“Schleiß­heimer Land­schafts­band”: Was wird aus dem Grünzug zwischen Ober­schleiß­heim und Unter­schleiß­heim?

30.07.2025 | Rathaus | 5 Kommentare

Aus dem Rathaus

Die Tages­ord­nungen der Sitzungen von Bau- und Werk­aus­schuss und Gemein­derat in dieser letzten Juli-Woche vor der Sommer­pause waren voll­ge­packt mit wich­tigen Themen für die Kommune. Unter anderem wurde über die Haus­halt­pla­nungen, die aktu­elle und zukünf­tige Finanz­lage der Gemeinde und die Kosten für wich­tige Inves­ti­ti­ons­pro­jekte in Ober­schleiß­heim disku­tiert.

Ein Thema hat es aber sogar in die gedruckte Ausgabe der Süddeut­schen Zeitung geschafft, die ihre Regio­nal­be­richt­erstat­tung inzwi­schen stark einge­schränkt hat. Das ist die — noch — freie Land­schaft zwischen Ober- und Unter­schleiß­heim, zwischen B13 und A92. Sie ist als offi­ziell defi­nierter “Grünzug” Bestand­teil der baye­ri­schen Regio­nal­pla­nung.

“Grün­züge” sind zusam­men­hän­gende Frei­flä­chen zwischen Sied­lungs­ge­bieten, die zur Naherho­lung und zur Verbes­se­rung des Bioklimas dienen und nicht zuge­baut bzw. versie­gelt werden sollen.

Der Erhalt dieses Grün­zugs ist auch im Ober­schleiß­heimer Gemein­derat unum­stritten. Aber wie man damit weiter umgeht, darüber gab es geteilte Meinungen.

Auf der Tages­ord­nung in der Gemein­de­rats­sit­zung vom 29. Juli 2025 stand ein Beschluss­vor­schlag von der Gemein­de­ver­wal­tung für ein “inter­kom­mu­nales Projekt” zwischen Ober- und Unter­schleiß­heim zur zukünf­tigen Gestal­tung des Grün­zugs.

Die Initia­tive ging von den beiden Bürger­meis­tern Chris­toph Böck und Markus Böck aus, unter Betei­li­gung der jewei­ligen Bauämter. Auch der Bund Natur­schutz Schleiß­heim war offenbar schon in Gespräche einbe­zogen und hatte sich offen gezeigt.

Manche erin­nern sich viel­leicht, dass eine solche Initia­tive für dieses Frei­ge­lände vor Jahren schon mal vom BN ausging, damals noch “Moos-Heide (oder Haide)-Park” genannt. Daraus wurde erstmal nichts.

Nun sollte das Projekt wieder ange­gangen werden, diesmal unter dem auch recht poeti­schen Label “Schleiß­heimer Land­schafts­band”, unter anderem mit einem inter­kom­mu­nalen Work­shop unter Betei­li­gung ausge­wählter Gemein­de­rats­mit­glieder. Ein Förder­pro­gramm für solche Projekte in Höhe von bis zu € 50.000,- läuft zum Ende des Jahres aus. Deshalb sei in dieser Sache auch Eile geboten, so Bürger­meister Markus Böck.

Kompli­ziert wird die Ange­le­gen­heit noch dadurch, dass die von vielen Ober­schleiß­hei­mern wegen der Verkehrs­ent­las­tung im Ort begrüßte und im Bundes­ver­kehrs­we­ge­plan auch vorge­se­hene zukünf­tige west­liche Umge­hungs­straße berück­sich­tigt werden muss.

Zur Böcks großer Enttäu­schung wurde der Vorschlag, jeden­falls in der vorlie­genden Fassung, im Gemein­derat mehr­heit­lich abge­lehnt (8/9 Ja-Stimmen gegen 12/13 Nein-Stimmen), und zwar nicht nur von den Grünen.

Bei der Debatte war die Wort­wahl etwas drama­ti­scher als sonst üblich — die Kommu­nal­wahlen im März 2026 lassen grüßen — und ging vom “Schwert der Ableh­nung” (Peter Bent­hues, CSU) bis zum “Green­wa­shing”, damit der BN die West­um­ge­hung um Ober­schleiß­heim akzep­tiert (Helga Keller-Zenth, Die Grünen).

Dritter Bürger­meister Casimir Katz (FDP) und Stefanie Hasel­beck (CSU) plädierten dafür. Eine hohe Qualität und Weiter­ent­wick­lung der Grün­flä­chen sei wichtig. Und es sei ein guter Schritt, um die Kommu­ni­ka­tion zwischen den beiden Kommunen zu inten­si­vieren und zu gemein­samen Entschei­dungen zu kommen. Oft sei man ja von Unter­schleiß­heimer Entschei­dungen eher über­rum­pelt worden.

