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Ober­schleiß­heimer Gold­grube an der B 471?

26.09.2024 | Rathaus | 1 Kommentar

Aus dem Gemein­derat

Gewer­be­ge­biet südlich der B 471

Auf der Gemein­de­rats­sit­zung vom 24.09.2024 waren mit Dr. Bernd Schulte-Midde­lich (Gründer und Gesell­schafter) und Philipp Graf von Baudissin (Leitung Deve­lo­p­ment) zwei hoch­ran­gige Vertreter der Asto Group anwe­send. Die Asto Group ist der Investor, der den Auftrag hat, das Gewer­be­ge­biet südlich der B471 in der Nach­bar­schaft von LMU (Tier­ärzt­liche Fakultät) und LGL (Landesamt für Gesund­heit und Lebens­mit­tel­si­cher­heit) zu entwi­ckeln. Arbeits­titel für das Projekt: One-Health-Campus.

Die Selbst­dar­stel­lung von Asto Group: “Wir entwi­ckeln, reali­sieren und betreiben Life Science Tech­no­logy Parks mit einem hohen Anteil an ener­ge­tisch nach­hal­tigen und zukunfts­ori­en­tierten Arbeits­plätzen. Unser Ziel ist, krea­tive Ökosys­teme als thema­ti­sche Netz­werke aus Forschung, Entwick­lung, anwen­dungs­ori­en­tierten, markt­fä­higen Tech­no­lo­gien und Produkt­ent­wick­lungen aufzu­bauen. Den wissen­schaft­li­chen Nucleus für die Campus- und Quar­tiers­ent­wick­lungen bilden unter anderem Univer­si­täten und Forschungs­ein­rich­tungen, Insti­tute und forschende Unter­nehmen.”

Die Firma war offenbar sehr regel­mäßig mit Bürger­meister Markus Böck im Gespräch, aber seit 2021 hatte es keine öffent­liche Präsen­ta­tion mehr gegeben. Die grüne Gemein­de­rats­frak­tion hatte Sorge, ob an der B 471 eine Art neuer Forschungs­campus entsteht und ob das Inter­esse der Gemeinde, durch funk­tio­nie­rende Wirt­schafts­un­ter­nehmen dort weitere Gewer­be­steu­er­ein­nahmen zu gene­rieren, bei der Planung genü­gend berück­sich­tigt wird. Deshalb hatte sie den offi­zi­ellen Antrag auf eine Präsen­ta­tion des Sach­stands gestellt. Das habe Bürger­meister Böck, wie er betonte, auch vorher schon vorge­habt und ange­kün­digt.

Die Vertreter von Asto lieferten einen Durch­lauf durch die Jahre seit 2021. Durch “Zeiten­wende, Ener­gie­preise und hohe Zinsen” habe es “ungute Stunden” und schwie­rige wirt­schaft­liche Umstände gegeben, etliche Projekt­ent­wickler seien auch pleite gegangen.

Diese Umstände seien auch die Ursache für Verzö­ge­rungen gewesen sowie die Tatsache, dass die Verhand­lungen mit den diversen zustän­digen Behörden sich hinzogen und außerdem noch umge­plant werden musste, weil z. B. das LGL seine Pläne für Erwei­te­rungs­bauten änderte. Das Verkehrs­er­schlie­ßungs­kon­zept habe 3 x über­ar­beitet werden müssen.

Aber das Projekt in Ober­schleiß­heim lebe und gehe weiter. Man habe 75 % der Aufgaben erreicht und liege bei einer Perspek­tive von 5–10 Jahren Entwick­lung für so ein Gewer­be­ge­biet nach diesen 3 Jahren gut in der Zeit.

Dort werde nicht etwa eine weiterer Forschungs­campus (würde heißen: keine Gewer­be­steuer) entstehen, sondern eine Basis für Unter­nehmen, die eng mit der Forschung zusam­men­ar­beiten, nach dem Vorbild von Martins­ried oder auch Ober­pfaf­fen­hofen. Es sei High­tech-Gewerbe, das sich in OSH ansie­deln werde, u.a. mit Unter­neh­mens­aus­grün­dungen aus der Forschung. Das über­ge­ord­nete Thema sei die globale Gesund­heits­ver­sor­gung.

An Univer­sität und staat­li­chen Forschungs­ein­rich­tungen dürften ja keine Wirt­schafts­be­triebe entstehen, aber die Wirt­schaft habe großes Inter­esse, sich mit der Wissen­schaft eng zu verzahnen, und da sei Ober­schleiß­heim mit dem LMU-Campus, dem LGL und dem Helm­holtz-Zentrum in Neuher­berg ein idealer Standort. Diese Einrich­tungen seien die “Anker” für das Vorhaben. Da gebe es auch schon Verein­ba­rungen und es gebe viel­fäl­tige Bran­chen­an­fragen.

Die Planung für die Bauten sei nach­haltig, mit Holz­hy­brid­bau­weise und begrünten Dächern, es werde Grün­achsen und Frei­zeit­be­reiche geben, die auch von den Studie­renden genutzt werden könnten, der histo­ri­sche Schleiß­heimer Kanal und die Schloss­achse würden bei der Planung ange­messen berück­sichtig.

