen Schwer­punkte zu setzen.

    Eine Schlie­ßung des Hallen­bades sollte aber nicht dazu gehören. Nicht nur als ein wesent­li­cher Baustein der Daseins­vor­sorge für eine leben­dige Gemeinde. Vor allem aber auch als unver­zichtbar für die Schwimm-Ausbil­dung der Kinder.

    Eine gering­fü­gige Erhö­hung des Eintritts­ent­gelts würden sicher auch die gesund­heits­be­wussten Nutzer akzep­tieren.

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