Leser­mail zum Artikel “Gedenken – an was?”

Dieser Beitrag bezieht sich auf den Artikel "Gedenken - an was?".

Grüner Aktio­nismus, könnte man sagen und viel­leicht hätten sie sich vorher sach­kundig machen sollen, bevor so ein Antrag gestellt wird.

In Ober­schleiß­heim gab es kein Außen­lager des KZ Dachau, genau­ge­nommen lautet die Schreib­weise “KL Dachau”. Die heute geläu­fige Schreib­weise „KZ“ kam erst nach dem Krieg auf.

Die in Ober­schleiß­heim tätigen KZ-Häft­linge des Bomben­ent­schär­fungs­kom­mandos waren in der Stil­ler­schule in München unter­ge­bracht. Von dort aus mussten sie morgens nach Hoch­mut­ting und abends zurück laufen.

Die beim Bau-Kommando tätigen KZ-Häft­linge wurden von der Luft­waffe mit dem Lkw in Dachau abge­holt und anschlie­ßend wieder zurück­ge­bracht. Die SS vom KZ Dachau hat sich damals mehr­fach bei der Luft­waffe über die Nach­läs­sig­keit beim Trans­port und der Bewa­chung seitens der Luft­waffe beschwert.

Die Infor­ma­tion, dass in den Schaf­ställen in Hoch­mut­ting KZ-Häft­linge unter­ge­bracht gewesen wären, ist falsch. Dies beruht auf einer in den 1980er Jahren entstan­denen Fehl­deu­tung, basie­rend auf Infor­ma­tionen bezüg­lich Umbau der Ställe in Unter­künfte.

Tatsäch­lich fanden diese Umbauten während des Ersten Welt­krieg statt, da die Kaserne mit Flug­schü­lern über­be­legt war. Die vor ca. 15 Jahren von Dr. Pötsch durch­ge­führten Nach­for­schungen haben dann auch ergeben, dass in Hoch­mut­ting keine KZ-Häft­linge unter­ge­bracht waren.

Es ist aber nun nicht so, dass es unter der Stand­ort­an­gabe „Schleiß­heim“ kein KZ-Außen­lager gab. Dieses befand sich in Garching-Hoch­brück und gehörte zur SS-Schule Schleiß­heim, die sich eben­falls in Garching-Hoch­brück befand.

Die gesamte Kaser­nen­an­lage, die Muni­ti­ons­an­stalt und das RAD-Lager in Garching-Hoch­brück liefen damals unter der Orts­an­gabe „Schleiß­heim“. Auch die alte Auto­bahn­an­schluss­stelle in Garching hatte damals den Namen Schleiß­heim.

Im Kriegs­ge­fan­ge­nen­lager östlich des heutigen Geländes der Bundes­po­lizei waren zunächst fran­zö­si­sche Soldaten unter­ge­bracht, nach Beginn des Rußland­feld­zugs dann sowje­ti­sche Soldaten. Nach Kriegs­ende waren in diesem Lager SS-Ange­hö­rige unter­ge­bracht.

Das Lager verschwand in den 1950er und 1960er Jahren, als dort eine Kries­grube entstand. Diese Kies­grube wurde später mit Schlacke aus den Kraft­werken in München aufge­füllt.

Danach war dort ein Auslie­fe­rungs­lager für neuge­baute Autos. Beid­seits des asphal­tierten Weg standen die fabrik­neuen Autos. Am Anfang des asphal­tiertes Wegs, an der Jäger­straße, befand sich ein Holz­haus für die Wache. So um 1970 wurde das Auslie­fe­rungs­lager aufge­geben und das Gelände sich selbst über­lassen.

Bereits in den 1980er Jahren und nochmal in den 1990er Jahren gab es Versuche, ehema­lige Kriegs­ge­fan­gene, die in diesem Lager waren, ausfindig zu machen. Das Ergebnis war leider sehr dürftig.

Bekannt ist der “Kommis­sar­be­fehl”, der besagte, dass alle in Lager befind­li­chen Sowjet­of­fi­ziere, nach anderen Quellen nur die Polit­of­fi­ziere, nach Dachau gebracht und dort erschossen werden mussten.

Im Lager gab es eine Geheim­or­ga­ni­sa­tion sowje­ti­scher Soldaten, die von der Luft­waffe still­schwei­gend geduldet wurde. Die Luft­waffe wolle so Einmi­schungen seitens der SS aus Neuher­berg vermeiden.

Ausfindig gemacht werden konnten nur Nach­kommen eines russi­schen Offi­ziers, der zuletzt auf deut­scher Seite bei der Wlassow-Armee kämpfte, nach Kriegs­ende im DP-Lager (für “displaced persons”) Schleiß­heim inter­niert war und später in die USA emigrieren konnte.

Das DP-Lager Schleiß­heim befand sich im heutigen Münchner Stadt­teil Hasen­bergl. Im Gegen­satz zu den Einrich­tungen in Garching-Hoch­brück gehörte das Hasen­bergl bis 1954 tatsäch­lich zu Ober­schleiß­heim.

Es gab auch einmal Über­le­gungen für eine Gedenk­stätte mit einer Ausstel­lung über die in Schleiß­heim einge­setzten KZ-Häft­linge, das Kriegs­ge­fan­genen- und das DP-Lager einzu­richten, als mir vor ca. 20 Jahren eine Lager­ba­racke ange­boten wurde, wie sie damals auch im Kriegs­ge­fan­ge­nen­lager stand.

Bara­cken waren zur Kriegs­zeit baukas­ten­artig stan­dar­di­sierte Produkte. Anders hätten sie gar nicht in großen Stück­zahlen überall im dama­ligen Deut­schen Reich und den besetzten Gebieten errichtet werden können. Aufgrund einer sehr starken Belas­tung mit giftigen Holz­schutz­mit­teln war es jedoch nicht möglich, diese Baracke für ein Projekt in Ober­schleiß­heim zu über­nehmen.

Wenn man dieses Thema jetzt aufgreift, dann bitte nicht mit einer schnöden Gedenk­platte. Ober­schleiß­heim hatte damals keine Sonder­stel­lung. Betrachtet man die Liste der KZ-Außen­lager und der vielen Außen­stellen der Kriegs­ge­fan­ge­nen­lager, dann müssten überall in Bayern Gedenk­ta­feln aufge­stellt werden. Es wäre ein wahrer Wald an Gedenk­ta­feln.

Um zu begreifen, was ein Außen­lager tatsäch­lich war, sollte der Blick nach Karls­feld, bzw. zum KZ-Außen­lager in Ludwigs­feld gerichtet werden. Über dieses Lager gibt es eine sehr gute, von Klaus Mai erstellte Doku­men­ta­tion.

Diese Arbeit sollte das Vorbild für Ober­schleiß­heim sein. So wie ich ihn einschätze, bringt er sein Wissen sehr gerne in ein Projekt in Ober­schleiß­heim ein. Dann wird es ein würdiges Gedenken an das, was sich damals in Ober­schleiß­heim ereignet hat.

Günter Braun

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