Aus dem Gemeinderat
Gewerbegebiet südlich der B 471
Auf der Gemeinderatssitzung vom 24.09.2024 waren mit Dr. Bernd Schulte-Middelich (Gründer und Gesellschafter) und Philipp Graf von Baudissin (Leitung Development) zwei hochrangige Vertreter der Asto Group anwesend. Die Asto Group ist der Investor, der den Auftrag hat, das Gewerbegebiet südlich der B471 in der Nachbarschaft von LMU (Tierärztliche Fakultät) und LGL (Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit) zu entwickeln. Arbeitstitel für das Projekt: One-Health-Campus.
Die Selbstdarstellung von Asto Group: “Wir entwickeln, realisieren und betreiben Life Science Technology Parks mit einem hohen Anteil an energetisch nachhaltigen und zukunftsorientierten Arbeitsplätzen. Unser Ziel ist, kreative Ökosysteme als thematische Netzwerke aus Forschung, Entwicklung, anwendungsorientierten, marktfähigen Technologien und Produktentwicklungen aufzubauen. Den wissenschaftlichen Nucleus für die Campus- und Quartiersentwicklungen bilden unter anderem Universitäten und Forschungseinrichtungen, Institute und forschende Unternehmen.”
Die Firma war offenbar sehr regelmäßig mit Bürgermeister Markus Böck im Gespräch, aber seit 2021 hatte es keine öffentliche Präsentation mehr gegeben. Die grüne Gemeinderatsfraktion hatte Sorge, ob an der B 471 eine Art neuer Forschungscampus entsteht und ob das Interesse der Gemeinde, durch funktionierende Wirtschaftsunternehmen dort weitere Gewerbesteuereinnahmen zu generieren, bei der Planung genügend berücksichtigt wird. Deshalb hatte sie den offiziellen Antrag auf eine Präsentation des Sachstands gestellt. Das habe Bürgermeister Böck, wie er betonte, auch vorher schon vorgehabt und angekündigt.
Die Vertreter von Asto lieferten einen Durchlauf durch die Jahre seit 2021. Durch “Zeitenwende, Energiepreise und hohe Zinsen” habe es “ungute Stunden” und schwierige wirtschaftliche Umstände gegeben, etliche Projektentwickler seien auch pleite gegangen.
Diese Umstände seien auch die Ursache für Verzögerungen gewesen sowie die Tatsache, dass die Verhandlungen mit den diversen zuständigen Behörden sich hinzogen und außerdem noch umgeplant werden musste, weil z. B. das LGL seine Pläne für Erweiterungsbauten änderte. Das Verkehrserschließungskonzept habe 3 x überarbeitet werden müssen.
Aber das Projekt in Oberschleißheim lebe und gehe weiter. Man habe 75 % der Aufgaben erreicht und liege bei einer Perspektive von 5–10 Jahren Entwicklung für so ein Gewerbegebiet nach diesen 3 Jahren gut in der Zeit.
Dort werde nicht etwa eine weiterer Forschungscampus (würde heißen: keine Gewerbesteuer) entstehen, sondern eine Basis für Unternehmen, die eng mit der Forschung zusammenarbeiten, nach dem Vorbild von Martinsried oder auch Oberpfaffenhofen. Es sei Hightech-Gewerbe, das sich in OSH ansiedeln werde, u.a. mit Unternehmensausgründungen aus der Forschung. Das übergeordnete Thema sei die globale Gesundheitsversorgung.
An Universität und staatlichen Forschungseinrichtungen dürften ja keine Wirtschaftsbetriebe entstehen, aber die Wirtschaft habe großes Interesse, sich mit der Wissenschaft eng zu verzahnen, und da sei Oberschleißheim mit dem LMU-Campus, dem LGL und dem Helmholtz-Zentrum in Neuherberg ein idealer Standort. Diese Einrichtungen seien die “Anker” für das Vorhaben. Da gebe es auch schon Vereinbarungen und es gebe vielfältige Branchenanfragen.
Die Planung für die Bauten sei nachhaltig, mit Holzhybridbauweise und begrünten Dächern, es werde Grünachsen und Freizeitbereiche geben, die auch von den Studierenden genutzt werden könnten, der historische Schleißheimer Kanal und die Schlossachse würden bei der Planung angemessen berücksichtig.
Für Kiebitze und Feldlerchen seien in der Umgebung von OSH Ausgleichsflächen und Habitate vorhanden. Auch die “hohe Politik” (Blume, Bernreiter, Herrmann) sei eingebunden und sehr “wohlwollend” gestimmt. Das könne der “Stolz des Freistaats” werden.
