Ein professioneller Ansprechpartner zu Fragen von Demenz und die Einrichtung einer ambulanten Betreuungsmöglichkeit sind auf dem Weg zur „Demenzfreundlichen Kommune“ die zentralen Meilensteine. Vor dem Gemeinderat warb Georg Kalmer, der Vorsitzende des Kranken- und Altenpflegevereins, der das Modellprojekt für die Gemeinde durchführt, für großes Engagement auf diesem Feld. Demenzbetreuung sei “ein wichtiges Anliegen, eine Herausforderung, vor der wir stehen“, mahnte Kalmer, „an Aufgaben und Arbeit fehlt es nicht“.
Mit einer Bürgerbefragung hatte der Verein die Wünsche und Erwartungen in Oberschleißheim zur Demenzfürsorge abgefragt und parallel dazu bei Ärzten, Pflegdiensten und Sozialorganisationen reale Einschätzungen erhoben. Die Fallzahlen lägen anhand dieser Werte um das Dreifache über den Prognosen, berichtete Kalmer und nannte dies „bedrückend“.
Demnach sei in Oberschleißheim mit rund 500 Menschen mit dementiellen Erkrankungen zu rechnen, das wären über vier Prozent der Bevölkerung, für den Landkreis München war eine Marke von 1,7 Prozent prognostiziert worden. In Oberschleißheim, einem tendenziell überalterten Ort, wären 20 Prozent der über 65jährigen von Demenz betroffen, hier liegt der Landesschnitt bei zehn Prozent.
Der Kranken- und Altenpflegeverein hat mit Annita Sterr Anfang des Jahres bereits eine Fachkraft für Fragen zu Betreuung, Pflege und Pflegeversicherung bei Demenzpatienten eingestellt. “Ihre Tätigkeit ist für viele alte Menschen ein Segen“, schwärmte Kalmer. Die Mittel dafür hatte das Rathaus bislang nur für 2018 bewilligt, die Festanstellung müsse aber auf Dauer sichergestellt werden. „Die bisherige intensive Inanspruchnahme von Frau Sterr lässt dies geboten erscheinen“, sagte Kalmer.
86 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage haben sich für die Einrichtung einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz ausgesprochen. Ein entsprechender Antrag des Vereins inclusive einer Konzeption liegen seit Monaten im Rathaus. „Es wäre ein überzeugendes Signal an alle Betroffenen, wenn eine Entscheidung bald käme“, mahnte Kalmer. Der Verein hatte bei den anstehenden Neubaugebieten an Schäferanger und Kreuzacker um Berücksichtigung gebeten und dann ganz konkret in dem anstehenden gemeindeeigenen Neubauprojekt am Frauenfeld.
Neben diesen beiden Schlüsseleinrichtungen müsse auch permanent die Aufklärungs- und Informationsarbeit über die Krankheit vorangetrieben werden, hatte der Arbeitsausschuss des Vereins als Auswertung der Umfrage ermittelt, und die Sensibilisierung der Bevölkerung im Umgang mit erkrankten Menschen erhöht werden. Längerfristige Aufgabe sei es, die Infrastruktur des Ortes nach den Erfordernissen einer Demenzfreundlichen Kommune auszubauen. Hier seien Arztpraxen oder Läden des täglichen Bedarfs ebenso gefordert wie etwa auch die Kirchen mit einer besonderen seelsorglichen Betreuung für Kranke und Angehörige. Das Demenzprojekt müsse hier „ermutigende Anreize“ setzen.
Die Ergebnisse der Umfrage und die Handlungsableitungen durch den Arbeitsausschuss hat der Verein in einer Broschüre aufgelegt. Vorgestellt und diskutiert werden sie bei einem Podiumsgespräch am Freitag, 16. November, um 18 Uhr im Pfarrheim Maria Patrona Bavariae.
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