Allee weicht der Straße

16.06.2021 | Rathaus | 1 Kommentar

Die Ausbau­pläne der Vete­ri­närstraße sollen gemäß dem seiner­zei­tigen Beschluss umge­setzt und damit die Allee entlang der Straße entfernt werden. Einen Antrag der Grünen, umzu­planen, um die Allee zu erhalten, hat der Gemein­derat einmütig abge­wiesen.

CSU, FW, SPD und FDP hielten an der Verbrei­te­rung der Fahr­bahn fest, die für den Lini­en­bus­ver­kehr ebenso notwendig sei wie für die Erschlie­ßung des Univer­si­täts-Campus. In Verbin­dung mit der anvi­sierten Verpflan­zung einiger Bäume sei dies die beste Lösung, so ihre einhel­lige Argu­men­ta­tion.

Nachdem der Bauaus­schuss des Gemein­de­rats die Stra­ßen­pla­nung einstimmig beschlossen hatte, zeigte sich Bürger­meister Markus Böck (CSU) verstimmt, dass die Grünen den Beschluss nun in Frage stellten. Das sei „eine frag­wür­dige Vorge­hens­weise“.

Grünen-Spre­cher Fritz-Gerrit Kropp verwies darauf, dass die Fällung der Bäume in den Sitzungs­un­ter­lagen nicht erwähnt gewesen und erst in der Sitzung aufs Tapet gekommen seien. Damit habe die nötige Vorbe­rei­tung gefehlt. Florian Spirkl (SPD) betonte frei­lich, die Plan­un­ter­lagen hätten „sehr deut­lich durch­ge­stri­chene Bäume gezeigt“, die Fällungen wären für jeden erkennbar gewesen.

Die inhalt­li­chen Argu­mente jenseits der Verfah­rens­fragen waren zuvor teils in inten­siven Debatten in der schleissheimer-zeitung.de ausge­tragen worden. In der Sitzung wieder­holte Gaby Hohen­berger (Grüne) ihre Zweifel, ob die verpflanzten Bäume auch tatsäch­lich eine Zukunft hätten.

Zudem sei ihr die Notwen­dig­keit des Ausbaus nicht ersicht­lich. In allen Plänen sei die haupt­säch­liche Erschlie­ßung des Univer­si­täts-Campus über die Sonnen­straße an der Ostseite konzi­piert gewesen. Dass jetzt über die Vete­ri­närstraße von der Nord­seite so viel Verkehr entstehe, dass die Straße verbrei­tert werden müsse, sei in den Gutachten nicht enthalten.

Casimir Katz (FDP) argu­men­tierte, seine Ziel­set­zung sei, „den öffent­li­chen Nahver­kehr so stark zu fördern, wie es nur geht“. Dazu sei dies unter Einbe­zie­hung der Baum­ver­pflan­zungen „die opti­male Lösung“, alle aufge­wor­fenen Alter­na­tiven seien mangel­haft.

Auch Spirkl sprach für die SPD von „angeb­li­chen Patent­lö­sungen“, die aber nicht trag­fähig seien. Bei der von Hohen­berger ange­regten Verschwen­kung der Straße etwa käme „eine Allee mit versetzten Allee­bäumen“ heraus, spot­tete er. Für die FW nannte Stefan Vohburger die beschlos­senen Pläne ange­sichts der Verkehrs­ent­wick­lung „eine zukunfts­fä­hige Lösung“.

Außer­halb des Rathauses läuft bereits eine Unter­schrif­ten­ak­tion zum Erhalt der Allee. Am Samstag, 19. Juni, soll sie um 11 Uhr mit einer Demons­tra­tion an der Vete­ri­närstraße unter­mauert werden.

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1 Kommentar

  1. Nachdem ich in den letzten Tagen mehr­fach zu meiner im Gemein­derat geäu­ßerten Bewer­tung der Alter­na­tiven gefragt worden bin, versuche ich mal, die wesent­li­chen Punkte zusam­men­zu­stellen, insbe­son­dere um allen Teil­neh­mern der Demo die Gele­gen­heit zu geben, die Entschei­dung des Gemein­de­rats nach­zu­voll­ziehen.

    Eine Meinung ist bekannt­lich schnell gefasst, aber das Studium der Fakten dauert länger.

    Durch die allseits begrüßte Verla­ge­rung der tier­me­di­zi­ni­schen Fakultät der Univer­sität nach Ober­schleiß­heim ist ein erheb­li­ches zusätz­li­ches Verkehrs­auf­kommen zu erwarten. Ein primäres Ziel bei der Verkehrs­er­schlie­ßung ist es, einen möglichst großen Anteil auf den ÖPNV oder das Fahrrad zu bringen. Dazu gehört ein möglichst kurzer Weg zur Halte­stelle und bei der großen Anzahl auch zwei Halte­stellen in dem in Ober­schleiß­heim übli­chen Abstand von 400 m und die Möglich­keit, den Takt später auch noch zu verdichten.

