Gewerbe für ‘one health’

27.01.2021 | Rathaus | 1 Kommentar

Das neue Gewer­be­ge­biet südlich der Dach­auer Straße (Bild ob.) soll sich an „Anker­punkten“ des Landes­amtes für Gesund­heit und Lebens­mit­tel­si­cher­heit und des Uni-Campus der Tier­ärzt­li­chen Fakultät ausrichten. Auf etwa 15 Hektar Fläche am west­li­chen Orts­rand soll der „One Health & Tech­no­logy Campus“ entwi­ckelt werden.

Der Gemein­derat hat die „asto busi­ness group“ mit Sitz in Gilching mit dem Aufbau, der Vermark­tung und dem Manage­ment des künf­tigen Gewer­be­ge­biets betraut. Der Projekt­ent­wickler hat bereits in mehreren Regionen auch im Groß­raum München ähnliche Cluster aufge­baut, so das Biotech­no­lo­gie­zen­trum in Martins­ried oder den „asto park“ auf dem eins­tigen Areal des Flug­zeug­bauers Fairchild-Dornier in Ober­pfaf­fen­hofen.

„asto“ verspricht die Ansied­lung hand­ver­le­sener Betriebe. Der Campus soll von der Gesell­schaft nicht nur aufge­baut, sondern auch betreut werden. „Wir decken die ganze Nahrungs­kette ab“, sagte Bernd Schulte-Midde­lich, einer der beiden Gründer und Inhaber, „vom Grund­stücks­kauf bis zum Manage­ment.“

Basis sei „ein breiter mittel­stän­di­scher Mix“. Die Unter­nehmen für den „One Health & Tech­no­logy Campus“ sollen sich alle­samt mit Gesund­heit von Mensch und Tier, Medizin- und Arznei­mit­tel­technik, Lebens­mit­tel­si­cher­heit und Umwelt­aspekten beschäf­tigen.

Auch studen­ti­sches Wohnen soll in dem Gewer­be­park reali­siert werden, ebenso wie die nötige Nahver­sor­gung mit Gastro­nomie oder Kinder­be­treuung. Versorgt werden soll der Campus autark über ein Block­heiz­kraft­werk, die Betreiber wollen sich sogar über mögliche Geothermie-Nutzung infor­mieren.

Für den Ort soll das Areal offen und zugäng­lich sein und mit seinen gestal­te­ri­schen Aspekten, seinen Frei­räumen und seiner Gastro­nomie sogar einen attrak­tiven Mehr­wert bieten.

Bürger­meister Markus Böck nannte “asto” bei der Vorstel­lung im Gemein­derat einen „hervor­ra­genden Partner“. Das Konzept sei „für unsere Gewer­be­ent­wick­lung wie zuge­schnitten“.

Das Rathaus hatte einen Katalog an kommu­nalen Zielen vorge­legt, der mit der Gewer­be­ent­wick­lung erreicht werden solle. Der reichte von anspre­chender Archi­tektur, Maßstäb­lich­keit und der Berück­sich­ti­gung der Schleiß­heimer Spezia­li­täten wie Schloss und Flug­werft über ausrei­chende Nahver­sor­gung und Infra­struktur bis hin zu Anfor­de­rungen an moderne Mobi­lität unter „Mini­mie­rung des Kfz-Verkehrs“.

Gefor­dert waren insbe­son­dere „nach­haltig posi­tive Auswir­kungen für Ober­schleiß­heim“ wie Zukunfts­fä­hig­keit des ange­sie­delten Gewerbes, Krisen­un­an­fäl­lig­keit und eine enge Bindung an den Ort.

Der Projekt­ent­wickler verspricht einen „ganz­heit­li­chen Ansatz“ mit „Nach­hal­tig­keit auf allen Ebenen“. Von der Erschlie­ßung über die Archi­tektur, von der Mobi­lität bis zum Manage­ment werde „der Mensch im Mittel­punkt“ stehen, heißt es im Konzept­pa­pier.

So solle ein Gewer­be­ge­biet mit ansehn­li­cher Gestal­tung, hoher Aufent­halts­qua­lität und modernen Mobi­li­täts- und ener­ge­ti­schen Ansätzen entwi­ckelt werden. Der Campus verspricht einen Austausch und Begeg­nungen inner­halb der verwandten Bran­chen plus kurze Wege zu den nahen wissen­schaft­li­chen Einrich­tungen.

Mit 17:6 Stimmen bestellten CSU, vier FW-Räte, SPD und FDP gegen die Stimmen der Grünen und von Hans Negele (FW) „asto“ zum Projekt­ent­wickler. Negele befürch­tete, dass die direkte Nach­bar­schaft zum Lehr- und Versuchsgut der Uni, einem groß ange­legten land­wirt­schaft­li­chen Betrieb, Probleme bereiten könnte, was “asto” verneinte. Die Grünen lehnen das Gewer­be­ge­biet an der Stelle grund­sätz­lich ab.

