Grund­steu­er­he­be­sätze A und B bleiben vorerst bei 310 Prozent­punkten

20.11.2024 | Rathaus | 5 Kommentare

Vorschlag des Bürger­meis­ters zur Anhe­bung auf 350 Prozent­punkte mit 15:8 Stimmen abge­lehnt

Dass Steu­er­erhö­hungen eine heikle Sache sind, weiß jeder Bürger­meister. Dennoch hat 1. Bürger­meister Markus Böck in der Beschluss­vor­lage zur Gemein­de­rats­sit­zung am 19.11.24 für eine Anhe­bung der Grund­steu­er­sätze A und B von 310 Prozent­punkten auf 350 Prozent­punkte geworben.

In seinem Eingangs­plä­doyer verwies Böck darauf, dass die Einnah­me­quellen der Gemeinde komplett ausge­schöpft seien und die Ausgaben aber konti­nu­ier­lich stiegen. Auch der Kreis­haus­halt mache ihm Sorgen, denn dort klaffe ein Loch von aktuell gut 50 Millionen, was eine deut­liche Erhö­hung der Kreis­um­lage zur Folge hätte.

Die allge­meinen Preis­stei­ge­rungen bei Pflicht­auf­gaben der Gemeinde wie Sanie­rungen von gemein­de­ei­genen Liegen­schaften und Stra­ßenbau schlügen zu Buche und schränkten den Hand­lungs­spiel­raum massiv ein. Die Auswir­kungen einer Erhö­hung um 40 Prozent­punkte wäre für die Bürger durchaus über­schaubar, die Stei­ge­rung sei adäquat zu den aktu­ellen Preis­stei­ge­rungen berechnet. “Jetzt wäre die Möglich­keit, mit erhöhten Einnahmen für den Haus­halt 2025 Sicher­heit zu bekommen”, appel­lierte der Bürger­meister an die Gemein­de­räte.

“Keine gute Vorge­hens­weise zum aktu­ellen Zeit­punkt”, nannte der Frak­ti­ons­spre­cher der Grünen, Dr. Fritz-Gerrit Kropp, den Erhö­hungs­vor­schlag. Selbst der baye­ri­sche Finanz­mi­nister Albert Füra­cker mahne, die Grund­steu­er­satz­no­velle in den Gemeinden kosten­neu­tral zu halten. “Solange nicht klar ist, welche Auswir­kungen die Grund­steu­er­re­form auf die einzelnen Bürger hat und in der Kämmerei noch kein endgül­tigen Zahlen vorliegen, und wir nicht wissen, ob wir tatsäch­lich einen Einnah­me­rück­gang verzeichnen müssen, soll möglichst keine Erhö­hung statt­finden”, sagte Kropp. Eine Erhö­hung der gemeind­li­chen Steu­er­he­be­sätze sei im Bedarfs­fall jedes Jahr möglich, auch rück­wir­kend zum Jahres­an­fang.

Eben­falls “nicht in die Glas­kugel schauen” wollte der Frak­ti­ons­spre­cher der Freien Wähler, Stefan Vohburger: “Lassen Sie uns die endgül­tigen Zahlen nochmal am Jahres­ende anschauen, denn aktuell wissen wir nicht, was am Ende heraus­kommt”, sagte er. “Eine Steu­er­erhö­hung ist mit uns Freien Wählern nicht zu machen!”

Die Frak­tion der CSU hatte in der Sitzungs­vor­be­rei­tung eben­falls erheb­li­chen Diskus­si­ons­be­darf, mit durchaus kontro­versen Meinungen, wie Frak­ti­ons­spre­cherin Stefanie Hasel­beck sagte. Dennoch kam man zu einem Konsens, der dem Erhö­hungs­vor­schlag des Bürger­meis­ters folgte: “Der Zeit­punkt für eine Erhö­hung ist egal. Man muss auf die aktu­elle finan­zi­elle Situa­tion der Gemeinde Ober­schleiß­heim schauen und darf sich nicht mit anderen Kommunen verglei­chen”, sagte sie. Die Frak­tion sehe die Erhö­hung zur Deckung etwa­iger Einbußen bezüg­lich der neuen Grund­steuer als vertretbar. Falls dadurch leichte Mehr­ein­nahmen entstünden, dürfte der Haus­halt gerade bezüg­lich frei­wil­liger sozialer Leis­tungen etwas gesi­cherter sein. “Bei einer Besse­rung der finan­zi­ellen Situa­tion kann man ja den Hebe­satz wieder senken”, fügte sie an.