    Weiter erfolgt die Erschlie­ßung für die im Verkehrs­gut­achten prognos­zierten 3700 Kfz-Fahrten im Wesent­li­chen (90 %) über den Kreis­ver­kehr mit der Sonnen­straße und nur zu 10 % über die nörd­liche Neben­zu­fahrt (Vete­ri­närstraße). Aber auch mit diesem Verkehr muss der Knoten der Veterinärstraße/Sonnenstraße mit einer Ampel versehen werden, um eine akzep­table Verkehrs­qua­lität zu errei­chen. Sowie (Zitat): „Um eine ausrei­chende Leis­tungs­fä­hig­keit der Stra­ßen­räume für die Bewäl­ti­gung des spezi­fi­schen Verkehrs­auf­kom­mens, insbe­son­dere mit Blick auf die Busver­bin­dung, zu gewähr­leisten, ist ein Ausbau der Vete­ri­närstraße sowie der St.-Hubertus-Straße entspre­chend den Regel­breiten drin­gend notwendig.“

    Die Verbrei­te­rung erfor­dert die Verpflan­zung oder Neupflan­zung von Bäumen, die Allee wird nicht „abge­holzt“, sondern mit Nach­pflan­zungen erhalten. Die Grund­sätze einer nach­hal­tigen Forst­wirt­schaft werden also zu 100 % einge­halten. Die Pläne und Zusam­men­stel­lungen findet man übri­gens unter oberschleissheim.ratsinfomanagement.net.

    Die zusätz­lich unter­suchten Alter­na­tiven waren:

    • Ausweich­buchten:
    Diese stören den Character der Allee, da dann entweder größere Lücken oder eine versetzte Baum­reihe entstehen würden.

    • Ampel­schal­tung für Gegen­ver­kehr:
    Da ein wartendes Fahr­zeug die Straße eben­falls versperrt, müsste die Ampel vor der Zufahrt aufge­stellt werden. Dies bedeutet eine verkehrs­ge­fähr­dende Beein­träch­ti­gung der hoch­be­las­teten Sonnen­straße. Aus dem glei­chen Grund ist eine Halte­stelle auf der Sonnen­straße mit einer Bucht abzu­lehnen.

    • Einbahn­straße:
    Diese Rege­lung hätte zwar den Charme, dass auch nur eine einzige Bushal­te­stelle benö­tigt würde, aber sie belastet eben­falls die Sonnen­straße zusätz­lich und würde in jeder Ausfüh­rung zu zusätz­li­chem Schleich­ver­kehr in der St.-Margarethenstraße und im Marga­re­the­n­anger führen.

    • Verbrei­te­rung der Straße nach Norden hin:
    Diese Vari­ante scheidet nicht nur aus Gründen des Denk­mal­schutzes aus, sondern würde auch das endgül­tige Verschwinden der nörd­li­chen Baum­reihe sowie des dortigen Gehweges bedeuten.

    • Führung des Busses von der Huber­tus­straße südwärts bis zum Kreisel:
    Der Weg ist weder im Besitz der Gemeinde noch des Frei­staats. Weiter wäre das für den Expressbus ein erheb­li­cher Umweg.

    • Ausschließ­liche Halts in der Sonnen­straße:
    Dadurch würden nicht nur die Mitar­beiter des Versuchs­guts benach­tei­ligt, es würde dann auch mur eine einzige Bushal­te­stelle mit einer Querung der stark befah­renen Staats­straße möglich sein und der ange­strebte Abstand von maximal 300 m zur nächsten Bushal­te­stelle würde deut­lich über­schritten.

    • Zweiter S‑Bahn-Halt oder U‑Bahn-Anschluss:
    Ein Bedarf dafür ist derzeit noch nicht nach­weisbar.

    Damit sind alle Lösungen mit deut­li­chen Nach­teilen sowohl von der Verwal­tung als auch dem Verkehrs­planer verworfen worden. Lösungen, die eine Umpla­nung der Bauten der Univer­sität mit mehr­jäh­rigem Verzug zu Folge haben würden, sind eben­falls keine Option.

    Die Aufgabe eines poli­ti­schen Gremiums als Vertre­tung aller Bürger ist es, die Lösung zu finden, die insge­samt die beste Lösung ist. Einzel­in­ter­essen oder gar Ideo­logie sind da keine guten Ratgeber.

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