Wer soll das bezahlen?

24.10.2024 | Rathaus | 1 Kommentar

Aus dem Gemein­derat

In die Gemein­de­rats­sit­zung vom 22.10.2024 hatte Gemein­derat Sebas­tian Riedel­bauch (ÖDP) gleich zwei Anträge einge­bracht, die auf ein sehr unter­schied­li­ches Echo stießen. In beiden Anträgen ging es (natür­lich) ums Geld.

Einmal ging es um einige sand­ge­bun­dene Wege in der Gemeinde, die bei schlechtem Wetter schwer begehbar sind und deshalb gepflas­tert werden sollten. Offenbar landen regel­mäßig Beschwerden darüber bei Riedel­bauch. Dafür solle die Gemeinde Mittel in den nächsten Haus­halt einstellen, zunächst mal € 50.000,-.

Der Vorschlag stieß auf wenig Gegen­liebe. Es gebe andere Sorgen. Eine solche Pflas­te­rung sei sehr teuer, die Kommune verfüge über keinerlei über­schüs­sige Mittel , müsse jeden Cent umdrehen und habe genug mit ihren Pflicht­auf­gaben zu tun. Eine zusätz­liche Boden­ver­sie­ge­lung sei auch nicht zu begrüßen.

Der Vorschlag von Bürger­meister Markus Böck, das Thema an den Finanz­aus­schuss zur weiteren Behand­lung zu verweisen, wurde mehr­heit­lich abge­lehnt, daraufhin wurde der Antrag wurde im Gemein­derat behan­delt und eben­falls abge­lehnt (1:20). Vorschlag zur Güte von Gemein­derat Ampen­berger: Viel­leicht kann der Bauhof die sand­ge­bun­denen Wege regel­mä­ßiger pflegen.

Ein lebhaftes Für und Wider löste hingegen der Antrag Riedel­bauchs aus, die Gemeinde solle beim Frei­staat Bayern eine höhere Betei­li­gung an den Infra­struk­tur­kosten einfor­dern, die staat­liche Einrich­tungen auf dem Gemein­de­ge­biet auslösen. Die Gemeinde solle vom Staat Gebühren für Schloss­be­su­cher, Studie­rende oder Mitar­bei­tende verlangen, die in den Ort kommen.

Bekannt­lich gibt es in Ober­schleiß­heim sehr viel Staats­be­sitz und öffent­liche Einrich­tungen (Schlösser, Flug­werft, LMU/Tierärztliche Fakultät, LGL, Helm­holtz-Zentrum, Hubschrau­ber­staffel der Bundes­po­lizei), die keine Steuern an die Gemeinde abführen und trotzdem die Infra­struktur nutzen, die von der Gemeinde bereit­ge­stellt wird. Wir haben aber als Kommune nur Kosten und keine Einnahmen davon, so der Gedanke. Der Staat hingegen hat schon Einnahmen, z. B. durch Eintritt und Mieten.

Für diese schöne Forde­rung gibt es aller­dings keinerlei Rechts­grund­lagen. Darauf wies Bürger­meister Markus Böck natür­lich sofort hin. Es sei eher ein “mora­li­sches Anliegen”, das gab auch Riedel­bauch zu. Die nahe liegende staat­liche Antwort darauf werde sein, so hieß es viel­stimmig, da könne ja jeder kommen. Das sei ein zahn­loser Tiger. Eine einzelne Kommune könne da gar nichts ausrichten.

Trotz aller Einwen­dungen im Hinblick auf die Sinn­lo­sig­keit des Antrags (Böck, Hasel­beck, Bent­hues, Katz, Kropp) fanden viele Gemein­de­rats­mit­glieder das Anliegen grund­sätz­lich berech­tigt (ganz ausdrück­lich Vohburger, Lind­büchl, Keller-Zenth, aber auch die Kritiker) . Es sei einen Versuch wert. Aller­dings müsse man es größer denken, es betreffe nicht nur uns in Ober­schleiß­heim, sondern auch andere Gemeinden in Bayern (Elsner, Keller-Zenth).

Im Ergebnis beschloss der Gemein­derat, die Gemein­de­ver­wal­tung (Markus Böck) solle über den Gemein­detag und andere über­ge­ord­nete Gremien erstmal Infor­ma­tionen einholen, wieweit sich weitere Kommunen anschließen würden.

Ich persön­lich finde die Idee auch sehr char­mant und bin gespannt, ob irgendwas dabei heraus­kommt.

Andrea Wörle

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1 Kommentar

  1. Ja, so eine Idee ist immer char­mant: Wenn man nicht genug Geld hat, sich dieses von anderen über­ge­ord­neten Stellen zu besorgen. Aber das funk­tio­niert nur in einer Soli­dar­ge­mein­schaft zum Beispiel über Schlüs­sel­zu­wei­sungen oder dem Länder­fi­nanz­aus­gleich. Und immer gibt es da Regeln, die für alle gelten. Gleich­heit vor dem Gesetz gilt für alle, bedeutet aber nich, dass alles gleich behan­delt wird.

    Im § 62 der Bayri­schen Gemein­de­ord­nung steht: Sie (die Gemeinde) hat die zur Erfül­lung ihrer Aufgaben erfor­der­li­chen Einnahmen soweit vertretbar und geboten aus beson­deren Entgelten für die von ihr erbrachten Leis­tungen, im übrigen aus Steuern zu beschaffen, soweit die sons­tigen Einnahmen nicht ausrei­chen.
    Die Steuern, die die Gemeinde selbst fest­legen kann sind Gewer­be­steuer, Grund­steuer und Hunde­steuer. Das aktu­elle Problem ist, dass die öffent­li­chen Einrich­tungen von der Grund­steuer befreit sind. Dazu müsste ein Bundes­ge­setz geän­dert werden, was die öffent­li­chen Haus­halte zusätz­lich belasten würde. Wie aussichts­reich eine Klage vor einem Bundes­ge­richt ist, kann man nicht abschätzen. Aufwändig ist es in jedem Falle.

    Statt zu warten, dass sich ein Gold­regen von oben einstellt, sollte man also vor der eigenen Türe kehren. Die Umlage aus der Einkom­mens­steuer ist begrenzt und erzeugt mit Betreu­ungs­ein­rich­tungen und Schulen auch beacht­liche Folge­kosten. Daher wird man sich trotz ihrer Schwan­kungen auf die Gewer­be­steuer konzen­trieren müssen.

    Ober­schleiß­heim ohne ausrei­chende eigene Flächen hat vor Jahren eine Ziel­ver­ein­ba­rung mit dem Frei­staat getroffen, welche eine Entwick­lung eines Gewer­be­ge­biets auf Flächen des Frei­staats vorsieht. Die Umset­zung läuft inzwi­schen. Das hatte ich im Gemein­derat ausdrück­lich erwähnt. Dieses Projekt zu unter­stützen und best­mög­lich umzu­setzen ist die einfa­chere Lösung.

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