30 Jahre ‘BIT’ — und ‘aktu­eller denn je’

06.08.2020 | Vereine | 0 Kommentare

“Ein Tunnel — was ist das Großes?” hatte der Unter­schleiß­heimer Archi­tekt Ulrich Hermann 1990 zu der neuen Idee gesagt, die Bahn­gleise zwischen Feld­moching und dem Flug­hafen in einem Tunnel zu verpa­cken. Hermann war Motor und Grün­dungs­vor­sit­zender der Bürger­initia­tive “Bahn im Tunnel”, kurz “BIT”, die sich damals in den vier Anlie­ger­ge­meinden Neufahrn, Eching, Unter- und Ober­schleiß­heim bildete.

Jetzt feiert die “BIT” ihren 30. Geburtstag. Und ihr Vorsit­zender Casimir Katz versi­chert: “Unsere BIT, sie wird noch lange gebraucht werden.” Ange­sichts der Forde­rungen nach einem stabilen 10-Minuten-Takt der S‑Bahn käme nun ein vier­glei­siger Ausbau mit einer Tren­nung von S‑Bahn und Fern- und Güter­ver­kehr wieder aufs Tapet, wie in den 1990er Jahren.

“Die Notwen­dig­keit war auch schon vor 30 Jahren erkennbar”, erin­nert Katz, “aber inzwi­schen sind die Alter­na­tiven einer ober­ir­di­schen Neubau­strecke so schwierig geworden, dass die Lösung mit mehreren Tunneln in allen vier Gemeinden für die neuen Gleise wieder hoch­ak­tuell ist.”

Anstoß für die “BIT” waren seiner­zeit Pläne der Bahn, wegen des noch neuen Flug­ha­fens und des nach dem Fall des “Eisernen Vorhangs” erwar­teten Verkehrs­zu­wachses in den euro­päi­schen Osten die Strecke der S1 vier­gleisig auszu­bauen.

Diese zusätz­li­chen Gleise inklu­sive der nötigen Schall­schutz­maß­nahmen — vier Meter hohe Mauern — wären demnach ober­ir­disch durch die Orte geführt worden. Dagegen formierte sich die “BIT” und erhielt flächen­de­ckend Zulauf in allen vier Gemeinden inklu­sive aller Bürger­meister und geschlossen zusam­men­ste­hender Gemein­de­räte.

Neben der Abwehr dieser Horror­vi­sion war der Charme der Tunnel­idee stets auch die städ­te­bau­li­chen Chancen, die sich dadurch eröffnen könnten. Die “BIT” hat dabei auch eigene Studien beauf­tragt und vorge­legt, um die Vorteile einer Tiefer­le­gung darzu­stellen und gleich­zeitig die enormen Kosten einer solchen Lösung zu senken.

Als die Ausbau­pläne immer mehr im Sande verliefen, konzen­trierte sich die “BIT” dann darauf, dass auch schon die bestehenden zwei Gleise laut genug seien und besser unter die Erde gehören würden, weiterhin auch im Sinne der Städe­pla­nung. Es wurden auch Lärm­mes­sungen und Zugzäh­lungen durch­ge­führt.

Und es wurden abge­speckte Lösungen mit einer Führung im Trog statt im Tunnel entwi­ckelt, insbe­son­dere für Ober­schleiß­heim entwi­ckelt. Im Laufe der Zeit ohne Erfolgs­mel­dungen entwi­ckelten sich konkur­rie­rende Bestre­bungen für Stra­ßen­un­ter­füh­rungen in Ober- und
Unter­schleiß­heim.

Beide wurden jeweils zunächst abge­lehnt, dann aber im zweiten hier und im dritten Anlauf da doch ange­nommen. Neufahrn und Eching hatten die Vision längst gedank­lich begraben, so dass sich die Initia­tive immer stärker auf Ober­schleiß­heim fokus­sierte, wo sie auch jahre­lang von Peter Bent­hues geführt wurde.

Gerade aber sieht sich die “BIT” wieder aktu­eller denn je. “Der Verkehrs­kol­laps wird kommen, sofern es nicht gelingt, mehr Verkehr auf den öffent­li­chen Verkehr zu verla­gern”, prophe­zeit der 2019 gewählte Vorsit­zende Katz.

Das Bild einer “BIT”-Versammlung aus den frühesten Jahren ist nicht datiert; am Kopf­ende des Tisches sind (v. li.) erkennbar die Ober­schleiß­heimer Vorstands­mit­glieder Franz Kaiser und Alois Laus sowie Vort­sit­zender Uli Hermann, alle drei mitt­ler­weile verstorben.


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