Kein pauschales Tempo­limit

03.02.2022 | Parteien | 1 Kommentar

Zum Reiz­thema eines Tempo­li­mits auf Auto­bahnen hat der FDP-Orts­vor­sit­zende und ‑Gemein­derat Casimir Katz eine Analyse zusam­men­ge­stellt. Tempo­li­mits dürften keines­falls pauschal diktiert werden, so seine Forde­rung.

Viel­mehr müssten Anord­nungen fliexibel erfolgen und Wetter­be­din­gungen und Verkehrs­stärke ebenso berück­sich­tigen wie etwa die Anzahl der Fahr­spuren auf dem Teil­stück. Ansonsten sei ein Tempo­limit ” ein typi­sches Beispiel einer Symbol­po­litik mit geringem Effekt”.

Katz disku­tiert die Effekte dabei anhand des Schad­stoff­aus­stosses, des Verkehrs­fluses und der Sicher­heit. Der Wort­laut des Beitrags steht hier.

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  1. Halb­gares von einem Liberaren

    Jetzt hat es uns einer von der FDP aber mal ganz deut­lich gesagt: Sich für ein Tempo­limit auf Auto­bahnen einzu­setzen, ist auf den zweiten Blick „…ein typi­sches Beispiel für Symbol­po­litik mit geringem Effekt.“ Und weil „man“ die große Frage Tempo­limit nicht lösen kann, beschäf­tigt „man“ sich lieber mit den unwich­tigen kleinen.

    Wer gehört zu „man“? Sicher nicht Herr Katz mit seiner Fähig­keit zur klaren Bewer­tung der Wich­tig­keit und Effi­zienz von Maßnahmen.

    Herr Katz bestä­tigt, dass am meisten CO2 gespart wird bei freier Strecke mit einer mäßigen Geschwin­dig­keit; die größte Leis­tungs­fä­hig­keit einer Straße ergibt sich dabei bei einer Geschwin­dig­keit von unter 80 km/h.

    Alles sehr inter­es­sante Fakten, dummer­weise stehen diese dem Inter­esse entgegen, möglichst schnell sein Ziel errei­chen zu wollen.

    Soweit kann ich den Ausfüh­rungen gerade noch folgen. Ein Problem habe ich (oder „man“) mit der Aussage: „Außer Acht bleiben also dieje­nigen, die früh­mor­gens oder spät­abends unter­wegs sind und sich durchaus freuen, wenn sie eine halbe Stunde weniger auf der Straße verbringen.“

    Kann mir bitte ein Mathe­ma­tiker ausrechnen: Wie lange und um wieviel schneller als 130 muss ich fahren, um eine halbe Stunde weniger auf der Straße zu verbringen? Als Refe­renz viel­leicht einen Bugatti nehmen, der 417 km/h auf der Auto­bahn schafft? Dann muss ich nicht so lange fahren, um eine halbe Stunde schneller zu sein.

    Für mich war es ein Schlüs­sel­er­lebnis, als ich vor vielen Jahren erst­mals auf der A3 die Grenze nach Holland über­querte. Nach der Grenze fuhren alle Fahr­zeuge mit der glei­chen Geschwin­dig­keit, jeder auf seinem Fahr­streifen – keiner über­holte, niemand musste den Fahr­streifen wech­seln, weil ein anderer dahinter drän­gelte. Ein Genuss, selbst als Außen­dienstler, der ich damals etwa 45.000 Kilo­meter im Jahr fuhr. Nie kam ich erholter ans Ziel.

    Genau darauf kommt es doch an, auf Lebens­qua­lität – Auto­fahren mit weniger Stress. Als Neben­ef­fekt gibt es weniger gefähr­liche Situa­tionen auf der Straße, 424 Tote auf deut­schen Auto­bahnen sind 424 Tote (2018) zu viel.

    Was Herr Katz nur am Rande streift, ist die CO2-Einspa­rung bei einem Tempo­limit; keine Daten dazu. Dazu muss ich beim Bundes­um­weltamt nach­lesen.

    Ein gene­relles Tempo­limit auf Bundes­au­to­bahnen könnte die Treib­haus­gas­emis­sionen jähr­lich (Stand 2018) je nach Ausge­stal­tung deut­lich verrin­gern; sofort umsetzbar, ohne Mehr­kosten.
    Bei Tempo 130 km/h um 1,9 Tonnen CO2 jähr­lich.
    Bei Tempo 120 km/h um 2,6 Tonnen CO2 jähr­lich.
    Bei Tempo 100 km/h um 5,4 Tonnen CO2 jähr­lich.

    Wer das igno­riert, ist ein Igno­rant!

    Wie groß ist eine Tonne Kohlen­di­oxid, hatte ich mich oft gefragt, bis ich eines Tages im Auto­radio eine Diskus­sion zu diesem Thema hörte. Da erklärte ein Fach­mann: Wenn ihr Auto 100 Gramm CO2 pro Kilo­meter ausstoßt, dann ist es so, als würden sie jeden Kilo­meter eine Tafel Scho­ko­lade aus dem Fenster werfen. Heute produ­ziert ein kleiner Mittel­klasse-PKW inner­orts immer noch ca. 120–160 Gramm CO2 pro Kilo­meter. Bei einer Auto­fahrt muss ich immer wieder an diesen Vergleich denken und über­lege mir, wie viel Scho­ko­lade ich auf dem Beifah­rer­sitz stapeln müsste für die jewei­lige Fahrt. Eine gesunde Übung.

    Leider kommt aus dem Auspuff keine Scho­ko­lade. Und das wissen auch Libe­rale. Pein­lich, dass ihnen das Partei­pro­gramm etwas anderes vorschreibt.

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