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1 Kommentar

  1. Warum die Frak­tion der Grünen im Gemein­derat Ober­schleiß­heim das Gewer­be­ge­biet südlich der B471 nicht befür­wortet:

    Die Gemeinde Ober­schleiß­heim plant ein 15 ha großes, neues Gewer­be­ge­biet südlich der B471 zwischen dem Lehr- und Versuchsgut der LMU und der Auto­bahn A92. Die Grund­stücke gehören der IMBY (Immo­bi­li­en­ge­sell­schaft des Frei­staats Bayern) und würden an einen privaten Investor veräu­ßert werden. Dieser soll das Gebiet entwi­ckeln und anschlie­ßend kann er even­tuell einzelne Grund­stücke weiter­ver­äu­ßern bzw. im Bestand halten.

    Die Fläche liegt im Land­schafts­schutz­ge­biet und muss hierzu erst durch Beschluss des Kreis­tages heraus­ge­nommen werden.

    Das Gelände grenzt nörd­lich an den denk­mal­ge­schützten Schleiß­heimer Schloss­kanal, in unmit­tel­barer Nähe liegt das Wohn­ge­biet Ertlbau-Sied­lung. Es kann nur über die B471 mit Hilfe von Brücken­kon­struk­tionen über den Kanal erreicht werden, in Zukunft even­tuell noch durch die Verlän­ge­rung einer geplanten Umge­hungs­straße.

    Es wird voraus­sicht­lich zu einer massiven Mehr­be­las­tung durch Indi­vi­du­al­ver­kehr über die B471 kommen, da das Gelände nur so zu errei­chen ist. Eine vernünf­tige Erschlie­ßung durch den ÖPNV ist an dieser Stelle so gut wie unmög­lich. Wegen der unmit­tel­baren Nähe zur Auto­bahn ist dieses Gebiet laut Gutachten präde­sti­niert für Logistik– und Trans­port­un­ter­nehmen.

    Als Neben­aspekt wird durch die jetzige Planung die drin­gend notwen­dige Erwei­te­rung des Lehr- und Versuchs­gutes nach Westen, entgegen dem Sinne des Tier­wohls, komplett verbaut. Eine Weide­hal­tung für die Rinder wird dann dort nicht mehr möglich sein, die Tiere müssten sich dann mit Lauf­ställen im Freien begnügen.

    In Zeiten von prognos­ti­zierter Wirt­schafts­flaute, Corona-Pandemie und zuneh­mender Home­of­fice-Rege­lungen ist die Auswei­sung neuer Gewer­be­ge­biete ohnehin grund­sätz­lich in Frage zu stellen. Auf dem in Unter­schleiß­heim im Bau befind­li­chen Kory­feum herrscht zur Zeit eine gut sicht­bare Bauver­zö­ge­rung, im Busi­ness-Campus gibt es erheb­liche Leer­stände. Der Bedarf an Büro­flä­chen wird sich in Zukunft durch den neuen gesetz­li­chen Anspruch auf Home­of­fice vermut­lich deut­lich verän­dern.

    Es besteht die Gefahr, dass es zu Fehl­pla­nungen mit der Folge von Leer­ständen kommt, so wie es seiner­zeit auch schon in der Sonnen­straße geschehen ist. Auch hier blieben die lang­ersehnten Büro­ge­bäude aus, statt dessen finden sich dort Logis­tik­un­ter­nehmen. Die Instal­la­tion von weiteren Super­märkten am Orts­rand haben den Innen­raum veröden lassen.

    Wir, die Frak­tion der Grünen, haben im Gemein­derat gegen den Standort des geplanten Gewer­be­ge­bietes gestimmt, weil wir den Standort für nicht geeignet halten. Dementspre­chend haben wir natür­lich konse­quen­ter­weise auch gegen den Investor gestimmt.

    Natür­lich haben die Inves­toren ein attrak­tives, ökolo­gi­sches Gewer­be­ge­biet in den schönsten Farben vorge­stellt. Wir haben es aber schon des öfteren erlebt, wie schnell die schönen Karten­häuser, die uns poten­ti­elle Inves­toren erbaut haben, in sich zusam­men­ge­fallen sind. Dafür ist unser Land­schafts­schutz­ge­biet einfach zu schade.

    Wir Grünen haben früher schon gefor­dert, wenn schon ein solches Gewer­be­ge­biet geplant würde, dann südlich der LMU mit gleich­zei­tigem Anschluss an eine zweite S‑Bahn-Halte­stelle.

    Bis ein neues Gewer­be­ge­biet die so drin­gend benö­tigte Gewer­be­steuer abwirft, werden aber sicher noch 5–7 Jahre vergehen, so lange müsste die Gemeinde in Vorleis­tung gehen.

    Deswegen sind wir der Meinung, dass zunächst das Gewer­be­ge­biet an der Mitten­heimer Straße und der Bruck­mann­ring besser gestaltet und über­plant werden müssten, hier besteht noch erheb­li­ches Entwick­lungs­po­ten­tial, bevor man Gebiete aus dem Land­schafts­schutz­ge­biet heraus­nimmt.

    Für die Frak­tion der Grünen
    Dr. Fritz-Gerrit Kropp / Frak­ti­ons­spre­cher

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