Umwelt-und Verkehrsausschuss erörtert mit fachlicher Beratung zum Thema
Bei der letzten Bürgerversammlung im November 2023 wurde mehrfach ein Tauben-Problem in manchen Teilen der Gemeinde beklagt. Einzelne Besitzer von Solaranlagen auf dem Dach äußerten sich verzweifelt in der Sprechstunde des Bürgermeisters, dass ihre kostspieligen Anlagen durch nistende Tauben irritiert und verschmutzt würden, und baten die Gemeinde doch etwas zu unternehmen.
Ab wann kann man in einer Kommune von einer “Plage” sprechen, inwieweit steht die Oberschleißheimer Gemeindeverwaltung in der Pflicht, “etwas” zu unternehmen, welche Maßnahmen versprechen tatsächlich Erfolg?
Diesen Fragen widmete sich am 9. Juli 2024 der Umwelt- und Verkehrsausschuss der Gemeinde Oberschleißheim. Werner Becker, der ehemalige Abteilungsleiter der Gemeindeverwaltung für Umwelt und Verkehr, hatte für den Ausschuss dankenswerterweise sehr fundierte Ausführungen zum Thema Taubenabwehr erarbeitet.
Die Entwicklung von Taubenpopulationen hänge hauptsächlich von 3 Faktoren bzw. Ressourcen- und Regulationsmechanismen ab: Vom Nahrungsangebot, vom Nistplatzangebot und vom Vorhandensein natürlicher Feinde. Letzteres scheide in unserer Gemeinde aus, Nahrung und Nistplatzangebot könnten allerdings von Menschen gesteuert werden.
So könne die Gemeinde ein Fütterungsverbot für Tauben erlassen, das sie aber auch ahnden müsste. Denn die Taubenfütterung durch sogenannte “Taubenmütterchen- und Väterchen” führt durch das Überangebot an Nahrung zu einer explosionsartigen Vermehrung und diese wiederum bringt Infektionskrankheiten für Tier und Mensch mit sich.
Beim Nistplatzangebot könne sowohl mit technischen Vergrämungsmaßnahmen gearbeitet werden wie auch mit einem kontrolliertem Nistplatzangebot. Allerdings verlagere die Vergrämung das Problem oft nur, weil die Tiere sich dann an anderer Stelle versammeln, warnte Becker.
Was das kontrollierte Nistplatzangebot angeht, so gelte das sogenannte “Regensburger Modell” als erfolgreichster Lösungsansatz: Mindestens 90 % des störenden Taubenschwarms werden mit Hilfe von Locktauben und Spezialfutter eingefangen und in einer großzügigen Voliere untergebracht, wo sie von geschultem Personal regelmäßig gefüttert werden, wo sie Nistplätze und Nistmaterial finden. Sobald die Tauben ihr neues Zuhause angenommen haben, dürfen sie frei ausfliegen und kehren durch den Adaptionsprozess immer wieder dorthin zurück. Die sonst in freier Wildbahn explosionsartige Vermehrung werde bei diesem Vorgehen durch die Entnahme der Taubeneier und Ersatz durch Taubenlockeier vermieden, so dass eine verträgliche Schwarmregulierung möglich wird.
Die Kosten für ein solches Unterfangen seien aber erheblich: Sie lägen bei 20 bis 30 Tausend Euro. Zudem sind auch zahlreiche freiwillige Helferinnen und Helfer notwendig, denn die Volieren müssen im Anschluss gepflegt und sauber gehalten gehalten werden.
Wann und wie Kommunen gegen eine sogenannte Taubenplage vorgehen müssen, ist bis zu einem gewissen Grad Ermessenssache. Es gibt Richtzahlen für die Höhe von Taubenpopulationen. Der Ausschuss war sich darüber einig, dass diese Richtzahlen in Oberschleißheim nicht erreicht werden. So aufwändige Maßnahmen wie das “Regensburger Modell” wären allerdings hier auch nicht realisierbar. Man einigte sich darauf, zunächst mit Informationskampagnen zu dem Thema zu arbeiten.
Ingrid Lindbüchl
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