Fotos: privat

40 Sorten Obst und Gemüse aus eigenem Anbau, dazu Säfte, Saucen und Marme­laden

07.07.2024 | Lokale Initiativen | 0 Kommentare

Wer im Hofladen vom Land­werk in Mitten­heim einkauft, hat eine große Auswahl und tut etwas Gutes für sich und andere

Im Hans-Scherer-Haus im ehema­ligen Mitten­heimer Fran­zis­ka­ner­kloster in Ober­schleiß­heim leben Menschen, vorrangig Männer, inzwi­schen auch ein paar Frauen, die Arbeit und Wohnung verloren haben, sucht­krank oder straf­fällig geworden sind. Ihnen bietet der Katho­li­sche Männ­erfür­sor­ge­verein dort eine Zuflucht. Es ist ein geschützter Raum für Therapie, Reha­bi­li­ta­tion und Inte­gra­tion.

Zur Zuflucht gehören aber nicht nur Unter­kunft und thera­peu­ti­sche Betreuung, sondern seit inzwi­schen 15 Jahren auch die Chance für eine sinn­volle Beschäf­ti­gung in der ökolo­gi­schen Land­wirt­schaft. Die Sozi­al­ar­beit findet dann sozu­sagen “auf dem Bauernhof” statt. Jeder Bewohner, der will, findet dort seinen Platz für natur­nahe Arbeiten, die den eigenen Möglich­keiten entspre­chen.

Mit einem hoch­mo­ti­vierten Team von “Über­zeu­gungs­tä­tern” wurde aus kleinen provi­so­ri­schen Anfängen des Land­werks ein erfolg­rei­cher Betrieb mit profes­sio­nellem Auftritt. Dazu gehört auch, dass bei den — seltenen — kriti­schen Rezen­sionen des Hofla­dens auf der Home­page nach­ge­fragt wird. Seit den Anfängen vor 15 Jahren haben sich die Zahlen vervier­facht: die der Mitar­beiter und der Klienten und die der Anbau­flä­chen.

Zum Jubi­läum gab es am 5. Juli 2024 einen liebe­voll orga­ni­sierten und sehr infor­ma­tiven Tag der offenen Tür, der zahl­reiche Besu­cher anlockte. Der offi­zi­elle Teil wurde mit Liedern im Indie-Sound von Singer-Song­writer Ronja Anders begleitet. Altbür­ger­meis­terin Elisa­beth Ziegler, Brigitte Scholle und die Gemeinderät*innen Irene Beck, Irene Bogdain, Gaby Hohen­berger und Dr. Fritz Kropp fanden sich zur Begrü­ßung und den Vorträgen am Vormittag ein.

Zweiter Bürger­meister Harald Müller sprach in Vertre­tung von Bürger­meister Markus Böck ein launiges Gruß­wort, demzu­folge in der sozialen Land­wirt­schaft des Land­werks zentrale Krite­rien der japa­ni­schen Lebens­kunst Ikigai verwirk­licht seien. Danach ist Arbeit nicht nur Lohn­er­werb: Wichtig ist, macht man es gern, kann man es gut, und kann man es brau­chen.

Alex­ander Schuch­mann (Land­kreis­lei­tung kmfv) und Ludwig Mitter­meier (Vorstand) hoben in ihren Gruß­worten die Bedeu­tung der Arbeit des Land­werks, der Einbin­dung in das Gemein­de­leben und den Dank an die Mitar­beiter hervor und waren sich einig darin, dass es “ein schöner Ort” sei. Ann-Kristin Schmidt von “Natur­land”, dem größten Verband für ökolo­gi­sche Land­wirt­schaft, mit dem das Land­werk zusam­men­ar­beitet, schil­derte, wie gut sich Inklu­sion mit Nach­hal­tig­keit, mit der Arbeit für die Gesund­heit des Planeten, verbinden lässt. Danach kamen die Mitar­beiter und Mitar­bei­te­rinnen aus dem Gartenbau, der Haus­wirt­schaft und der Sozi­al­ar­beit zu Wort mit sehr sympa­thi­schen und eindrucks­vollen Schil­de­rungen ihrer Anliegen und Aufgaben.

Es gibt schöne Pläne für die Zukunft. Es werden Zisternen gebaut, um Regen­wasser aufzu­fangen und für die Trocken­zeiten im Klima­wandel besser gerüstet zu sein. Derzeit ist an Kraut­gärten für die einhei­mi­sche Bevöl­ke­rung gedacht. Das ist natür­lich alles auch eine Frage der Finan­zie­rung, für die grund­sätz­lich der Bezirk Ober­bayern zuständig ist. Aber der Bau der neuen Gewächs­häuser zum Beispiel wurden durch die Stif­tung Obdach­lo­sen­hilfe ermög­licht.

Unter kundiger Führung von Holger Pfahl, dem Verant­wort­li­chen für den Gartenbau, konnte man im Anschluss das weit­läu­fige Gelände mit seinen üppigen Garten­an­lagen, Gewächs­häu­sern und Anbau­flä­chen besich­tigen — und durfte unge­hemmt von den reifen Himbeeren naschen. Im Innenhof waren blumen­ge­schmückte Tische für die Bewir­tung, eine Bastel­ecke für Kinder sowie eine fantas­ti­sche Hüpf­burg aus Stroh vorbe­reitet.

Ich habe es zutiefst bedauert, dass ich ange­sichts meines Alters darauf nicht herum­hüpfen konnte, ohne mich lächer­lich zu machen. Ansonsten habe ich viel gelernt und mir vorge­nommen, deut­lich häufiger im Hofladen des Land­werks einzu­kaufen. Denn es ist wirk­lich “ein schöner Ort”.

Andrea Wörle

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