Aus dem Rathaus

29.03.2023 | Rathaus | 1 Kommentar

Finanz­plan der Gemeinde beschlos­sen, aber nicht einstim­mig, und dann auch noch das neue Autobahnkreuz

Dass der aktu­elle Finanz­plan der Gemein­de­ver­wal­tung von Ober­schleiß­heim auf der Gemein­de­rats­sit­zung vom 28. März 2023 schließ­lich mit den Stim­men von CSU, SPD, FDP und GRÜNEN beschlos­sen wurde, trotz massi­ver Kritik insbe­son­dere von SPD und GRÜNEN, dürfte zu eini­ger Erleich­te­rung bei Bürger­meis­ter Böck und der Gemein­de­ver­wal­tung geführt haben. Über 5 Monate hatte es gedau­ert, bis das “Mammut­thema”, wie Böck die Erstel­lung des Haus­halts nannte, als Zahlen­werk mit trag­fä­hi­gen Lösun­gen vorge­legt werden konnte. Das Gesamt­vo­lu­men sei mit 49 Millio­nen spür­bar höher als in den Vorjah­ren. Einstim­mig war der Gemein­de­rats­be­schluss nicht. Die Frak­tion der Freien Wähler (FW) und Gemein­de­rat Sebas­tian Riedel­bauch (ÖDP) haben den Haus­halt abgelehnt. 

“Der Haus­halt weist ein struk­tu­rel­les Defi­zit auf, das wir so nicht mehr fahren können”, mahnte Riedel­bauch. “Die Leis­tungs­fä­hig­keit der Gemeinde ist über­schrit­ten und trotz­dem vertei­len wir mit offe­nen Händen, was wir vertei­len können.” Riedel­bauch forderte, alles auf Null zu stel­len und noch einmal genau abzu­wä­gen, was wirk­lich notwen­dig sei im Haus­halt zu belas­sen und alles andere rigo­ros zu streichen. 

“Letz­tes Jahr stan­den wir am Rande des Abgrunds, heute sind wir schon einen Schritt weiter” spitzte Florian Spirkl, Frak­ti­ons­spre­cher der SPD, in seiner Haus­halts­rede die finan­zi­elle Lage der Gemeinde zu. Die Ausga­ben inklu­sive Kreis­um­lage über­schrei­ten die Einnah­men. Die Pflicht­auf­ga­ben der Gemeinde und bereits beschlos­sene Projekte wie das neue Kinder­haus können nicht ohne erheb­li­che “Dritt­mit­tel”, sprich Kredit­auf­nahme (9 Mio. €), reali­siert werden. Die Gemeinde ist auf Jahr­zehnte hin belas­tet und in ihrem Hand­lungs­spiel­raum einge­schränkt, zumal ja auch 5 Mio. aus dem Vermö­gens­haus­halt durch die Fehl­in­ves­ti­tion bei der Greens­ill Bank verlo­ren sind. “In Zukunft müsse man deut­li­chen Spar­wil­len zeigen”, schloss Spirkl. 

Dr. Fritz Kropp monierte für die GRÜNEN, dass nichts an Umwelt­schutz­maß­nah­men im Haus­halt zu finden sei und das ambi­tio­nierte Ziel der Kämme­rei, den Haus­halt im Dezem­ber schon vorzu­le­gen, nicht immer sinn­voll sei, denn alles, was mit heißer Nadel gestrickt werde, berge Fehlbeschlüsse. 

Irene Beck stimmte für die FDP dem Haus­halt zu und forderte alle Frak­tio­nen auf, konstruk­tiv an der Entwick­lung des neuen Gewer­be­ge­bie­tes mitzu­ar­bei­ten, damit die Gemeinde wieder Einnah­men gene­rie­ren könne.

Details und Zahlen zum Haus­halt­plan sind nach­zu­le­sen auf der Gemeinde-Home­page (Bürger­ser­vice & Rathaus > Gemein­de­rat, Sitzun­gen & Ratsinfo-System). 

