Deckungs­lücke 21 Millionen

11.03.2022 | Rathaus | 1 Kommentar

Dass nach 26 Jahren konstantem Schul­den­abbau das Rathaus auch mal wieder Kredite aufnehmen würde, ist schon seit geraumer Zeit Konsens im Gemein­derat. Jetzt aber tut sich eine Lücke auf, die alle Vorstel­lungen sprengt. Die drei­tä­gigen Etat­be­ra­tungen im Finanz­aus­schuss endeten mit einem Fehl­be­trag von 21 Millionen Euro für 2022/23.

„Eigent­lich ist alles notwendig“, bilan­zierte Bürger­meister Markus Böck die Zusam­men­stel­lung der Ausgaben. Den einen großen Kosten­treiber gibt es dabei nicht, viel­mehr entsteht die phan­tas­ti­sche Summe durch eine bunte Aufsum­mie­rung: Verschlepptes ist nun ebenso aufge­laufen wie Ausgaben, die während des Kassen-Stopps im Lock­down auf Eis lagen, unab­weis­bare Pflicht­auf­gaben ebenso wie begon­nene Projekte im Fluss.

Der Verwal­tungs­be­trieb der Gemeinde erwirt­schaftet im Planungs­an­satz keinerlei Unter­stüt­zung für die Ausgaben, viel­mehr ist schon dieser Etat-Teil auf Kante genäht. Die signi­fi­kan­testen Stei­ge­rungen weisen die Perso­nal­aus­gaben auf, die anhand neuge­schaf­fener Stellen erneut klet­tern werden, auf theo­re­ti­sche 7,3 Millionen Euro; 2019 waren sie noch bei 5,9 Millionen Euro gelegen.

Die Gemeinde kalku­liert einmal mehr vorsichtig mit knapp sieben Millionen Euro Einnahmen aus der Gewer­be­steuer. 2021 waren durch Sonder­ef­fekte im Gefolge der Corona-Regeln rund neun Millionen Euro einge­gangen.

Dieses über­ra­schende Zubrot verhin­derte dann, dass im Haus­halts­vollzug 2021 die Erspar­nisse komplett aufge­braucht werden mussten. Nach dem Anlage-Verlust beim Crash einer Bank war das Vermögen der Gemeinde fast dahin gewesen.

Wie viel Rück­lagen das Rathaus jetzt genau hat, weiß die Gemeinde offenbar selbst nicht. Die neue Kämmerin Larissa Mäder ist wohl noch dabei, hier einige Doppel­bu­chungen der vergan­genen Jahre zu berei­nigen.

Bei den Inves­ti­tionen stehen nun beschlos­sene, zuge­sagte und teil­weise schon beauf­tragte Ausgaben an wie die Umge­stal­tung des Bahn­hofs-Vorplatzes, die Voll­endung der Orts­mitte mit dem Markt­platz, die Umge­stal­tung des Park­platzes vor der Kirche St. Wilhelm oder der Breit­band­ausbau für Baders­feld.

Unum­gäng­lich ist ein neues Kinder­haus, bereits im Bau ist ein Wohn­ge­bäude mit Mitar­bei­ter­woh­nungen. Mindes­tens im Perso­nal­ge­bäude am Senio­ren­park und in der Sport­halle Jahn­straße müssen unum­gäng­liche Sanie­rungen größeren Volu­mens durch­ge­führt werden. Neue Feuer­wehr-Fahr­zeuge stehen zur turnus­mä­ßigen Beschaf­fung an.

Und das Staat­liche Bauamt verlangt von der Gemeinde, ihre Versor­gungs­lei­tungen für Baders­feld so zu verlegen, dass das Baufeld für den Neubau der Auto­bahn-Anschluss­stelle frei wird; Kosten rund eine Million Euro.

