Zum Reizthema eines Tempolimits auf Autobahnen hat der FDP-Ortsvorsitzende und ‑Gemeinderat Casimir Katz eine Analyse zusammengestellt. Tempolimits dürften keinesfalls pauschal diktiert werden, so seine Forderung.
Vielmehr müssten Anordnungen fliexibel erfolgen und Wetterbedingungen und Verkehrsstärke ebenso berücksichtigen wie etwa die Anzahl der Fahrspuren auf dem Teilstück. Ansonsten sei ein Tempolimit ” ein typisches Beispiel einer Symbolpolitik mit geringem Effekt”.
Katz diskutiert die Effekte dabei anhand des Schadstoffausstosses, des Verkehrsfluses und der Sicherheit. Der Wortlaut des Beitrags steht hier.
Halbgares von einem Liberaren
Jetzt hat es uns einer von der FDP aber mal ganz deutlich gesagt: Sich für ein Tempolimit auf Autobahnen einzusetzen, ist auf den zweiten Blick „…ein typisches Beispiel für Symbolpolitik mit geringem Effekt.“ Und weil „man“ die große Frage Tempolimit nicht lösen kann, beschäftigt „man“ sich lieber mit den unwichtigen kleinen.
Wer gehört zu „man“? Sicher nicht Herr Katz mit seiner Fähigkeit zur klaren Bewertung der Wichtigkeit und Effizienz von Maßnahmen.
Herr Katz bestätigt, dass am meisten CO2 gespart wird bei freier Strecke mit einer mäßigen Geschwindigkeit; die größte Leistungsfähigkeit einer Straße ergibt sich dabei bei einer Geschwindigkeit von unter 80 km/h.
Alles sehr interessante Fakten, dummerweise stehen diese dem Interesse entgegen, möglichst schnell sein Ziel erreichen zu wollen.
Soweit kann ich den Ausführungen gerade noch folgen. Ein Problem habe ich (oder „man“) mit der Aussage: „Außer Acht bleiben also diejenigen, die frühmorgens oder spätabends unterwegs sind und sich durchaus freuen, wenn sie eine halbe Stunde weniger auf der Straße verbringen.“
Kann mir bitte ein Mathematiker ausrechnen: Wie lange und um wieviel schneller als 130 muss ich fahren, um eine halbe Stunde weniger auf der Straße zu verbringen? Als Referenz vielleicht einen Bugatti nehmen, der 417 km/h auf der Autobahn schafft? Dann muss ich nicht so lange fahren, um eine halbe Stunde schneller zu sein.
Für mich war es ein Schlüsselerlebnis, als ich vor vielen Jahren erstmals auf der A3 die Grenze nach Holland überquerte. Nach der Grenze fuhren alle Fahrzeuge mit der gleichen Geschwindigkeit, jeder auf seinem Fahrstreifen – keiner überholte, niemand musste den Fahrstreifen wechseln, weil ein anderer dahinter drängelte. Ein Genuss, selbst als Außendienstler, der ich damals etwa 45.000 Kilometer im Jahr fuhr. Nie kam ich erholter ans Ziel.
Genau darauf kommt es doch an, auf Lebensqualität – Autofahren mit weniger Stress. Als Nebeneffekt gibt es weniger gefährliche Situationen auf der Straße, 424 Tote auf deutschen Autobahnen sind 424 Tote (2018) zu viel.
Was Herr Katz nur am Rande streift, ist die CO2-Einsparung bei einem Tempolimit; keine Daten dazu. Dazu muss ich beim Bundesumweltamt nachlesen.
Ein generelles Tempolimit auf Bundesautobahnen könnte die Treibhausgasemissionen jährlich (Stand 2018) je nach Ausgestaltung deutlich verringern; sofort umsetzbar, ohne Mehrkosten.
Bei Tempo 130 km/h um 1,9 Tonnen CO2 jährlich.
Bei Tempo 120 km/h um 2,6 Tonnen CO2 jährlich.
Bei Tempo 100 km/h um 5,4 Tonnen CO2 jährlich.
Wer das ignoriert, ist ein Ignorant!
Wie groß ist eine Tonne Kohlendioxid, hatte ich mich oft gefragt, bis ich eines Tages im Autoradio eine Diskussion zu diesem Thema hörte. Da erklärte ein Fachmann: Wenn ihr Auto 100 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßt, dann ist es so, als würden sie jeden Kilometer eine Tafel Schokolade aus dem Fenster werfen. Heute produziert ein kleiner Mittelklasse-PKW innerorts immer noch ca. 120–160 Gramm CO2 pro Kilometer. Bei einer Autofahrt muss ich immer wieder an diesen Vergleich denken und überlege mir, wie viel Schokolade ich auf dem Beifahrersitz stapeln müsste für die jeweilige Fahrt. Eine gesunde Übung.
Leider kommt aus dem Auspuff keine Schokolade. Und das wissen auch Liberale. Peinlich, dass ihnen das Parteiprogramm etwas anderes vorschreibt.