Ein Kreuz im wahrs­ten Sinn des Wortes geht vermut­lich an der Gemeinde vorüber. Für das im Bundes­ver­kehrs­we­ge­plan vorge­se­hene neue Auto­bahn­kreuz an der A92/B471 muss die Gemeinde eigent­lich auf eigene Kosten die Leitun­gen für Strom, Gas, Tele­kom, Abwas­ser und Trink­was­ser zu den Orts­tei­len west­lich der Auto­bahn neu verle­gen lassen. Der Schwe­bel­bach ist auch betrof­fen. Kosten: rund 250.000 €. Derzeit befin­det sich der Ausbau der Auto­bahn an dieser Stelle noch im Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren. Nun hat aber die Ampel-Regie­rung gerade — in eben­falls mühse­li­gen Verhand­lun­gen — eine Prio­ri­sie­rung für den Ausbau von Auto­bahn-Projek­ten beschlos­sen. Der Bau des Auto­bahn­klee­blat­tes in Ober­schleiß­heim an der A92 steht nicht in dieser Prio­ri­sie­rungs­liste. AW

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1 Kommentar

  1. Nun sind inner­halb kürzes­ter Zeit alle großen Verkehrs­pro­jekte auf den Sankt-Nimmer­leins­tag-Tag verscho­ben: der Ausbau der A92 (inklu­sive Klee­blatt), die Unter­füh­rung der B471 unter der Bahn — selbst eine Mach­bar­keits­stu­die wird für den Frei­staat zu teuer — die Verle­gung der Staats­straße an die Auto­bahn mangels Planungs­büro! Und die Gemeinde muss selbst die Verbrei­te­rung der St.-Hubertus-Straße ange­sichts der deso­la­ten Haus­halts­lage „knicken“.

    Einzig die Verbrei­te­rung der Vete­ri­närs­trasse, bezahlt von der LMU, wird weiter­ver­folgt — begrün­det einzig und allein mit einem Bus-Begeg­nungs­ver­kehr, der aller­dings nur bei einer Takt­ver­stär­kung vorkom­men könnte (beim aktu­el­len Fahr­plan gibt’s keine Begeg­nun­gen!). Und eine mögli­che Takt­ver­stär­kung könnte die Halte­stelle an der Sonnen­strasse des geplan­ten Express­bus Unter­schleiss­heim nach Feld­moching nutzen — warum müssen die Passa­giere von der S‑Bahn zur LMU via Stuten­an­ger geschleust werden?

    Und gleich­zei­tig werden über mehrere Wohnungs­bau­mass­nah­men 10% mehr Menschen nach Ober­schleiß­heim ziehen — die zusätz­li­che Verkehrs­be­las­tung wurde immer in den jewei­li­gen Gutach­ten als „mach­bar“ mit den bestehen­den Stra­ßen qualifiziert.

    Wäre es da nicht endlich an der Zeit, all diese Einzel­pla­nun­gen zusam­men­zu­füh­ren? Wäre es nicht endlich an der Zeit, eine Vision zu entwi­ckeln, wie wir unse­ren Nach­kom­men unser Ober­schleiß­heim über­las­sen wollen? 

    Und allen, die das Licht am Ende des Tunnels durch über­bor­dende Gewer­be­steu­er­ein­nah­men und damit die Lösung aller Probleme prognos­ti­zie­ren, sei die Frage gestellt: gibt’s über­haupt eine Einschät­zung der mögli­chen Größenordnung?

    Da wir ja nun — durch den Verlust von 5 Mio. € teil­weise selbst­ver­schul­det — dazu gezwun­gen sind: gehen wir mit allen Planun­gen wieder auf Start, führen alles zu einem Gesamt­plan zusammen! 

    Wie sagte ein Nach­bar zu dem bishe­ri­gen Szena­rio mit Unter­füh­rung plus Klee­blatt mit A92-Ausbau plus Gewer­be­ge­biet einge­bet­tet mit Zufahrts­stra­ßen: „Das ist ein Albtraum, aber ich erleb’s eh nicht mehr …“

    Statt­des­sen haben wir nun die Chance, eine lebens­werte Vision zu entwi­ckeln, auch wenn meine Gene­ra­tion die Fertig­stel­lung nicht mehr erlebt …

    Joachim Dähler

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