Oberschleißheim soll einen richtigen Bahnhofsvorplatz bekommen. Im Städtebauförderprojekt „Soziale Stadt“ soll ein internationaler Architektenwettbewerb eine grundlegend überarbeitete Platzgestaltung liefern, mit dem “das Bahnhofsumfeld seinen technischen Anforderungen und der gestalterischen Rolle wieder gerecht wird“.
Neu geregelt werden sollen damit die Grundlagen wie die Anordnung der Bushaltestellen und die innere Erschließung zwischen S‑Bahn und weiterführenden Verkehrsmitteln inclusive durchgängiger Barrierefreiheit, ebenso die Straßen- und Wegeführung für Fußgänger, Radfahrer, Autos und Busse.
Die Radlständer sollen mehr und moderner werden, aktuelle Anforderungen wie Leihradstation, Car-Sharing-Stellplätze oder e‑Zapfstellen sollen integriert werden. Und dann soll der Platz auch optisch aufgehübscht werden und Aufenthaltsqualität erhalten.
Neben den technischen und inhaltlichen Anforderungen an die Ausstattung gibt der Wettbewerbstext auch vor, dass „ein repräsentativer Bahnhofsvorplatz entstehen soll, der als solcher wahrnehmbar ist und als Ankommenspunkt für Oberschließheim dient“.
Gewünscht werde „ein begrünter Bahnhofsvorplatz hinsichtlich Verschattung, Mikroklima und Vermeidung von sommerlicher Überhitzung“ mit „einheitlicher attraktiver Gestaltung mit verschiedenen Nutzungsbereichen: Warten, Treffen, Ausruhen“.
Die Rahmenvorgaben für den Wettbewerb hat der Gemeinderat jetzt einstimmig durchgewunken. Anfang 2021 soll der Wettbewerb gestartet werden, an dem sich europaweit 15 Büros beteiligen können. Das Preisgericht wird mit sieben Stadtplanern und Landschaftsarchitekten bestückt sowie dem Bürgermeister und sechs Gemeinderäten.
Die Wettbewerbsentwürfe sollen Anfang Juni eingereicht werden, Anfang Juli tagt dann das Preisgericht. Ende 2021 könnte der fertige Planentwurf stehen.
Im Gemeinderat regten Peter Benthues und Casimir Katz an, ausdrücklich auch die Option vorzusehen, einzelne Funktionen oder Ausstattungsteile in den Untergrund zu verlegen. Die Anregung an die Planer wird nun in den Vorgaben ergänzt, allerdings mit der Anforderung, die zwangsweise entstehenden Mehrkosten auch durch einen Mehrwert in der Planung zu rechtfertigen.
Nicht verzichten will der Gemeinderat auch auf den Flötenspieler-Brunnen. Der Wettbewerb sollte den Teilnehmern völlig freie Hand lassen und bezeichnete den Brunnen wie auch das Mosaik des Gemeindewappens jenseits der Mittenheimer Straße als Verfügungsmasse, die eingeplant oder entfernt werden könnten.
Benthues monierte, dass sich mindestens der Brunnen „gut eingebürgert“ habe, er werde „von der Bevölkerung liebevoll angenommen“. Die Ausschreibung wird nun dahingehend korrigiert, dass der Brunnen erhalten werden müsse, allerdings könne er verschoben werden.
Es ist ein sehr ambitionierter Plan, der zweifellos den Bahnhofsplatz funktionaler und attraktiver machen wird, selbst wenn sich nicht alles umsetzen lässt, was angedacht ist.
Allerdings hat der Bahnhof ja noch eine andere Seite, diejenige, auf der die Besucher unserer Sehenswürdigkeiten aussteigen, wenn sie mit der S‑Bahn kommen. Denn diese Sehenswürdigkeiten liegen alle östlich der Bahnlinie. Ich wohne an der Mittenheimer Str. auf Höhe der Brücke und werde regelmäßig gefragt, geht’s hier zum Schloss oder geht’s hier zur S‑Bahn. Kleine Hinweisschilder sind zwar vorhanden, aber offensichtlich unzureichend. Es gibt zwar ein Hinweisschild für die Rotdornstr., aber keines für die Mittenheimer.
Zudem lässt die Ästhetik sehr zu wünschen übrig. Die Unterführung ist regelmäßig ziemlich verschmutzt, um nicht zu sagen, versifft, derzeit auch wieder mit reichlich Fuck-irgendwas-Grafitti. Ein Ortsplan hängt aus, aber recht unauffällig, zumal, wenn man die Straße direkt und nicht über die Bushaltestelle quert. Eine große Plakatwand mit Bildern, Wegweisung und Hinweisen z. B. auf das Tourismusbüro und Restaurants würde das Ganze erheblich übersichtlicher machen, womöglich dazu noch eine Blumenrabatte.
Ohne großen Aufwand lässt sich hier für die Touristen, über die wir uns ja freuen, nicht nur, weil sie kommen, sondern auch noch, weil sie umweltbewusst kommen, mit dem ÖPNV und nicht mit dem Auto, ein erheblich ansprechenderes Entree gestalten. Das sollte meiner Meinung in die Planungen miteinbezogen werden.