Leser­mail zum Arti­kel „Bis auf Weite­res keine neuen KiTa-Plätze“

Dieser Beitrag bezieht sich auf den Artikel "Bis auf Weiteres keine neuen KiTa-Plätze".

Auf dem Rücken der Kleinsten

Noch am 19.04.2022 verkün­dete der Bürger­meis­ter laut Münch­ner Merkur „die Situa­tion mit Plät­zen im Kinder­gar­ten und den Kinder­krip­pen war 2020/2021 sehr schlecht. Viele Kinder beka­men keinen Platz – das darf sich nicht wieder­ho­len.“ (merkur.de/lokales/muenchen-lk/oberschleissheim-ort29202/oberschleissheim-startet-kita-offensive-91486015.html)

Einen Monat später wird die Initia­tive für mehr Kita­plätze gleich wieder gestoppt. Das Geld wird statt­des­sen für “drin­gende und notwen­dige“ Zwecke wie Pres­tige-Projekte (z. B. 450.000 € für die Planung der Bahn­hofs­platz­um­ge­stal­tung) oder eigent­lich bereits geschei­terte Baupro­jekte (z. B. 622.00 € für die Planung des Neubaus Hallen­bad, dessen Finan­zie­rung mindes­tens frag­lich ist) benötigt.

Die Entschei­dung wird in einer nicht-öffent­li­chen Sitzung getrof­fen. Warum wurde so entschie­den? Welche ande­ren Projekte wurden aus welchen Grün­den als wich­ti­ger bewer­tet? Wie wurde der Betreu­ungs­be­darf erho­ben? Auf alle diese Fragen gibt man lieber keine Antwort und streicht schein­bar eher beiläu­fig das Projekt. Die Kinder können sich ja nicht wehren und geben bei der nächs­ten Wahl keine Stim­men an der Wahl­urne ab.

Statt­des­sen will man sich auf den Neubau des Kinder­hau­ses konzen­trie­ren. Der Neubau erscheint für mich rich­tig. Die Umset­zung ist jedoch eben­falls mit vielen Risi­ken verbunden:

- Erst­mal werden bestehende Einrich­tun­gen geschlos­sen (Kinder­park), was den Betreu­ungs­be­darf weiter erhö­hen könnte.

- Zusätz­lich erscheint mir der Projekt­plan als sehr ambi­tio­niert (Fertig­stel­lung und Betriebs­be­ginn — Septem­ber 2024, obwohl heute noch kein Spaten­stich getan wurde und dort noch ein Gebäude steht). Die Brücken­sa­nie­rung oder das Rewe-Gelände lassen grüßen. Even­tu­elle Projekt­ver­zö­ge­run­gen z. B. wegen der Liefer­krise oder des aktuen Perso­nal­man­gels bei Erziehern/*innen sind noch nicht berücksichtigt.

Aber wie ein Neubau in zwei Jahren den heuti­gen Kindern mit Betreu­ungs­be­darf im Septem­ber 2022 hilft, ist mir schleierhaft.

Sehr geehr­ter Herr Böck und sehr geehr­ter Gemein­de­rat: Als junge Eltern nehmen wir lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach. Gute provi­so­ri­sche Lösun­gen und ein Baupro­jekt für die Zukunft schlie­ßen sich nicht aus. Wir brau­chen beides. Die Zukunft unse­rer Kinder muss einem halt “nur“ das Geld wert sein.

Mit freund­li­chen Grüßen
Sebas­tian Rösler

1 Kommentar

  1. Sehr geehr­ter Herr Rösler,

    bei den Haus­halts­be­ra­tun­gen gab es sehr viele Punkte, bei denen argu­men­tiert wurde, dass man dies auf keinen Fall strei­chen dürfe. Wenn es um Leib und Leben (Feuer­wehr­be­darf) oder das Wohl der Kinder geht, dürfe man nicht sparen und auch das Hallen­bad nicht schlie­ßen. Jeder hat andere Prioritäten. 

    In solchen Fällen gibt es aber eine Möglich­keit, nach den soge­nann­ten Grenz­kos­ten zu schauen. Wie effek­tiv ist eine Investition? 

    Das Kinder­haus soll in modu­la­rer Bauweise schnell errich­tet und insbe­son­dere auch erwei­tert werden können. Aber alles wird gerade teurer. Und vor die Entschei­dung gestellt, jetzt eine extrem teure Über­gangs­lö­sung zu stem­men und danach das eigent­li­che Ziel nicht mehr umset­zen zu können, hat den Gemein­de­rat mit großer Mehr­heit die nach­hal­ti­gere Entschei­dung tref­fen lassen. 

    Dessen unge­ach­tet versu­chen alle, zusätz­li­che Betreu­ungs­ka­pa­zi­tä­ten mit weni­ger Aufwand zu schaf­fen. Dafür braucht es aber nicht nur Räume, sondern auch Personal. 

    Zu einem lebens­wer­ten Ort gehört aber auch eine eigene Iden­ti­tät und der „Luxus“ eines anspre­chen­den Orts­bil­des und vieler Sport­stät­ten für die Vereine. Ich wüsste nicht, wer sich hier ein Pres­tige zule­gen wollen würde.

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