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Fair­trade aus dem “Haus der Würde”

25.02.2024 | Lokale Initiativen | 0 Kommentare

Ein beson­derer Film­abend der Fair­trade-Gruppe in Ober­schleiß­heim

In der Regel geht man von einem Kino­be­such nicht mit Toma­ten­soße in der Tasche nach Hause, nach dem beson­deren Film­abend der Ober­schleiß­heimer Fair­trade-Gruppe aber schon.

Wer der Einla­dung zur Vorfüh­rung der Doku­men­ta­tion ‘Das neue Evan­ge­lium’ von Milo Rau im Planet ‘O’ folgte, war tief beein­druckt von der Geschichte, die darin erzählt wird. Es geht um Migranten und Geflüch­tete, die in der Gegend von Matera in Südita­lien in der Toma­ten­ernte einge­setzt werden. Sie arbeiten unter skla­ven­ar­tigen Bedin­gungen, erhalten einen Hunger­lohn, haben keinerlei Rechte, geschweige denn so etwas wie Arbeits­schutz, und leben in Elends­quar­tieren, die von den Behörden geräumt werden, sobald die Ernte vorbei ist. Aber ohne diese Ernte­helfer gäbe es die Toma­ten­ernte nicht. Unter der Führung des gebür­tigen Kame­ru­ners Yvan Sagnet streiken sie, fordern gerech­tere Arbeits­be­din­gungen und ein “Haus der Würde”, eine Unter­kunft, in der sie menschen­würdig leben können. Diesen Protest begleitet Regis­seur Milo Rau. Gleich­zeitig entsteht ein Thea­ter­stück mit den Protes­tie­renden als Haupt­dar­stel­lern, in dem das Leben Jesu und seine Passion erzählt werden. Was würde Jesus dazu sagen, wenn mit Menschen so umge­gangen wird, ist die Frage.

Der Protest war erfolg­reich. Die Migranten konnten in bessere Unter­künfte ziehen, bekamen bessere Löhne für die harte Arbeit sowie regu­läre Verträge. Yvan Sagnet grün­dete den Verein No Cap (dt. Keine Ausbeu­tung), der Ernte­helfer vermit­telt — zu fairen und ökolo­gi­schen Bedin­gungen und ohne die Mafia. Heute arbeiten in Italien schon viele Obst- und Gemü­se­be­triebe, deren Produkte auch in Deutsch­land verkauft werden, mit dem Verein zusammen.

Woher stammen die Produkte, die wir täglich kaufen? Wer hat sie produ­ziert und zu welchen Bedin­gungen? Dafür will die Fair­trade-Kampagne ein Bewusst­sein schaffen. Sehr viele Kommunen in Deutsch­land haben sich bereits ange­schlossen, auch Ober­schleiß­heim. 2022 wurde vor Ort eine Steue­rungs­gruppe gegründet. Und so kann man dank der Initia­tive der Fair­trade-Kommune Ober­schleiß­heim nun auch hier No Cap-Produkte und andere fair produ­zierte Lebens­mittel erwerben, im Einzel­handel, im Tourismus-Laderl oder auch bei einem Kino-Abend. Und so kam es, dass ich von einem Film­abend mit Toma­ten­soße in der Tasche nach Hause ging. Andrea Wörle

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