Für die FDP vertei­digte 3. Bürger­meister Dr.-Ing. Casimir Katz wort­reich den Erhö­hungs­vor­schlag auf 350 Prozent­punkte: “Die Grund­steuer ist über die Jahre hinweg nie an die Infla­tion ange­passt worden und ist daher effektiv deut­lich zu niedrig! Die Aufgabe der Politik, besteht nicht darin, Wahl­ge­schenke zu verteilen, sondern eine funk­tio­nie­rende Gemein­schaft sicher zu stellen”, warb Katz. Der durch­schnitt­liche Hebe­satz in Bayern würde im Bezugs­jahr 2022 mit 352% ange­geben und einige Nach­bar­ge­meinden hätten bereits deut­liche Anhe­bungen vorge­nommen.

Erich Elsner von der SPD tendierte dazu, die errech­neten Werte des Statis­ti­schen Bundes­amtes ernster zu nehmen. Bislang seien die Aussagen und Berech­nungen immer solide und fast punkt­genau gewesen und diese prognos­ti­zierten keinen Einnah­me­rück­gang in den Kommunen.

Auch der letzte Appell von Grünen-Gemein­de­rätin Helga Keller-Zenth, dass im Erhö­hungs­fall die “starken Schul­tern mehr trügen als die schwa­chen”, brachte dennoch keine Mehr­heit für den Verwal­tungs­vor­schlag zur Erhö­hung der Grund­steu­er­he­be­sätze A und B auf 350 Prozent­punkte, so dass dieser mit 15: 8 Stimmen abge­lehnt wurde. Für die Erhö­hung hatte sich die CSU Frak­tion plus Bürger­meister (5 Stimmen), die FDP- Frak­tion (2 Stimmen) und eine Grünen-Stimme ausge­spro­chen. Ingrid Lind­büchl

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5 Kommentare

  1. … wenn es mit den zur Verfü­gung stehenden Haus­halts­mit­teln immer enger wird, sollte man durchaus darüber nach­denken die beiden Gemeinden Ober- und Unter­schleiß­heim zusam­men­zu­führen. Dabei kann man sehr viel Geld einsparen (z. B. doppelte Verwal­tung…) und nach der Zusam­men­füh­rung gibt es EINE gesunde Gemeinde. Das ist doch ein schönes Ziel.

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  2. In der Diskus­sion vermisse ich den Hinweis, dass die Grunds­tuer i.d.R. auf Wohnungs­mieten umge­legt werden kann und wird. Inso­fern betrifft eine Erhö­hung nicht nur die vermeint­lich “starken Schul­tern” (womit wohl Immo­bi­li­en­be­sitzer gemeint waren), sondern auch die nicht uner­heb­liche Zahl von Mietern in der Gemeinde.

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  3. Sehr geehrter Herr Mole

    für den inter­kom­mu­nalen Radweg sind bislang und auch im kommenden Jahr keine Mittel ausge­geben worden. Die Planung des Stra­ßen­tun­nels wird vom Frei­staat Bayern bezahlt.
    Was wir im Ort aber bezahlen müssen sind Stra­ßen­un­ter­halt, Stra­ßen­rei­ni­gung und Stra­ßen­be­leuch­tung. Das Aufkommen aus der Grund­steuer deckt diese Kosten nur knapp und lässt keinerlei Spiel­räume für Inves­ti­tionen wie z.B. den behin­der­ten­ge­rechten Ausbau der Bushal­te­stellen. Wenn Sie die frei­wil­ligen Leis­tungen wie die Unter­stüt­zung von Vereinen, das Schwimmbad und das Volks­fest als “Spaß­aus­gabe” strei­chen wollen, ist das Ihre Meinung aber nicht die des Gemein­de­rats.

    Bei der Grund­steuer wird ange­strebt, aufkom­mens­neu­tral zu sein. Das kann man heute aber noch nicht abschlie­ßend bewerten. Die Prognosen streuen und dann kann man sich auf den Mittel­wert oder die obere oder untere Abschät­zung einlassen. Klar ist jedoch, dass klei­nere Wohnungen und größere Gewer­be­im­mo­bi­lien über­wie­gend bis zu 30% entlastet werden, wohin­gegen die größeren Eigen­heime eher mit 60% belastet werden. Das macht im Jahr ca. 100 € mehr aus, und wenn hier der Anstieg mit dem Hebe­satz 350% sich auf 130 € erhöht hätte, erscheint mir das Wort “schröpfen” etwas über­zogen, zumal die Wasser- und Abwas­ser­ge­bühren nicht ange­hoben wurden.