Die Grünen (Christoph Münster, Gaby Hohenberger, Helga Keller-Zenth) begründeten noch einmal ihr kritischen Nachfragen (Gewerbe an dieser Stelle, Struktur, Beeinträchtigungen der Natur) und bemängelten auch die fehlende Bürgerbeteiligung. Es gebe ja viele in Oberschleißheim, die es nicht gut finden.
Das werde sich ändern, versprachen hoch und heilig die Herren von Asto und Bürgermeister Böck. Es werde auf jeden Fall rechtzeitig Info-Abende und Gelegenheiten zum Dialog mit den Bürgern geben. Der Bürgermeister hoffe auf Akzeptanz, auch von den Grünen.
Aus den anderen Fraktionen gab es keine großen Nachfragen. Etwas verwunderlich, zumal das Thema Verkehrsanbindung nicht weiter verhandelt wurde. Dabei ist es ein großes Streitthema in Oberschleißheim. Aber vielleicht hatten alle nach diesem euphorischen Vortrag schon die Firma Biontech vor Augen, die nicht nur “An der Goldgrube” in Mainz residiert, sondern sich mit ihrem Impfstoff ganz wörtlich zu einer Goldgrube verwandelt hatte.
Ortsentwicklung
Ende 2025 läuft das Förderprogramm “Soziale Stadt” aus. Bis dahin müssen alle geplanten Projekte umgesetzt und abgerechnet sein. Das ist für die Umsetzung der bereits vorhandenen Planungen im Kirchenumfeld St. Wilhelm und am Max-Mannheimer-Platz/Bahnhof, die aus Gründen des knappen Gemeinde-Etats verschoben wurden, nicht mehr möglich.
Aber durch die “Soziale Stadt” ist sehr viel erreicht worden und es gibt eine neue Chance für die weitere Ortsentwicklung durch das neue Förderprogramm “Sozialer Zusammenhalt”. Diese Chance besteht nicht nur für bisher nicht verwirklichte Projekte, sondern auch für neue Themen wie zum Beispiel die Nahversorgung in Altschleißheim. Alle Themen sollen wieder mit intensiver Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger erarbeitet werden sollen.
Damit die Gemeinde von dieser Förderung profitieren kann, muss ein “Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept” (ISEK) mit integrierter Voruntersuchung ausgeschrieben und dann erarbeitet werden. Dafür sind Haushaltsmittel von € 60.000 für 2025 und € 50.000 für 2026 einzuplanen.
Bauamtleiterin Christiane Kmoch ist zuversichtlich, dass die Gemeindeverwaltung (notorisch überlastet?) das stemmen kann, weil sie inzwischen zwei Mitarbeiterinnen hat, die auf Stadtentwicklung spezialisiert sind. Und sie freut sich darauf, denn das sei doch etwas deutlich Erfreulicheres als ein verpfuschter Hochbau.
Der Gemeinderat stimmte dem Vorschlag zu der Beteiligung an dem Förderprogramm und der Ausschreibung einstimmig zu,
Andrea Wörle
Zum Verkehr kann ich gerne etwas ergänzen, der Verkehrsplaner war ja zu der Sitzung nicht eingeladen.
Das angesprochene Streitthema war ja die Veterinärstraße, die derzeit verbreitert wird und primär der Erschließung des Campus dient. Die lang erwartete neue Ampel an der Staatsstraße ist schon erkennbar. Das Straßenbauamt hat mir gegenüber auch die Erwartung geäußert, dass mit der Wiedereröffnung der Veterinärstraße die unbefriedigende Situation an der Ampel an der B471 sich verbessern würde.
Bei der Erschließung des Gewerbegebiets braucht man am Ende eine durchgängige ÖPNV Verbindung, also einen Zugang vom Westen und einen vom Osten. Ein Zugang vom Norden über den Kanal ist nicht möglich. Das Besondere ist nun, dass die wesentliche Westanbindung vom Straßenbauamt wohl erst umgesetzt werden kann, wenn es für das Gewerbegebiet eine Bauleitplanung gibt. Für diese selbst ist aber eine Erschließung nachzuweisen, die dann nur über die Ertüchtigung der Hubertusstraße darstellbar ist. In allen solchen Fällen greift nicht das, was beabsichtigt ist, sondern nur das, was bereits beschlossen ist.
Die im Vortrag genannten Planungszeiten sind leider kaum zu vermeiden.
Aber wie man so sagt: “Gut Ding will Weile haben.”