Sebas­tian Riedel­bauch (ÖDP) fand, so etwas gehe gar nicht ohne Bürger­be­tei­li­gung.

Stefan Vohburger (FW) sprach sich gegen den Vorschlag für diese Zusam­men­ar­beit aus, weil er ihn “kontra­pro­duktiv” fand. Erst vor kurzem habe die Gemeinde beschlossen, sich an dem staat­li­chen Förder­pro­gramm für Stadt­ent­wick­lung ISEK (Integriertes Städte­bau­li­ches Entwick­lungskonzept: betrifft mit Projekten und Einzel­maß­nahmen gesteu­erte Planung mit Zeit­ho­ri­zont 15 Jahre) zu betei­ligen. Dazu gehöre auch Bürger­be­tei­li­gung. Da könne man nicht schon jetzt etwas vorgeben. (Böck: “kein Vorgriff, keine Konkur­renz”).

Von den Grünen gab es auch mehrere Wort­mel­dungen. Fritz Kropp hielt es für “wider­sinnig”, weil es den gemeind­li­chen Umgriff störe und womög­lich auch zukünf­tige Gewer­be­ge­biete (z.B. Erwei­te­rung Bruck­mann­ring) verhin­dere. Die Eile sei nicht nach­voll­ziehbar. Das Ganze habe ja noch nicht mal im Stadtrat Unter­schleiß­heim auf der Tages­ord­nung gestanden. Ingrid Lind­büchl und Chris­toph Münster plädierten eben­falls dafür, erstmal alles inner­ge­meind­lich zu klären und sich in Ober­schleiß­heim vor Ort auf ein gemein­sames Ziel zu verstän­digen.

Man sieht, falls jetzt doch noch die Schlag­zeile “Grüne gegen Grünzug” (Zitat Markus Böck) aufploppt: Das ist Fake News. Aber trotzdem fehlt mir im Augen­blick die Phan­tasie, wie aus der mehr­heit­lich land­wirt­schaft­lich genutzten Frei­fläche zwischen Ober- und Unter­schleiß­heim jemals etwas wie eine Art Land­schafts­park oder Park­land­schaft werden sollte. Abwarten und Tee trinken? Das Wetter passt ja.

Andrea Wörle

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5 Kommentare

  1. Ich finde die Entschei­dung der Grünen sowie den Mitglie­dern der weiteren Parteien richtig, dass dagegen entschieden wurde! Wie wichtig dieses Thema ist, zeigen die zwischen­zeit­li­chen Kommen­tare und Leser­mails.
    Es wird so oft von Grün­gürtel, Land­schafts- und Natur­schutz gespro­chen, dazu gemischt werden noch Naherho­lung und Gewer­be­ge­biete und gleich­zeitig braucht man gegen den Verkehrs­kol­laps eine notwen­dige Entlas­tung. Was denn nun von allem?? Manches veträgt sich halt gar nicht und manche Natur­pro­jekte scheinen nur aufge­setzt. Wie soll eine Grün­fläche als Agrar- und Erho­lungs­land­schaft aufge­wertet werden, wenn dann später eine Umge­hung durch­führen soll? Grün­fläche auf Zeit? Eine Aufwer­tung wäre dann doch nach dem Bau der Umge­hung ratsam. Es gibt doch ohnehin kaum mehr größere, zusam­men­hän­gende land­wirt­schaft­liche Flächen. Dann sollen diese auch noch gestü­ckelt werden, erst für Erho­lung, dann noch die Umge­hung. Auf der einen Seiten benö­tigen Planungen zum Teil Jahr­zehnte und sind bis zu ihrer Umset­zung in der heutigen schnellen Zeit dann schon wieder über­holt. Und hier ist jetzt „Eile geboten“, wegen der Förder­gelder? Man muß wissen, was man eigent­lich will, um es vernünftig und dauer­haft­um­zu­setzen. Bestehende Land­schafts­schutz­ge­biete sollen aufge­hoben werden, um neues Gewer­be­ge­biet zu schaffen. Manchmal macht es den Eindruck, als wäre Land­schaft­schutz­ge­biet ein anderer Begriff für Bauerwar­tungs­land. Weitere Natur- und Land­wirt­schafts­flä­chen opfern. Da wäre es doch sinn­voller, das bestehende Gewer­be­ge­biet vom Bruck­mann­ring dann doch Rich­tung Unter­schleiß­heim auszu­weiten und anzu­schliessen, um diese Lücke zu schließen, wenn ohnehin zukünftig eine Straße durch­führt. Andere Grün­züge könnten dann erhalten bleiben, beispiels­weise der Bereich südlich der B471 fast schon durch­gängig bis zur Frött­man­niger Heide als Naturfläche/Landschaftsfläche. Dann hätte man eine vernünf­tige Fläche und kein Flick­werk. Bemer­kens­wert ist auch, wie manch ein Kommu­nal­po­li­tiker, der vor kurzem noch für eine Ände­rung im Land­schafts­schutz­ge­biet war, plötz­lich so inter­es­siert am Erhalt einer Grün­fläche ist (die dann doch nicht erhalten bleibt). Der Verkehr in und um Schleiß­heim ist schlimm und da sollte auch was getan werden. Aber auch betref­fend der Land­schaft und der Natur. Man sollte sich halt aber mal entscheiden, in welche Rich­tung es gehen soll! Will man Gewerbe und ein gut ausge­bautes Stra­ßen­netz, muss man Abstriche bei den anderen Sachen wie Land­schafts- und Natur­schutz machen oder anders herum. Beides geht halt nicht. Aber was ist wich­tiger? Aufge­setzte Kompro­misse sollten es nicht sein.
    Bürger­meister und Gemein­de­räte wollen ihre Arbeit machen, ihre Parteien vertreten, aber doch auch die Inter­essen der Bürger. Ich finde, bei solchen Vorhaben sollten die Bürger mehr betei­ligt werden. Es gibt doch viele Möglich­keiten, die Bürger mitein­zu­be­ziehen, um zu erfahren, was diese möchten und sich vorstellen könnten, viel­leicht auch was für Ideen sie haben. Vorhan­dene Konzepte vorstellen und eine Bürger­be­fra­gung im Vorfeld durch­führen. Dann weiß man die Rich­tung, wo es im Inter­esse und zum Wohle der Bürger hingehen sollte, ohne vorher schon hohe Kosten mit Planungs­büros oder Work­shops. Wichtig sollte doch sein im Inter­esse der Bürger zu handeln, und wirk­lich Lösungen für die Zukunft zu finden und nicht, wie jetzt scheinbar schon auf die Kommu­nal­wahl 2026 hinzu­ar­beiten.

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  2. Liebe Mitbür­ge­rinnen und Mitbürger,
    lieber Markus,
    lieber Casimir,

    ich bedanke mich bei euch für die rege öffent­liche Diskus­sion und auch Kritik rund um das Projekt „Schleiß­heimer Land­schafts­band“. Auch die allge­meine Betei­li­gung zeigt: Dieses Thema bewegt viele – und verdient eine diffe­ren­zierte Betrach­tung, jenseits von verkürzten Schuld­zu­wei­sungen.

    Zunächst: Die Grünen sind nicht gegen die Aufwer­tung des Land­schafts­raumes zwischen Ober- und Unter­schleiß­heim – im Gegen­teil. Unser zentrales Anliegen war und ist, ihn zu sichern, ökolo­gisch aufzu­werten und behutsam weiter­zu­ent­wi­ckeln.

    Aus meiner Sicht erfolgte die mehr­heit­liche Anleh­nung des Beschluss­vor­schlages auch nicht aufgrund einer mögli­chen Tras­sen­füh­rung der Umge­hungs­straße – nicht einmal bei den Grünen. Denn dass nicht nur wir, sondern auch Teile der FDP, der Freien Wähler und der SPD abge­lehnt haben, zeigt: Die Bedenken sind viel­fältig und über Partei­grenzen hinweg vorhanden.
    Mehr­heit­lich ging es bei der Ableh­nung um die geplante Vorge­hens­weise, das Thema ohne weitere Vorbe­rei­tung verfrüht in einem Work­shop mit Unter­schleiß­heim abzu­han­deln.
    Unser Vorschlag, die Abstim­mung zu verschieben und zunächst in einem internen Work­shop Klar­heit über die internen Ziel­set­zungen zu schaffen, wäre meines Erach­tens eine prag­ma­ti­sche Lösung gewesen, um die Akzep­tanz zu erhöhen und den Konflikt zu entschärfen.

    Zur Frage der Kompro­miss­be­reit­schaft: Ja, Politik lebt vom Kompro­miss – aber nicht um jeden Preis. Wir sind bereit, aufein­ander zuzu­gehen und gemeinsam Lösungen zu finden, die dem Schutz unserer Umwelt und der Lebens­qua­lität der Bürge­rinnen und Bürger gerecht werden.

    Mir ist bewusst, dass Verkehrs­lö­sungen, Natur­schutz und Stadt­ent­wick­lung gemeinsam gedacht werden müssen – von CSU über die FDP bis hin zu den Grünen. Dies auch im Trenn­grün zwischen Ober- und Unter­schleiß­heim hinzu­be­kommen ist, nach interner Abstim­mung der weiteren Vorge­hens­weise und der einzelnen Vorstel­lungen für dieses Gebiet, immer noch möglich.

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  3. Liebes Schleiß­heimer-Zeitung-Team.

    Auch von meiner Seite Danke für diesen Bericht. Aller­dings muss ich unserem 3. Bürger­meister zustimmen, dass hier doch ein wenig “Washing” enthalten ist.

    Zu ihrer Über­schrift: Was wird aus dem Grünzug zwischen Ober- und Unter­schleiß­heim? Erstmal nichts! Die Möglich­keit, diesen Natur­raum sowie die momen­tane Nutzung wirk­lich zu erhalten und aufzu­werten, ist leider erstmal vertan.

    Dass die Umge­hungs­straße meines Erach­tens zwin­gend Teil dieses Projektes sein muss, liegt auf der Hand. Aber die Berück­sich­ti­gung einer mögli­chen Tras­sie­rung durch diesen Land­schafts­raum, ist zwar ein großer, aber nur ein Teil von vielen, die im Rahmen dieses Projektes berück­sich­tigt hätte werden sollen. Und wenn eine Straße durch einen solchen Land­schafts­raum geführt werden muss (weil es keine andere Lösung gibt), dann sollte doch unser Ziel sein, den noch vorhan­denen Raum so zu schützen und so zu gestalten, dass er einen Mehr­wert für uns alle darstellt.

    Ob und wann diese Umge­hung tatsäch­lich kommen wird, liegt noch in weiter Ferne. Aber diese einzige Option, die den Durch­gangs­ver­kehrs von Nord nach Süd und Süd nach Nord, lösen könnte, nicht zu berück­sich­tigen, wäre ein fataler Fehler.

    Mein Zitat “Grüne gegen Grünzug” ist meines Erach­tens auch ein wenig zu kurz­ge­fasst. Mein wirk­li­ches Zitat: “Das eine Grünen­frak­tion gegen die Entwick­lung dieses Grün­zuges stimmt ist doch sehr verwun­der­lich. Ich bin sehr gespannt, welche Lösungen zur Behe­bung unserer Verkehrs­pro­bleme von den Grünen kommen wird.”

    Die Antwort aus der Grünen-Frak­tion darauf war: “Wir sind für einen solchen Land­schafts­raum. Aber nicht wenn eine Straße durch­führt.” Grund­sätz­lich erhält diese Aussage aus Sicht der Grünen mein Verständnis. Aber nicht, wenn diese Straße, die nahezu alter­na­tiv­lose Möglich­keit darstellt, unsere Bürge­rinnen und Bürger in Zukunft über Gene­ra­tionen zu entlasten.

    Herz­lichst

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  4. Lieber Herr Dr. Katz,

    bitte kein Grünen-Bashing.
    Wir haben unsere Ableh­nung hinläng­lich und wohl begründet.

    Selbst Ihre eigene FDP-Kollegin hat nicht zuge­stimmt. Das wäre auch eine wich­tige Stimme gewesen, genau wie die drei Stimmen der SPD, die auch nicht dafür waren. Lauter Befür­worter der Umge­hungs­straße. Daran kann’s also nicht gelegen haben.

    Die drei Bürger­meister (Böck, Katz und Müller) hätten nach ihrem Vorge­spräch mit den Unter­schleiß­heimer Bürger­meis­tern und dem Bund Natur­schutz, wo dieses Vorhaben und Vorgehen ausge­kar­telt worden ist, besser kommu­ni­zieren müssen und alle Ober­schleiß­heimer Gemein­de­räte gedank­lich einweihen und mitnehmen müssen.

    Statt­dessen wollte man gestern mit dem Kopf durch die Wand und ist auf keine Vorschläge zur Güte einge­gangen. Ich hatte vorge­schlagen, den Tages­ord­nungs­punkt nicht abzu­stimmen und zu verschieben, um uns erst einmal Ober­schleiß­heim-interne Klar­heit über die mögli­chen Ziel­set­zungen des Land­schafts­bandes zu verschaffen, in einem Work­shop, der nur wenig Geld kostet und nicht schon einen Ideen­wett­be­werb und die Beauf­tra­gung eines Stadt­pla­ners beinhaltet. Das war wirk­lich unglück­lich gestern.

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  5. Herz­li­chen Dank für diesen Bericht. Aber etwas Green-Washing der Grünen ist da schon vorhanden.
    Die Grünen haben nicht zuge­stimmt. Ihre Stimmen wären aber erfor­der­lich und ausrei­chend gewesen.
    Haupt­ar­gu­ment war die Ableh­nung der Umge­bungs­straße, die den übrigen Frak­tionen aber wichtig ist. Politik lebt von Kompro­missen und nicht vom kleinsten gemein­samen Nenner!
    Die vorge­brachten Argu­mente waren daher nur vorge­schoben.

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