Aus dem Gemeinderat
Im Ferienausschuss des Gemeinderats von Oberschleißheim am 20. August 2024 ging es vor allem um baurechtliche Fragen, zu Beginn aber um ein akutes Personalproblem in der Gemeindeverwaltung.
Drei Vollzeitmitarbeiter mit viel Sachkompetenz haben das Bauamt verlassen, und das in einer Zeit, in der mehrere große Bauvorhaben gleichzeitig auf der Tagesordnung stehen: das Haus am Frauenfeld (Mitarbeiterwohnungen), die Baugebiete Mittenheim West, Schäferanger sowie an der St. Margarethen-Str. und das Kinderhaus. Das führt zu einer erheblichen Überlastung der verbliebenen Mitarbeiter inklusive Bauamtsleiterin Christiane Kmoch. Es ist nicht mehr garantiert, dass die Bauvorhaben mit der notwendigen Sorgfalt bearbeitet werden können.
Deshalb stellte die SPD-Fraktion den Antrag, eine spezifische Stellensperre im Haushalt 2024 sofort aufzuheben, damit so rasch wie möglich neu besetzt werden kann. Dem Antrag stimmten alle Fraktionen zu. Allerdings zeigten sich Peter Benthues (CSU) und Bürgermeister Markus Böck (CSU) erstaunt oder sogar pikiert darüber, dass ausgerechnet die SPD diesen Antrag stellte.
Denn gerade die SPD habe in den vorangegangenen Haushaltsdebatten besonders energisch zu hohe Personalkosten moniert. Irene Bogdain (SPD) erklärte, die Situation habe sich verändert. Durch die Verzögerung des Bauprojekts am Frauenfeld sei die Anzahl der parallel laufenden Projekte noch einmal gestiegen. Der akute Personalschwund im Bauamt sei auch eine neuere Entwicklung. Wenn Situationen sich verändern, müsse man eben angemessen reagieren. Letzterem kann man natürlich auch als neutrale Beobachterin nur zustimmen.
Andere Bauvorhaben, z. B. ein neuer Getränkemarkt an der Sonnenstraße, wurden ebenfalls einstimmig abgesegnet. Besonders Stefan Vohburger (FW) war erfreut, denn die Idee, dass es einen Getränkemarkt brauche, hätten die Freien Wähler schon 2015 auf den Tisch gebracht. Helga Keller-Zehnt (Die Grünen) empfand es als positiv, dass in einem Getränkemarkt wenigstens nicht nur wie bei Discountern mit Einwegflaschen hantiert würde, die dann zu Plastikmüll werden.
Definitiv keine Einigkeit, sondern eine lange und hitzige Diskussion gab es bei dem Antrag auf die weitere gewerbliche Nutzung eines denkmalgeschützten Gebäudes auf Gut Hochmutting. Diese Diskussion wurde inklusive Stellungnahme von Bürgermeister Böck auch auf schleissheimer-zeitung.de schon geführt, ausgelöst durch einen offenen Brief von Erich Elsner (SPD).
Der Antrag des Eigentümers war im Januar 2023 im Gemeinderat mit Stimmengleichheit abgelehnt, also nicht einvernehmlich beschlossen worden. Inzwischen hat das Landratsamt als übergeordnete Instanz in dieser Sache beschlossen, dass er doch genehmigt werden kann, und dem Gemeinderat nahegelegt, darüber ebenfalls ein Einvernehmen herzustellen. Allerdings wird der Antrag auch ohne ein solches gemeindliches Einvernehmen genehmigt. Das ist rechtlich zulässig, sorgt aber natürlich nicht für gute Stimmung.
CSU und Freie Wähler sind dafür, weil die geplante gewerbliche Nutzung (in Zukunft lt. Auskunft des Eigentümers nicht mehr für das Palettenlager, sondern für die bereits ansässige Schreinerei, die die Lagerhalle übernimmt) nicht wirklich störe und der Eigentümer die Einnahmen brauche, unter anderem für den definitiv teuren Erhalt des Baudenkmals. SPD und Grüne sind dagegen, weil der damit verbundene Schwerlastverkehr die Verkehrssicherheit beeinträchtige und dem Landschaftsschutz- und Naherholungsgebiet Schaden zufüge, also öffentliche Belange betreffe. Irene Beck von der FDP macht sich ebenfalls Sorgen wegen des Verkehrs.
Der Haupteinwand der Grünen (Gaby Hohenberger) ging nicht gegen das Gewerbe, sondern vor allem gegen den Schwerlastverkehr. Dafür müsse man eine langfristige Regelung treffen, die auch für zukünftige Nutzungen gelte. Erich Elsner von der SPD hält zudem die Rechtslage für nicht so eindeutig. Der Austausch von Argumenten und Gegenargumenten (nicht ohne grundsätzlichen Unterton, Ihr seid immer dagegen, Ihr unterwerft Euch einfach dem Diktat der Obrigkeit) ging so lange, dass Bürgermeister Böck schließlich eine Sitzungspause verkündete, in der das für mich nicht mehr verständliche Gemurmel der Sitzungsteilnehmer anschwoll.
Die Straßen in dem Gelände sind Gemeindestraßen. Dafür kann die Gemeinde Regelungen treffen. Als Lösung für das Dilemma mit dem Verkehr zeichnete sich ab, dass man dieses Problem mit einer Begrenzung der Tonnage auf den Zufahrtsstraßen regeln könne. Dafür ist aber der Umwelt- und Verkehrsausschuss zuständig.
Nach der Pause Vorschlag von Bürgermeister Böck “zur Güte”: Die Entscheidung wird um eine Runde vertagt. Eine Fristverlängerung hatte Christiane Kmoch vorsorglich schon beantragt. Vorher wird der Umwelt- und Verkehrsausschuss zusammengerufen, um das Tonnage-Thema zu klären.
Der Eigentümer des Baudenkmals wird das hoffentlich mit Fassung tragen. Auf ein paar Wochen hin oder her kommt es ja jetzt auch nicht mehr an.
Andrea Wörle
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