Aus dem Rathaus
Das Haus, das die Gemeinde Oberschleißheim am Frauenfeld baut, mit 11 Mietwohnungen für Mitarbeiter, Baubeginn 2022, sollte eigentlich im Oktober 2023 bezugsfertig sein. Das ist erkennbar und definitiv nicht der Fall. Wann ist es fertig und was wird das letzten Endes kosten?
Dazu sollte Architekt und Bauleiter Moritz Quincke schon auf der Gemeinderatssitzung im September 2023 ausführlich Auskunft geben, konnte dies aber nicht. Er wurde verpflichtet, diese Auskunft zeitnah und auch für die Öffentlichkeit nachvollziehbar spätestens bis zur nächsten Gemeinderatssitzung im Oktober nachzuholen. Das hat er auf der Gemeinderatssitzung am 24. Oktober 2023 getan. Am Ende soll laut dieser Darstellung das Ganze nicht wie ursprünglich 5,8 Mio, sondern 6,5 Mio € kosten, und es gibt da trotz bereits eingestellter Nachträge in den Haushalt noch eine “Kostenlücke” von € 482.000, die “nachbewilligt” werden muss, gemeint, irgendwie soll das Geld von der Gemeinde aufgetrieben werden. Und noch dazu soll das Wohngebäude erst ein ganzes Jahr später als geplant, nämlich zum 1. September 2024 bezugsfertig sein. Bis dahin gibt es also keine Mieteinnahmen. Im September 2023 war übrigens noch von April 2024 die Rede gewesen.
Diese höchst unerfreuliche Auskunft kam am Ende einer längeren Präsentation, in der dem geneigten Publikum mit den Fortschritten des Bauvorhabens unter anderem gezeigt wurde, wie man in unserer Schotterebene Spundwände einbaut, damit die Baugrube sich nicht mit Grundwasser füllt.
Bürgermeister und Gemeinderat zeigten sich angesichts dieser Auskünfte erstaunlich gefasst. Bei mir als Bauherrin hätte die Nachricht auch eine Explosion ausgelöst, aber die hatte bei den zuständigen Gremien womöglich schon vorher unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden.
Die Probleme der Baubranche sind hinlänglich bekannt, Kostensteigerungen, Lieferschwierigkeiten, Fachkräftemangel. Was aber dann auf viele kritische Nachfragen von vielen Gemeinderatsmitgliedern zutage trat, warf nochmal ein anderes Licht auf die Sache. Denn es stellte sich heraus, dass wohl schon bei der Bauplanung Fehler gemacht worden waren, die nachträglich durch irgendwelche Schweißarbeiten korrigiert werden mussten. Es stellte sich heraus, dass manche statischen Probleme immer noch nicht gelöst sind. Es stellte sich heraus, dass der Ausfall von Gewerken nicht rechtzeitig kompensiert werden konnte. Manche Firmen hatten einfach andere Aufträge angenommen. Es stellte sich heraus, dass sich manche Kosten, z. B. für Ingenieurleistungen, um 150 % gesteigert haben. Es stellte sich heraus, dass der Rohbau derzeit nicht etwa vollständig, sondern nur “größtenteils” winterdicht ist.
Und es stellte sich die große Frage, wer eigentlich an welcher Stelle für die Kostenexplosion verantwortlich ist? Denn, wie Gemeinderat Fritz Kropp zurecht feststellte, hier wird ja kein Weltraumzentrum, sondern ein normales Holzständerhaus gebaut. Darüber, dass diese Mehrkosten nicht einfach stillschweigend von der Gemeinde akzeptiert und bezahlt werden können, herrschte Einigkeit. Man wird sehen, wie die große Frage beantwortet wird. Andrea Wörle
„Schweißen am Holzhaus“ — alleine das zeigt schon, welcher totale Murks in diesem viel gefeierten und mit Vorschusslorbeeren versehenen Haus in „Holzständerbauweise“ steckt! Bei meinem täglichen Abendspaziergang habe ich mir nicht nur verwundert über den Baufortschritt — besser als Baustillstand bezeichnet — die Augen gerieben!!!
Alleine dass schon die Außenwände Beton sind — feuerpolizeilich darf das Treppenhaus nicht mit brennbaren Materialien gefertigt werden, aber Außenwände sicher nicht; oder heißt „Holzständerbauweise“, dass das Innenleben der Betonwände aus Holzbalken besteht? Und dass Spundwände in unserer Region eine Selbstverständlichkeit sind — war das den bauplanenden Architekten unbekannt …
Und dass der Architekt und Bauleiter die simplen Fragen „wann werden wir fertig, was soll’s denn am Ende kosten“ nicht einfach beantworten kann??
Nach meinem Verständnis brauche ich einen Bauleiter, um zeitnah Baufortschritt und Kosten zu gewährleisten und der beim ersten Anzeichen von Problemen „auf der Matte steht“.
Die Gemeinde braucht sich ob dieser Situation nicht zu wundern, wenn Bewerber entnervt sich in anderen umliegenden Orten eine Wohnung suchen — Mitarbeiter für Gemeinden oder gemeindenahen Einrichtungen wie Kindergärten werden überall händeringend gesucht!
Joachim Dähler