    Meine aktu­ellen umfang­rei­chen statis­ti­schen Studien ergaben insge­samt eher ein Absinken der Steu­er­ein­nahmen um etwa 10%. Die älteren Werte des statis­ti­schen Landes­amts ergaben hingegen eine Stei­ge­rung von 10%. Vorsicht beim Haus­halt wäre jetzt nicht “abge­hoben”, sondern eine Frage der Sicher­heit gewesen.

    Alle Gemein­de­räte fühlen sich dem Wohle aller Bürger in der Gemeinde verpflichtet. Darauf dürfen sich die Bürger verlassen. Wir sind jeder­zeit bereit, unsere Beweg­gründe zu erläu­tern. Am einfachsten wäre es, wenn die Bürger bei den Sitzungen des Gemein­de­rats oder bei der Bürger­ver­samm­lung auch anwe­send wären.

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  4. Aha, es sollen Steuern erhöht werden, weil ja mal wieder kein Geld da ist.

    Ein kurzer Blick auf die Gemein­de­seite zeigt z.B. Gelder die in der Park­sied­lung “zur Verschö­ne­rung” verschenkt werden, einen größeren Stra­ßen­neubau für einen “inter­kom­mu­nalen Radweg” und die Planung eines umfang­rei­chen Stra­ßen­tun­nels. Nichts davon wirk­lich notwendig und ersatzlos streichbar, neben diversen anderen “Spaß­aus­gaben”. Fürs fröh­liche Geldr­aus­werfen ist eben die falsche Zeit. Aber anstatt zu sparen, wie der Bürger es seit Jahren tun muss, will man die Allge­mein­heit noch weiter schröpfen. Da fragt man sich, wie abge­hoben manch einer der Besser­ver­diener im Rathaus eigent­lich ist.

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    • Sehr geehrter Herr Mole,

      ich fühle mich zwar von Ihrem letzten Satz in keiner Weise ange­spro­chen, muss aber dennoch die eine oder andere Unwahr­heit richtig stellen.

      Zuerst gebe ich Ihnen absolut Recht, dass für fröh­li­ches Geldr­aus­werfen nicht die rich­tige Zeit ist.

      Daher kann ich Ihnen versi­chern, dass sowohl der Gemein­derat als auch ich sehr genau darauf achten, welche Ausgaben und Inves­ti­tionen getä­tigt werden und welche nicht!

      Nun zu Ihren Vorhal­tungen:
      Welche Gelder in der Park­sied­lung “verschenkt” werden, würde mich stark inter­es­sieren.
      Wie von Hr. Dr. Katz beschrieben, wurden für den Radweg keinerlei Gelder ausge­geben.
      Die Unter­füh­rung wurde aufgrund eines posi­tiven Bürger­ent­scheides meiner­seits voran­ge­trieben. Hier werden sämt­liche Kosten rich­ti­ger­weise vom Frei­staat getragen. In unserem Haus­halt müssen diese Kosten jedoch als Ausgabe ange­führt werden, da wir sonst die notwen­digen Leis­tungen nicht beauf­tragen können. Diese stehen aber 1:1 den Einnahmen gegen­über und haben somit keine finan­zi­elle Auswir­kungen für uns als Gemeinde.

      Es gibt Pessi­misten, Opti­misten und Realisten. Ich würde für mich die Beschrei­bung eines Realisten in Anspruch nehmen wollen. Und in dieser Eigen­schaft sehe ich, dass wir für jede Anschaf­fung und Inves­ti­tion mehr Geld in die Hand müssen als noch vor wenigen Jahren. Stei­gende Kosten in allen Berei­chen, stei­gende Kreis­um­lage und vieles mehr schnüren unser eh schon sehr enges finan­zi­elles Korsett noch enger, so dass wir bald Probleme bekommen, atmen zu können. Und wer die Presse verfolgt, weiß, dass dies in den nächsten Jahren nicht besser wird!

      Wir als Kommune sind eine Selbst­ver­wal­tung und müssen schauen, dass wir Ausgaben und Einnahmen selbst “erwirt­schaften”. Und wie überall anders auch ist es so, dass man bei stei­genden Ausgaben die Preise erhöhen muss, um nach­haltig wirt­schaften zu können.

      Daher wäre eine Erhö­hung des Grund­steu­er­he­be­satzes (hinter der ich noch immer voll und ganz stehe) in keinem Fall “abge­hoben”, sondern schlicht und einfach realis­tisch.

      Markus Böck, Erster Bürger­meister

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