Der Oberschleißheimer Tisch: Gruppenbild zum 15-jährigen Jubiläum

“Wenn Menschen anpa­cken, ohne zu rechnen”

01.02.2025 | Lokale Initiativen | 0 Kommentare

15 Jahre Ober­schleiß­heimer Tisch: Schleiß­heimer helfen Schleiß­hei­mern

Was macht der Ober­schleiß­heimer Tisch?

Am 29. Januar 2025 konnte der Ober­schleiß­heimer Tisch ein groß­ar­tiges Jubi­läum begehen. Seit 15 Jahren versorgen die heute 27 ehren­amt­li­chen Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter Bedürf­tige in Ober­schleiß­heim mit Lebens­mit­teln, die von Super­märkten, Lebens­mit­tel­händ­lern, Groß­bä­cke­reien und Land­wirten gespendet werden. Derzeit werden in Ober­schleiß­heim wöchent­lich 202 Menschen mit Spenden vom Tisch versorgt, darunter 78 Kinder.

Das gesamte Team und seine Leitungs­gruppe mit Rudolf Frankl, Susanne Golling, Simin Auer und Hans Kolpatzik freuen sich über alle, die noch mithelfen wollen, sei es aktiv und/oder durch Spenden. Und sie sind froh darüber, wenn Menschen, die es nötig haben, sich ein Herz nehmen und beim Tisch ihre Hilfe in Anspruch nehmen, weil sie von Bürger­geld, von Grund­si­che­rung im Alter oder von Erwerbs­un­fä­hig­keits­rente leben müssen oder mit ihrem Einkommen bzw. ihrer Rente bei wach­senden Lebens­hal­tungs­kosten kaum auskommen.

Einen Berech­ti­gungs­aus­weis für diese Hilfe erhält man bei der Gemeinde Ober­schleiß­heim oder bei der Caritas in Unter­schleiß­heim. Weitere Infor­ma­tionen unter: www.oberschleissheim.de/oberschleissheimer-tisch/

Obst, Gemüse, Brot, Reis, Nudeln, Scho­ko­lade, Joghurt: Die Helfe­rinnen und Helfer holen die Waren bei den Liefe­ranten ab, sortieren sie und bewahren sie auf, um sie jede Woche am Frei­tag­vor­mittag auszu­geben an Einzel­per­sonen und Fami­lien mit Kindern, die mit diesen kosten­losen Spenden die dürf­tige Haus­halt­kasse aufbes­sern können.

Wie kam es dazu?

Auch bevor der Ober­schleiß­heimer Tisch gegründet wurde, gab es im Ort schon bedürf­tige Menschen, die auf solche Spenden ange­wiesen waren. Damals mussten sie noch nach Unter­schleiß­heim fahren zum dortigen Tisch. Bürger­meis­terin Elisa­beth Ziegler und Pfarrer Ulrich Kampe vom katho­li­schen Pfarr­ver­band setzten sich zusammen und holten auch die evan­ge­li­sche Pfar­rerin Martina Buck ins Boot, um Abhilfe zu schaffen.

Das gelang. Seitdem unter­stützt die Gemeinde Ober­schleiß­heim das Projekt. Markus Böck, heutiger Bürger­meister von Ober­schleiß­heim, ließ sich die Teil­nahme an der Jubi­lä­ums­feier nicht nehmen und sicherte in seinem Gruß­wort auch für die Zukunft die Unter­stüt­zung durch die Gemeinde zu.

Grup­pen­bild zur Grün­dung am 29. Januar 2010: Der Münchner Merkur berich­tete. Copy­right: Gefö/Münchner Merkur

Das Pfarr­heim St. Wilhelm stellt Räum­lich­keiten zur Verfü­gung für die Vorrats­hal­tung und die Ausgabe der Lebens­mittel. Die findet bei schlechtem Wetter im Pfarr­saal und bei gutem Wetter auf dem Platz vor St. Wilhelm statt. Wer vorbei­kommt, sieht dann einen bunten kleinen Markt.

Es gibt in Ober­schleiß­heim seit jeher sehr viele Menschen, die sich ehren­amt­lich enga­gieren und ihren Mitbür­gern helfen. Das galt damals wie heute auch für das Team vom Ober­schleiß­heimer Tisch. Viele von ihnen sind heute noch dabei. Aller­dings war und ist es ihnen auch wichtig, den Ober­schleiß­heimer Tisch als lokales bürger­schaft­li­ches Projekt zu posi­tio­nieren und möglichst selbst­ständig und eigen­ver­ant­wort­lich zu agieren.