Für Kiebitze und Feld­ler­chen seien in der Umge­bung von OSH Ausgleichs­flä­chen und Habi­tate vorhanden. Auch die “hohe Politik” (Blume, Bern­reiter, Herr­mann) sei einge­bunden und sehr “wohl­wol­lend” gestimmt. Das könne der “Stolz des Frei­staats” werden.

Die Grünen (Chris­toph Münster, Gaby Hohen­berger, Helga Keller-Zenth) begrün­deten noch einmal ihr kriti­schen Nach­fragen (Gewerbe an dieser Stelle, Struktur, Beein­träch­ti­gungen der Natur) und bemän­gelten auch die fehlende Bürger­be­tei­li­gung. Es gebe ja viele in Ober­schleiß­heim, die es nicht gut finden.

Das werde sich ändern, verspra­chen hoch und heilig die Herren von Asto und Bürger­meister Böck. Es werde auf jeden Fall recht­zeitig Info-Abende und Gele­gen­heiten zum Dialog mit den Bürgern geben. Der Bürger­meister hoffe auf Akzep­tanz, auch von den Grünen.

Aus den anderen Frak­tionen gab es keine großen Nach­fragen. Etwas verwun­der­lich, zumal das Thema Verkehrs­an­bin­dung nicht weiter verhan­delt wurde. Dabei ist es ein großes Streit­thema in Ober­schleiß­heim. Aber viel­leicht hatten alle nach diesem eupho­ri­schen Vortrag schon die Firma Biontech vor Augen, die nicht nur “An der Gold­grube” in Mainz resi­diert, sondern sich mit ihrem Impf­stoff ganz wört­lich zu einer Gold­grube verwan­delt hatte.

Orts­ent­wick­lung

Ende 2025 läuft das Förder­pro­gramm “Soziale Stadt” aus. Bis dahin müssen alle geplanten Projekte umge­setzt und abge­rechnet sein. Das ist für die Umset­zung der bereits vorhan­denen Planungen im Kirchen­um­feld St. Wilhelm und am Max-Mann­heimer-Plat­z/­Bahnhof, die aus Gründen des knappen Gemeinde-Etats verschoben wurden, nicht mehr möglich.

Aber durch die “Soziale Stadt” ist sehr viel erreicht worden und es gibt eine neue Chance für die weitere Orts­ent­wick­lung durch das neue Förder­pro­gramm “Sozialer Zusam­men­halt”. Diese Chance besteht nicht nur für bisher nicht verwirk­lichte Projekte, sondern auch für neue Themen wie zum Beispiel die Nahver­sor­gung in Altschleiß­heim. Alle Themen sollen wieder mit inten­siver Betei­li­gung der Bürge­rinnen und Bürger erar­beitet werden sollen.

Damit die Gemeinde von dieser Förde­rung profi­tieren kann, muss ein “Inte­griertes städ­te­bau­li­ches Entwick­lungs­kon­zept” (ISEK) mit inte­grierter Vorun­ter­su­chung ausge­schrieben und dann erar­beitet werden. Dafür sind Haus­halts­mittel von € 60.000 für 2025 und € 50.000 für 2026 einzu­planen.

Bauamt­lei­terin Chris­tiane Kmoch ist zuver­sicht­lich, dass die Gemein­de­ver­wal­tung (noto­risch über­lastet?) das stemmen kann, weil sie inzwi­schen zwei Mitar­bei­te­rinnen hat, die auf Stadt­ent­wick­lung spezia­li­siert sind. Und sie freut sich darauf, denn das sei doch etwas deut­lich Erfreu­li­cheres als ein verpfuschter Hochbau.

Der Gemein­derat stimmte dem Vorschlag zu der Betei­li­gung an dem Förder­pro­gramm und der Ausschrei­bung einstimmig zu,

Andrea Wörle

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1 Kommentar

  1. Zum Verkehr kann ich gerne etwas ergänzen, der Verkehrs­planer war ja zu der Sitzung nicht einge­laden.

    Das ange­spro­chene Streit­thema war ja die Vete­ri­närstraße, die derzeit verbrei­tert wird und primär der Erschlie­ßung des Campus dient. Die lang erwar­tete neue Ampel an der Staats­straße ist schon erkennbar. Das Stra­ßen­bauamt hat mir gegen­über auch die Erwar­tung geäu­ßert, dass mit der Wieder­eröff­nung der Vete­ri­närstraße die unbe­frie­di­gende Situa­tion an der Ampel an der B471 sich verbes­sern würde.

    Bei der Erschlie­ßung des Gewer­be­ge­biets braucht man am Ende eine durch­gän­gige ÖPNV Verbin­dung, also einen Zugang vom Westen und einen vom Osten. Ein Zugang vom Norden über den Kanal ist nicht möglich. Das Beson­dere ist nun, dass die wesent­liche West­an­bin­dung vom Stra­ßen­bauamt wohl erst umge­setzt werden kann, wenn es für das Gewer­be­ge­biet eine Bauleit­pla­nung gibt. Für diese selbst ist aber eine Erschlie­ßung nach­zu­weisen, die dann nur über die Ertüch­ti­gung der Huber­tus­straße darstellbar ist. In allen solchen Fällen greift nicht das, was beab­sich­tigt ist, sondern nur das, was bereits beschlossen ist.

    Die im Vortrag genannten Planungs­zeiten sind leider kaum zu vermeiden.
    Aber wie man so sagt: “Gut Ding will Weile haben.”

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