Der Gemeinderat steht weiterhin fest zu den Ausbauplänen der Autobahn A92. Die anstehende Erweiterung zwischen dem Kreuz Neufahrn und der Einmündung in die A99 bei Feldmoching auf sechs Fahrspuren wird einhellig begrüßt, weil dann endlich Lärmschutz entlang der Trasse geschaffen wird.
„Die Lärmsituation wird sich erheblich verbessern gegenüber dem Ist-Zustand“ versicherte Michael Hofmann, der Rechtsberater der Gemeinde, dem Gemeinderat, alle Grenzwerte würden mit den flankierenden Maßnahmen beim Ausbau erreicht.
In der Schlussrunde des Genehmigungsverfahrens wurden lediglich Detailänderungen erneut gefordert, etwa ein Tempolimit für die Autobahn oder technische Garantien für die Wirksamkeit des Lärmschutzbelags, ansonsten wurde die Zustimmung zu den Plänen einstimmig verabschiedet.
Mit klarer Mehrheit ist das Gremium auch weiterhin vom Ausbau der Anschlussstelle Oberschleißheim begeistert. Hier erwartet der Gemeinderat, dass sich durch die Erweiterung mit Zu- und Abfahrten in jeder Verkehrsbeziehung der Dauerstau entzerren werde, der meist Rückstau bis in den Ort hat.
Gegen diese Planung der Anschlussstelle wenden sich nun auch die Grünen im Gemeinderat. „Ein monströses Bauwerk“ werde entstehen, warnte ihr Sprecher Fritz-Gerrit Kropp. Die nötigen neuen Überführungsbauwerke werden deutlich weiter als jetzt an den Ort heranrücken, da auch noch die lichte Höhe erreicht werden muss, um die geplante Umgehungsstraße unter den Achsen durchzuführen.
Gegen die Stimmen der Grünen haben CSU, FW, SPD und FDD im Gemeinderat mit 17:5 Stimmen beschlossen, dass in der Stellungnahme „der Ausbau der Anschlussstelle von der Gemeinde begrüßt wird“.
Allerdings gibt es jenseits des Rathauses deutliches Unbehagen an dem Projekt. Die „Initiative Natur und Verkehr (Invo)“ hat in der Bürgerfragestunde vor den Beschlüssen den Ausbau der Anschlussstelle wie auch die Pläne der Umgehungsstraße parallel zur A92 als völlig verfehlt kritisiert.
Eine flüssigere Zu- und Abfahrt bei Oberschleißheim auf die Bundesstraße B471 werde nur den Allacher Tunnel entlasten und damit massiv neuen Verkehr anziehen. Für die Umgehungsstraße habe sogar ein Gutachten der Gemeinde nachgewiesen, dass darauf Verkehr von der A92 und der B13 angezogen werde. Diese Belastung wolle der Westen des Ortes nicht mehr übernehmen.
Auch die Bürgerinitiative „Oberschleißheim soll nicht weiter zerstört werden“ kämpft in Einwendungen im Genehmigungsverfahren und mit Briefen bis an Ministerpräsident Markus Söder gegen die zusätzlichen Verkehrskapazitäten.
Die Grundlagen der Planung seien „veraltet“, heißt es in einem von Gabriele Kämpf und Emilie Stöhr unterzeichneten Schreiben an das Verkehrsministerium, daran werde aber „starr festgehalten“. Angesichts der Klima-Problematik, die in Bayern in Meinungsbekundungen auch hohen Stellenwert genieße, sei der geplante Ausbau der A92 „eines von vielen Beispielen, wie nicht mehr vorgegangen werden sollte“.
Der Ausbau bedeute „einen gravierenden Eingriff in den Natur-Haushalt und damit Schädigung fundamental lebensnotwendiger Grundlagen“. Auch verkehrspolitisch würden zusätzliche Kapazitäten „zum endgültigen Verkehrskollaps führen“.
Die Grünen im Bayerischen Landtag fordern im Gegensatz zur Oberschleißheimer Gemeinderatsfraktion mittlerweile einen Stopp der kompletten Ausbauplanung. „Erst noch viel mehr Verkehr und Lärm den Weg ebnen, damit endlich eine Lärmschutzwand gebaut werden kann?“, wundert sich die Abgeordnete Claudia Köhler, „das ist doch absurd!“ Mit einem Bruchteil der Kosten für den Ausbau könne jederzeit jetzt schon Lärmschutz geschaffen werden.
0 Kommentare