Aus dem Rathaus
Bei der Gemeinderatssitzung vom 23. Juli 2024 wurden zwei Anträge aus den Fraktionen verhandelt. Der eine kam von den Grünen zum aktuellen Planungsstand für das Gewerbegebiet an der B 471. Hier rechnet die Gemeinde für die Zukunft mit reichlichen Gewerbesteuereinnahmen, also mit Zuflüssen für die Gemeindekasse.
Der andere Antrag kam von den Freien Wählern und betrifft die Ausgaben, die die Gemeinde in Vorbereitung des sechsspurigen Ausbaus der A92 Anschlussstelle Oberschleißheim leisten muss. Die Leitungen (Wasser und Abwasser) nach Badersfeld müssen dafür umgebaut werden. Die Kosten mit rund 2,5 Mio € werden für erhebliche Abflüsse in der ohnehin klammen Gemeindekasse sorgen.
Zum Schluss der Sitzung ging es dann auch noch um Abflüsse im wörtlichen Sinn, weil Gullys in Oberschleißheim bei den ständigen Starkregen-Ereignissen auch ständig überlaufen.
Gewerbegebiet südlich der B471
Es sind mehr als drei Jahre vergangen, seit die Fa. Asto Business Group 2021 ihre Ziele für das Gewerbegebiet südlich der B 471 im Gemeinderat vorstellte und daraufhin zum Entwickler ernannt wurde. Nach einem weiteren Zwischenbericht im Oktober 2021 hat man in der Öffentlichkeit nicht mehr viel darüber gehört.
Gleichzeitig ist auf der Website von Asto die Rede davon, dass Baumaßnahmen bereits im nächsten Jahr beginnen. Außerdem hat Asto Partnerschaften mit der LMU, dem Helmholtz-Zentrum und bioM vereinbart, alles Einrichtungen, die für Forschung und Entwicklung stehen und nicht für größere Gewerbesteuereinnahmen.
Deshalb müsse rechtzeitig geklärt werden, so Christoph Münster von den Grünen, inwieweit die gemeindlichen Interessen vom Entwickler berücksichtigt werden, damit wir handlungsfähig bleiben. Schließlich muss die Gemeinde auch die Kosten für die Erschließung tragen. Beim Baugebiet Mittenheim habe sich ja gezeigt, wie wichtig und vorteilhaft für alle Beteiligten regelmäßige Kommunikation und rechtzeitige Absprachen seien.
Dem Antrag stimmte der Gemeinderat einstimmig zu. Bürgermeister Markus Böck wies daraufhin, dass er bereits bei der letzten Sitzung angekündigt hatte, im Rahmen der kommenden Gemeinderatssitzungen werde Asto den Stand der Planung dem Gemeinderat vorstellen.
Verpflichtung zur Kostenübernahme für die Umlegung der Leitungen an der A92
Für die Freien Wähler vertrat Stefan Vohburger den Antrag, man sollte noch einmal juristisch prüfen lassen, ob die Gemeinde verpflichtet ist, die Kosten für die Umlegung der Sparten (Leitungen) an der A 92 wirklich alleine zu tragen, und ob nicht doch eine Klage gegen den Baulastträger der Autobahn möglich sei. Die Verpflichtung zu dieser Kostenübernahme basiert auf einem 50 oder 60 Jahre alten Vertrag, den die Gemeinde mit dem Staat geschlossen hatte und der nie gekündigt worden ist. Die Planungen für die A 92 haben ja schon in den 60-er Jahren begonnen.
Ob der Vertrag anfechtbar sei, dazu gebe es auch andere juristische Einschätzungen als vom Rechtsberater der Gemeinde, der Kanzlei Siebert/Hofmann/Voßen. Heute seien die Umstände andere, die Geschäftsgrundlage habe sich geändert. Das prüfen zu lassen sei man auch den Bürgern schuldig, auf die letztendlich ein heftiger Aufschlag auf den Wasserpreis zukomme.
Im Gemeinderat gab es eine längere Diskussion zwischen den Fraktionen. Wie viele Meinungen solle man denn noch einholen? Was koste ein solches Gutachten? Was würde eine Klage kosten, wenn man sie verliert? Wieso habe sich die Geschäftsgrundlage geändert, die Grundstücke seien doch dieselben und der Vertrag gelte noch. Pacta sunt servanda. Das sei aussichtslos. Außerdem gebe es einfach eine Verpflichtung zur Grunddienstbarkeit für die Gemeinde.
Grundsätzlich gab es schon einige Sympathie für den Gedanken auf eine Chance, diese immensen Kosten zu reduzieren. Bei mir persönlich ist diese Sympathie auch sehr ausgeprägt. Ich fand es von Anfang an völlig absurd, dass die Gemeinde jetzt schon diesen teuren Umbau alleine bezahlen soll, für einen Ausbau der A92, der völlig in den Sternen steht, weil dieses Projekt im Bundesverkehrswegeplan überhaupt nicht priorisiert ist.
Am Ende einigte man sich darauf, erstmal das Gespräch mit dem Kontakt zu suchen, auf dessen juristische Einschätzung sich die Freien Wähler mit ihrem Antrag beziehen.
Starkregen und überlaufende Gullys
Als eine Folge der Klimaerwärmung (die durch Treibhausgase/CO2 aufgeheizte Atmosphäre/warme Luft speichert immer mehr Wasser, das regelmäßig immer heftiger abregnet) finden Starkregen derzeit gefühlt fast täglich statt, und ebenso regelmäßig laufen die Gullys in der Gemeinde über. Dazu kommt noch der Druck durch das steigende Grundwasser.
Es gibt Bürger, so Gemeinderat Thomas Laser, die haben schon persönlich die Gullys geöffnet und die Gully-Eimer ausgeleert und gesäubert, um zu verhindern, dass ihnen der Garten oder der Keller vollläuft.
Bei den 1250 Gullys (korrekt Straßeneinläufen) in Oberschleißheim wäre lt. Bauamtsleiterin Christiane Kmoch eigentlich eine Generalsanierung notwendig, denn es ist seit über 30 Jahren nichts mehr gemacht worden. Die Schlamm- und Sickerschächte müssten runderneuert werden, eine teure Angelegenheit, denn pro Grube koste das etwa € 15.000. Dass das zeitnah stattfindet, ist unwahrscheinlich.
Die Gemeinde ist ja auch für die Verkehrssicherheit verantwortlich. Aus dem Gemeinderat gibt es den dringenden Appell, wenigstens regelmäßig für eine Säuberung und Entleerung an den fürs Überlaufen allseits bekannten Stellen zu sorgen, wobei natürlich auch wieder der Personalmangel in der Gemeindeverwaltung zur Sprache kam.
Andrea Wörle
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