Man habe die Ausgaben „im Vorfeld sorg­fältig prio­ri­siert“, sagte der Bürger­meister, dann aber doch mit der horrenden Deckungs­lücke vorge­legt. Rund zehn Stunden Bera­tung im Finanz­aus­schuss über drei Sitzungs­abende halfen auch nicht weiter; weder konnte der Verwal­tungs­be­trieb gestutzt werden, um Über­schüsse zu errei­chen, noch wurden Ausgaben gestri­chen.

Am nächsten Mitt­woch legt der Ausschuss nun eine Sonder­schicht ein, um einen akzep­ta­blen Etat für 2022 hinzu­be­kommen.

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1 Kommentar

  1. Sehr geehrter Herr Bach­huber,
    sehr geehrte Lese­rinnen und Leser,

    Die Haus­halts­lage der Gemeinde Ober­schleiß­heim zeigt sich aktuell sehr drama­tisch. Nach den drei Sitzungen des Finanz­aus­schusses, wo nur klei­nere Posi­tionen in den Haus­halten gestri­chen wurden, müssen nun sämt­liche Baumaß­nahmen, die noch nicht beauf­tragt sind, auf den Prüf­stand.

    Ein Beispiel ist aus unserer Sicht das neu geplante Kinder­haus, welches aktuell den Haus­halt nach Abzug der Förde­rungen mit ca. 2,5 Mio. Euro belastet. Den Haupt­grund des Neubaus bilden die geplanten neuen Wohn­ge­biete am Kreuza­cker. Wir haben schon immer darauf hinge­wiesen, dass die Inves­toren auf ihren eigenen Grund­stü­cken die Kinder­be­treu­ungs­ein­rich­tungen nach­weisen müssen, und waren gegen einen Nach­weis auf Grund­stü­cken der Gemeinde.

    Für das geplante Kinder­haus würde die aktuell noch in gutem Zustand befind­liche, gemein­de­ei­gene Mittags­be­treuung (ehemalig HPCA) abge­rissen werden und dies für aktuell zusätz­lich 2 Grup­pen­räume. Dies ist aus unserer Sicht in unserer finan­zi­ellen Situa­tion nicht leistbar.

    Das aktu­elle Gebäude könnte güns­tiger erwei­tert werden und die Bauträger am Kreuza­cker müssen ihre Kinder­be­treu­ungs­plätze selbst nach­weisen.

    Am ehema­ligen Ertl-Grund­stück sowie in Mitten­heim wird dies so umge­setzt und zeigt, es ist machbar. Die “Soziale Boden­nut­zung” gibt sicher einen Spiel­raum auch mit Ablöse der Plätze, aber dies können wir uns aktuell nicht leisten.

    Wir von den Freien Wählern haben immer auf das Verur­sa­cher­prinzip hinge­wiesen und sollten deshalb keine Präze­denz­fälle schaffen. Gefasste Beschlüsse zum Wohl der Bauträger sind aufzu­heben.

    Viel wich­tiger erscheint uns, das im Privat­be­sitz befind­liche Nach­bar­grund­stück (einge­zäunter Spiel­platz und “Regen­bo­gen­haus”) länger­fristig zu erwerben, um hier ein groß­flä­chiges gemein­de­ei­genes Grund­stück zu schaffen und für die Zukunft planen zu können.

    Eine weitere große Summe (700.000 Euro) belastet den Vermö­gens­haus­halt 2022 durch die Spar­ten­ver­le­gung (Abwasser u. Brauch­wasser) im Bereich des neuen “Klee­blatts” an der A92 bei Baders­feld. Auch hier müsste der Verur­sa­cher, die Bundes­au­to­bahn, die Kosten tragen und nicht die Gemeinde Ober­schleiß­heim. Hier sind harte Verhand­lungen mit dem Bund zu führen.

    Zudem erwarten wir von Herrn Bürger­meister Böck bis zur nächsten Finanz­aus­schuss­sit­zung Vorschläge zur Schlie­ßung der Deckungs­lücke im Haus­halt.

    Stefan Vohburger,
    Frak­ti­ons­spre­cher,
    im Namen der Frak­tion der Freien Wähler

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