Deshalb kam der bundes­weit agie­rende Verein “Die Tafel e.V.” als Dach­or­ga­ni­sa­tion nicht Frage, denn wenn man sich da anschließt, muss man ganz genau den Regeln des Vereins folgen und die schränken lokale Eigen­stän­dig­keit sehr ein. Das wollten die Ober­schleiß­heimer nicht. Sie wollten eine lokale Orga­ni­sa­tion bleiben. Das Motto ist: Schleiß­heimer helfen Schleiß­hei­mern.

So bot sich für die recht­liche Träger­schaft die Caritas an, die im Land­kreis München acht Ausga­be­be­stellen für 15 Kommunen betreut. Sie sorgt für den Arbeits­schutz, die Hygiene- und Gesund­heits­vor­schriften und die Koor­di­na­tion der verschie­denen “Tische” unter­ein­ander. Die laufenden Kosten, z. B. für Fahrt­kosten, Versi­che­rungen, Arbeits­schutz, Müll­ge­bühren, Zukäufe usw. werden aus einem Spen­den­konto bezahlt.

Spen­den­konto: IBAN DE 46 7002 0500 8850 0004 20. Verwen­dungs­zweck: Ober­schleiß­heimer Tisch | Kosten­stelle: 417734.

Die Caritas bietet mit dem Programm Caritas plus+ für die Klienten zusätz­lich auch kostenlos soziale Bera­tung bei Bürger­geld, Schulden, Sucht- und anderen Problemen an. Ansprech­part­nerin bei der Caritas ist Kerstin Boehr. Weitere Infor­ma­tionen unter: www.oberschleissheimer-tisch@caritasmuenchen.org

Außerdem gibt es ein Spen­den­konto für den Ober­schleiß­heimer Tisch bei der Gemeinde Ober­schleiß­heim, von dem weitere Ausgaben bestritten werden.

Spen­den­konto der Gemeinde Ober­schleiß­heim: IBAN: DE21 7025 0150 0120 6704 84 mit dem Vermerk „Spende Schleiß­heimer Tisch“

Wie wurde gefeiert?

Bei einer Andacht in der gut gefüllten Seiten­ka­pelle von St. Wilhelm erin­nerten Pfar­rerin Martina Buck und Dekan Ulrich Kampe daran, welche Bedeu­tung das “täglich Brot” hat, nicht nur als Lebens­mittel, sondern darüber hinaus für das Leben der Menschen und ihre Würde.

Das Brot steht für alles, was man zum Leben braucht, meinte Pfar­rerin Martina Buck, und zeigte auf zwei Mehl­säcke, die sie mitge­bracht hatte, von einem treuen Spender. Es wäre schön, wenn alle genug zum Leben hätten, aber das ist nicht der Fall, so Pfarrer Ulrich Kampe. Versteckte Armut ist auch in diesem reichen Land weit verbreitet. Deshalb sollte sich niemand schämen, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Und deshalb müsse man auch sehr dankbar sein für die Hilfs­be­reit­schaft von Menschen, die anpa­cken, ohne zu rechnen, und für alle, auch die Unter­nehmen, die spenden, um diese aktive Hilfs­be­reit­schaft zu unter­stützen.

Nach Gesang und Gebet wurde die “Tisch”-Gemeinde mit einem Segen entlassen. Danach setzten sich alle tatsäch­lich zu Tisch, in der Schloss­wirt­schaft, um das 15-jährige Jubi­läum gemeinsam zu feiern.

Bei der Gele­gen­heit hielt auch Spre­cher Rudolf Frankl eine kleine Fest­rede und kam auf eine ganz beson­dere Erfah­rung der Helfer zu spre­chen: “Unab­hängig von Herkunft, Alter, Reli­gion und Kultur­kreis befinden sich alle, die zu uns kommen, in einer Lebens­si­tua­tion, in der sie auf fremde Hilfe ange­wiesen sind. Eine Situa­tion, von der ich hoffe, dass sie uns erspart bleibt. So viel­fältig ihr Hinter­grund, so indi­vi­duell scheinen unsere Gäste mit ihrer prekären Lebens­si­tua­tion umzu­gehen. Im Laufe der Zeit öffnen sich viele und ermög­li­chen uns kleine Einblicke auf das, was sie bewegt. Neben den Lebens­mit­teln, die wir ausgeben, ist der freund­liche und zuge­wandte Kontakt ein eigen­stän­diger Wert, den sie mit nach Hause nehmen.”

Andrea Wörle

Beitrag teilen:

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert