Die zwei geplanten Neubaugebiete zwischen Moosweg, Schäferanger und St. Margarethenstraße können nun mit einiger Verspätung angegangen werden. Entlang des Schäferangers im Osten und an der St. Margarethenstraße im Westen werden zwei unterschiedliche Bauträger Wohnblöcke mit zusammen rund 220 Wohnungen errichten. Über das Instrument der „Sozialen Bodennutzung“ sollen in beiden Baugebieten auch ein Prozentsatz an vergünstigten Wohnungen geschaffen werden.
Pläne der beiden Bauträger lagen bereits im Herbst 2017 auf dem Tisch, aber nachdem das Rathaus sie erst mal ins Blaue planen lassen hatte, wurden nachträglich immer neue Zwischenschritte eingelegt.
Abschließendes Problem war nun, die Erschließung und Aufteilung der Infrastrukturlasten so hinzubekommen, dass sie jetzt sofort für die beiden Baugebiete funktionieren, aber später dann immer noch, wenn auch das Mittelstück der Fläche bebaut wird, das momentan landwirtschaftlich genutzt bleibt.
Die Freien Wähler und ihr Bürgermeister Christian Kuchlbauer stimmten für Erschließungsstraßen von Osten und Westen her, die beide Randgrundstücke durchschneiden und später das Mittelgrundstück komfortabel anbinden würden. Eigentümer dieses Mittelstücks ist FW-Gemeinderat Hans Negele.
Alle anderen Gruppierungen sahen diese Variante etwas zu einseitig angelegt. Dabei werde das Mittelgrundstück auf Kosten der Nachbarflächen erschlossen, so die einhellige Sichtweise. Eine “völlig ungleiche Belastung” monierte Fritz-Gerrit Kropp (Grüne).
„Man kann nicht alle Vorteile für den Nicht-Bauwilligen aufheben und es dafür jetzt den Bauwilligen schwerer machen“, fasste SPD-Sprecher Florian Spirkl die Bedenken von SPD, CSU, Grünen und FDP zusammen. Die FW sahen die Variante hingegen „zukunftsträchtiger“, sagte Stefan Vohburger.
Mit 9:4 Stimmen beschlossen wurde die Erschließung des westlichen Grundstücks vom Moosweg her, die des östlichen von der St. Margarethenstraße. Sollte das Mittelgrundstück mal bebaut werden, muss dessen Erschließung dort geregelt werden.
Anregungen aus dem Ausschuss, dass in dem Baugebiet doch mal eine neue Kindertagesstätte geplant werden sollte, dass auch Läden für die Nahversorgung vorzusehen seien oder dass eventuelle Konsequenzen aus dem Verkehrszuwachs von den Bauträgern mitzufinanzieren seien, wurden vom Bürgermeister nicht beantwortet.
Der Bericht über die Neubaugebiete wirft bei mir etliche Fragen auf, die nicht beantwortet wurden, aber meines Erachtens für die Bevölkerung sehr wichtig sind:
1) Wie sieht es mit der Infrastrukturabgabe der beiden Bauträger aus?
2) Mindestens eine Kindertagesstätte werde angesichts des Bauvolumens nötig werden, wurde bereits im Herbst 2017 festgestellt. Wo befindet sich nun die Kindertagesstätte? Wie sieht es mit den Plätzen in der Schule aus? Wurde auch an die Aufnahmekapazität der Sporthallen gedacht?
3) Die verkehrliche Infrastruktur ist mit der Erschließung alleine noch nicht erledigt. Außer dem Zusatzverkehr in der Moosweg- und Ertlsiedlung ist wohl auch die Parksituation zu beachten. Wie wird diese Situation geregelt, ohne die Moosweg- und Ertlsiedlung zusätzlich zu belasten?
4) Wo und wie werden die erforderlichen Grünflächen geplant?
5) Wieviel wirklich bezahlbarer Wohnraum entsteht und wie hoch ist konkret die Miete?
6) Ist garantiert, dass die künftigen Mieter bzw. Eigentümer sich nicht am landwirtschaftlichen Betrieb stören?
Man sollte die Planungen sehr interessiert verfolgen nach dem Motto “Wehret den Anfängen”, dass alle nötigen Infrastrukturmaßnahmen auf die später bebauten Flächen abgewälzt würden, was nicht angehen könnte.
Emil Köbele
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
sehr geehrter Herr Bachhuber,
die Fraktion der Freien Wähler möchte zu dem Artikel „Neubaugebiet geht an den Start“ noch ein paar für uns wichtige Punkte aufzeigen und erläutern.
Die Fraktion der Freien Wähler stimmte für die Planungsvariante „Erschließung Ost-West“, da diese Variante weitere positive Merkmale für das Baugebiet aufweist. In der Ausführung der Planer wurde deutlich, dass mit dieser Variante bei einer späteren Bebauung des mittleren Grundstückes die Barrierefreiheit für Senioren, Mütter und Väter mit Kinderwägen und Menschen mit Behinderung deutlich einfacher umzusetzen wäre. Zudem wurde aufgezeigt, dass auch der Bauablauf mit dem hochanstehenden Grundwasserspiegel hier einfacher wäre. Gerade bei der verkehrlichen Erschließung wurde von uns sowie vom Planer und der Bauverwaltung der Gemeinde Oberschleißheim die Verteilung des Verkehrs auf mehrere Straßen favorisiert.
Wir sind der Meinung, dass ein Baugebiet dieser Größe für die Zukunft geplant werden muss, egal ob einer der drei Grundstückseigentümer bauen möchte oder nicht. Die Freien Wähler möchten den Ort langfristig mit gutem Städtebau gestalten und für die Zukunft vorbereiten. Die Variante „Erschließung Ost-West“ wurde in der Ausarbeitung der Verwaltung und des Planers mit „im Vergleich besser“ betitelt, so dass wir es leider nicht verstehen können, dass alle anderen Parteien und Fraktionen im Bau- und Werkausschuss diese Vorteile dieser Planungsvariante den Bürgerinnen und Bürgern von Oberschleißheim und Neubewohnern “Am Kreutzacker” vorenthalten werden.
Das Zitat von Herrn Dr. Kropp, die Planungsvariante „Erschließung Ost-West“ habe eine „völlig ungleiche Belastung“, wurde vom Planer sofort zurückgewiesen. Der Planer zeigte auf, dass die Belastungen für die Grundstückseigentümer eben genau in dieser Variante gleich und gerecht verteilt wären, im Gegensatz zur nun beschlossenen Variante.
Die Anregungen zu Kindertagesstätten, Nahversorgung und eventuelle Folgekosten für verkehrliche Infrastruktur wurden auch von der Fraktion der Freien Wähler aufgezeigt. Diese Punkte sollen im weiteren Bebauungsplanverfahren vertieft und geprüft werden.
Stefan Vohburger
Gemeinderat Freie Wähler Oberschleißheim