Flammende Bekenntnisse zum örtlichen Gewerbe haben alle fünf Bürgermeisterkandidaten bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt beim Unternehmertag des Gewerbeverbands abgelegt.
Bürgermeister Christian Kuchlbauer (FW) verwies darauf, dass in seiner sechsjährigen Amtszeit „viel passiert“ sei, etwa die Überarbeitung des Bauleitplans für das Gewerbegebiet entlang der Mittenheimer Straße, die Fortführung des regelmäßigen „Runden Tisches“ zwischen Gewerbe und Rathaus oder die eingeleitete Suche für ein neues Gewerbegebiet.
Für die CSU bekundete Markus Böck „den unbedingten Willen, Veränderungen herbeizuführen“. So müsse das Rathaus viel aktiver in der Gewerbeakquise werden. Angesichts der fortschreitenden Ansiedlung der Tierärztlichen Fakultät der Uni München sehe er als als zukunftsweisende Strategie, die Gewerbeausrichtung auch „an die Zielgruppe Studenten anzupassen“. Bei der Ausweisung eines neuen Gewerbegebietes, wo gerade die Lage in Landschaftsschutzgebieten ein Problem ist, müsse das Bedürfnis nach Gewerbeflächen „eindeutig vor Umweltschutz gehen“.
Ingrid Lindbüchl (Grüne) hofierte die Gastgeber als „Treibstoff des Gewerbemotors“ und sagte dem örtlichen Gewerbe „jegliche Unterstützung“ zu. Im Falle Ihrer Wahl werde „das Gespräch nie abreißen“. In der Gewerbeentwicklung sei es vorrangig nötig, „die Filetstücke, die wir bereits haben, auf Vordermann zu bringen“, was für die Grünen heiße, „jedes Fleckchen gewinnbringend zu nutzen“. Eine zielgerichtete Neuausweisung befürworte sie, „aber nicht eine maßlose Entwicklung mit Dollarzeichen in den Augen“.
SPD-Bewerber Harald Müller räumte immerhin ein, „dass SPD und Gewerbe nicht immer ein filmreifes Paar“ abgäben. Er versprach aber „eine dauerhafte und verlässliche Verbindung“, er sehe sich jedenfalls „fest an der Seite der mittelständischen Wirtschaft“. Vor der Ansiedlung neuer Betriebe und damit der Diskussionb um einen Gewerbegebietsstandort wolle er sich den bestehenden Betrieben widmen, sagte Müller, „sie sind Teil unserer Gemeinschaft, Teil unserer Heimat“. Über neue Gewerbeflächen nichtöffentlich zu verhandeln, wie der Bürgermeister dies regelmäßig tue, „geht gar nicht“, rügte er.
Casimir Katz (FDP) hatte als selbständiger Vorstand eines börsennotierten Unternehmens quasi ein Heimspiel; wenn auch witzigerweise mit dem Ablauf des Unternehmertages seine Tätigkeit im Unternehmen endete. Er sah die Weiterentwicklung von Technologie als entscheidenden Faktor für künftige Gewerbeansiedlungen. Jegliche Gewerbeentwicklung könne aber nicht losgelöst von der Verkehrsentwicklung gesehen werden, mahnte er. Er regte ausdrücklich an, das mögliche Gewerbegebiet an der Autobahn A92, das 2013 in einem Bürgerentscheid abgelehnt worden war, wieder ins Auge zu fassen. Es sei der einzige potentielle Standort, der nicht in einem Landschaftsschutzgebiet liege.
Die GRünen lehnen das weiter kategorisch ab, die anderen Mitbewerber zeigten sich zu dem Vorschlag zögerlich, aber nicht komplett ablehnend. Die SPD hatte den Standort ebenso wie die FDP ohnehin vehement vertreten. Kuchlbauer tendierte eher dazu, „den Bürgerentscheid nicht anzuzweifeln“. Katz konterte, dass mit dem von der FW initiierten Bürgerentscheid für die Straßenunterführung in diesem Jahr auch schon der einbstige Bürgerentscheid von 2001 für die Bahnunterführung angegriffen – und geschleift – worden sei.
Unisono forderten Grüne, CSU und SPD einen hauptamtlichen Gewerbebeauftragten in der Gemeindeverwaltung. Der diesbezügliche Antrag der Grünen wird seit sechs Jahren wiederkehrend gestellt, fand aber noch nie Mehrheiten. Böck nannte diese Position nun „ein absolutes Muss“, Müller bekannte sich ebenfalls dazu, Katz nannte die Installierung unnötig.
Den Sonderzweig Tourismus vertrat Lindbüchl als Vorstandsmitglied im Tourismusverein vehement. Man müsse „aus Oberschleißheim eine Marke machen“, sagte sie, ihre erste Amtshandlung im Rathaus wäre die Einleitung der Entwicklung eines Leitbildes. Für den Tourismus gelte wie in manch anderem Sektor in Oberschleißheim: „Willkommen im Land der tausend ungenutzten Möglichkeiten!“ Kuchlbauer, Gründungsmitglied des Tourismusvereins und Initiator eines weiteren „Runden Tisches“ Tourismus, sagte, er sei bei der touristischen Entwicklung „immer mit dabei“.
Kandidaten beim Gewerbe: (v. li.) Gewerbeverbandsvorsitzender Walter Klar, Markus Böck, Christian Kuchlbauer, Ingrid Lindbüchl, Harald Müller und Casimir Katz.
Ich fand die Veranstaltung sehr gelungen und kann dem Gewerbeverband dazu nur ganz herzlich gratulieren. Schade ist allerdings, dass eine Podiumsdiskussion mit den Bürgermeisterkandidaten derzeit nicht im öffentlichen Rahmen geplant wird. Ich würde gerne anregen, dass sich in Kooperation mit anderen Trägern/Institutionen eventuell doch noch ein Weg findet, eine solche Veranstaltung für die Oberschleissheimer Bürgerinnen und Bürger zu organisieren.
Stefanie Haselbeck