Bedingt einsatz­be­reit

26.10.2022 | Rathaus | 1 Kommentar

„Die Feuer­wehren der Gemeinde Ober­schleiß­heim sind nicht ausrei­chend leis­tungs­fähig“ — das ist der Schlüs­sel­satz in der um zwei Jahre verspä­teten Fort­schrei­bung des Feuer­wehr­be­darfs­plans, der nun der Gemeinde eine neue kosten­träch­tige Baustelle eröffnet.

Zentrales Problem ist das Verkehrs­hin­dernis der Bahn­schranke für die Fahrt der Feuer­wehr­leute zum Gerä­te­haus einer­seits und zum Einsatz ande­rer­seits.

Die Einhal­tung der Hilfs­frist von zehn Minuten wird von den Feuer­wehren Ober­schleiß­heim und Baders­feld laut der Auswer­tung nur in 48 Prozent der Alar­mie­rungen erreicht; als tole­rabel gelten Werte um die 80 Prozent. Für ein anste­hendes neues Wohn­quar­tier in Mitten­heim wäre die Einsatz­si­cher­heit bei unver­än­derten Rahmen­be­din­gungen kata­stro­phal.

Während der tech­ni­schen Ausstat­tung der Feuer­wehren die 66 Seiten starke Analyse „sehr guten Stand“ attes­tiert, wird „im Hinblick auf die Perso­nal­ver­füg­bar­keit in entspre­chender Zeit drin­gender Hand­lungs­be­darf“ ange­mahnt.

Der Bedarfs­plan empfiehlt als zentrale Maßnahme ein neues Feuer­wehr­haus oder zumin­dest eine Depen­dance west­lich der Bahn­linie. Insbe­son­dere das Fahr­zeug mit der Dreh­leiter müsse zwin­gend einen neuen Standort zentraler im Ort erhalten.

Die im Raum stehende Sanie­rung des Feuer­wehr­hauses an der Frei­singer Straße könne vergessen werden, da damit nur der unhalt­bare Zustand zemen­tiert werde.

„Ein neues Feuer­wehr­haus würde sport­lich für uns“, sagte Bürger­meister Markus Böck im Gemein­derat ange­sichts der Finanznot der Gemeinde; aktu­elle Neubau­pro­jekte von Feuer­wehr­häu­sern im Land­kreis sind auf jeweils über 20 Millionen Euro taxiert, und das vor der Baupreis-Explo­sion durch den Krieg in der Ukraine.

Gleich­wohl forderte das Gremium unver­züg­liche Reak­tionen auf den Bedarfs­plan ein. „Das wirkt für mich bedroh­lich“, sagte Ingrid Lind­büchl und regte einen Work­shop zur weiteren Hand­lungs­stra­tegie an, wie ihn der Gemein­derat bei der Planung der Kinder­be­treu­ungs­ein­rich­tungen schon zweimal durch­ge­führt hatte. Auch Stefan Vohburger forderte, „drin­gendst Maßnahmen zu erar­beiten“.

Als flan­kie­rende Maßnahmen regt der Bedarfs­plan etwa an, am bestehenden Feuer­wehr­haus Möglich­keiten für mobiles Arbeiten von Feuer­wehr­kräften zu ermög­li­chen. Dieses „home office“ beim Gerä­te­haus würde zumin­dest die Zeit von der Alar­mie­rung bis zum Ausrü­cken dras­tisch redu­zieren. Auch die Aufsto­ckung auf eine zweite haupt­amt­liche Kraft wird empfohlen.

In größerem Rahmen müssten Zweck­ver­bände oder Zusam­men­schlüsse ange­dacht werden, um die Zusam­men­ar­beit über Gemein­de­grenzen zu opti­mieren. Das Neubau­ge­biet Mitten­heim etwa wäre von der Feuer­wehr Unter­schleiß­heim ungleich effek­tiver zu errei­chen als von den Ober­schleiß­heimer Kollegen.

Thomas Laser ergänzte als gravie­rendes Problem, dass die Feuer­wehr immer wieder Kräfte verliere, weil es am Ort faktisch keinen freien Wohn­raum gebe. Bei ihrem eigenen Wohnungs­bau­pro­jekt am Frau­en­feld oder bei Bele­gungs­rechten in Neubau­ge­bieten müsse die Gemeinde die Feuer­wehr stark gewichten, forderte er.

Mit rund 400 Einsätzen im Schnitt jähr­lich müssen die Feuer­wehren Ober­schleiß­heim und Baders­feld anhand der Bevöl­ke­rungs­zahl ein weit über­durch­schnitt­li­ches Einsatz­auf­kommen bewäl­tigen. Haupt­grund sind die zahl­rei­chen Einsätze auf den Auto­bahnen um den Ort und das „First-Responder-System“.

Mit dem fort­schrei­tenden Ausbau der Tier­ärzt­li­chen Fakultät der Univer­sität München auf dem Vete­ri­när­anger werden sich die Einsatz­zahlen weiter erhöhen, mahnt der Bedarfs­plan.

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1 Kommentar

  1. Ein Bericht, der gefällt!

    Aber zual­ler­erst ein ehrli­cher Dank an unsere Feuer­wehr mit ihrem guten Ausbil­dungs- und Gerä­te­stand. Da steckt Planungs­ver­mögen, Wille und viel Herz­blut dahinter. Großer Respekt.

    Ganz anders im Folgenden, denn da wird’s typisch ober-schleiß­hei­me­risch. Verhalten, leise, ja fast schon ehrwürdig, hinter vorge­hal­tener Hand, spricht man das Verkehrs­hin­dernis der Gemeinde an, den Bahn­über­gang. Dieser Böse hemmt nämlich die Anfahrt bei Alar­mie­rung und die Fahrt zum Einsatz.

    Nun erwartet der geneigte Bürger die Schluss­fol­ge­rung: Der muss doch weg! Weit gefehlt, eine solche kommt nicht.

    Der Über­gang besteht offen­sicht­lich unwi­der­ruf­lich. Um dem Bund Kosten für eine Unter­füh­rung zu ersparen und dessen Angebot dankend zurück­zu­halten, denkt man statt­dessen an ein zweites Feuer­wehr­haus im Osten der Gemeinde, samt Fuhr­park und Personal. Kosten­träger des zwanzig- oder eher dreißig-Millio­nen­pro­jekts: eine wohl­ha­bende, uns bekannte Gemeinde. Aua.

    Doch halt! Da fällt mir ja glatt die Auto­bahn­rast­stätte Fran­ken­wald am ehema­ligen Grenz­über­gang Rudolph­stein ein. Die Lösung wäre eine *Brücken­feu­er­wehr* über den Gleis­strang. Mit schönem breitem Über­gang, sodass man den von der Feuer­wehr­küche oder auch verpachtet bewirt­schaften kann. (Aufzug und Radweg natür­lich nicht vergessen, denn Schleiß­heim samt Feuer­wehrler fahren alle­samt Radl.)

    Den Stau zum Einsatz über­windet man weiterhin mittels Blau­licht und Martins­horn; geht doch. Insge­samt ein echtes win-win-Projekt der Super­la­tive, mit dem zugleich die histo­ri­sche Schranke erhalten werden könnte. Prosit!

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