Zur Wirt­schaft­lich­keit von Wind­rä­dern in Süddeutsch­land

Dieser Beitrag bezieht sich auf den Artikel "Entwicklung der Treibhausgas(THG)-Emissionen im Landkreis München".

Leser­mail von Gloria Streib

Eine kriti­sche Ausein­an­der­set­zung mit sämt­li­chen Themen ist immer sinn­voll und begrü­ßens­wert. Das gilt natür­lich ebenso für die Ener­gie­wende. Daher möchte ich gerne hierzu kommen­tieren und fange mit der Wind­kraft an.

Die Wirt­schaft­lich­keit ist bei Wind­rä­dern in Süddeutsch­land bei entspre­chenden Naben­höhen durchaus gegeben. Ein Beispiel eines Wind­rads in unserer Region mit einer Nenn­leis­tung von 2,4 MW und einem Inbe­trieb­nah­me­jahr von 2019 zeigt dies. Invest­kosten waren 4,7 Mio €, die Einnahmen liegen bei 8,1 Cent/kWh. Das ergibt bei einem durch­schnitt­li­chen Ertrag von 5,8 GWh pro Jahr Erlöse von ca. 470.000 €. Bei Betriebs­kosten von 80 €/kW müssen von den Erlösen noch 190.000 € abge­zogen werden. Damit hat das Windrad nach 17 Jahren seine Inves­ti­tionen wieder rein­ge­holt.

Ange­sichts von WEA-Lebens­dauern zwischen 20 und 30 Jahren macht das Beispiel deut­lich, dass es sehr wohl möglich ist, auch in Südbayern Wind­räder wirt­schaft­lich zu betreiben. Und das ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Sonst würden Banken solche Projekte gar nicht finan­zieren. Die neuen WEA-Gene­ra­tionen haben zudem mehr Leis­tung bei gerin­geren Invest­kosten. Damit verschiebt sich das Verhältnis zu noch besseren Werten. Dass in Bayern in den letzten Jahren wenig Wind­räder gebaut werden, liegt nicht an der mangelnden Wirt­schaft­lich­keit, sondern an der 10-H-Rege­lung, einge­führt von der CSU.

Als Gegen­bei­spiel für eine nicht vorhan­dene Wirt­schaft­lich­keit möchte ich den aktu­ellen Bau des Atom­kraft­werks Hinkley Point C in Groß­bri­tan­nien nennen. Es hat eine Netto­leis­tung von 3.200 MW. Das AKW wird seit 2018 gebaut, die Fertig­stel­lung ist frühes­tens für 2029 geplant. Wir spre­chen also von einer Bauzeit von mindes­tens elf Jahren.

Auf Wiki­pedia ist zur Finan­zie­rung und zur Wirt­schaft­lich­keit zu lesen: „Da der Bau wegen der hohen Inves­ti­ti­ons­kosten wirt­schaft­lich nicht rentabel ist, hatte EDF als Bedin­gung für einen Bau staat­liche Subven­tionen in Form eines garan­tierten Strom­ab­nah­me­preises verlangt. […] Insge­samt wird das Kraft­werk mit 100 Milli­arden Euro durch Groß­bri­tan­nien subven­tio­niert.“ Von einer Wirt­schaft­lich­keit kann man hier also nicht spre­chen. Auch bei anderen Kraft­werken auf Basis fossiler Ener­gie­träger liegen die Strom­ge­ste­hungs­kosten über denen von Sonne und Wind, siehe hier eine Graphik des Fraun­hofer ISE in Frei­burg (Kennt­nis­stand der Fach­welt): https://www.pv-magazine.de/2024/08/06/fraunhofer-ise-stromgestehungskosten-fuer-neue-photovoltaik-freiflaechenanlagen-bei-41-bis-69-cent-pro-kilowattstunde-angekommen/

Strom­aus­fälle sind im Übrigen entgegen der Befürch­tung vieler Menschen im Laufe der Ener­gie­wende deut­lich seltener geworden. Der Präsi­dent der Bundes­netz­agentur sagt: „Die Strom­ver­sor­gungs­qua­lität in Deutsch­land liegt weiter auf sehr hohem Niveau. Das zeigt, dass es gelingt, bei der Ener­gie­wende voran­zu­kommen, ohne dass die sichere Versor­gung beein­träch­tigt wird“. Im Vergleich zu den euro­päi­schen Nach­bar­län­dern zeigt sich auch, dass das deut­sche Strom­netz weiterhin zu den zuver­läs­sigsten zählt, trotz Ökostrom­an­teil von 63 % im Jahr 2024.

Selbst­ver­ständ­lich gibt es Dunkel­flauten von i. d. R. ein paar Tagen im Winter. Diese können auch mal in dem ein oder anderen Jahr 2–3 Wochen dauern. Das ist Realität und kann man nicht wegdis­ku­tieren. Tun die Experten im Übrigen auch nicht. Diese Dunkel­flauten können zukünftig z. B. durch den Einsatz von Wasser­stoff über­brückt werden.

Nur weil ein Bruch­teil der Tage im Jahr nicht vornehm­lich durch erneu­er­bare Ener­gien gedeckt werden kann, bedeutet das noch nicht, dass die gesamte Ener­gie­wende geschei­tert wäre. Die fossilen Ener­gie­träger haben eben den gravie­renden Nach­teil der hohen Treib­haus­gas­emis­sionen, das lässt sich nicht wegdis­ku­tieren. Und diese Emis­sionen führen zum Anstieg der globalen Tempe­ratur. Ist auch keine neue Erkenntnis, wusste schon Arrhe­nius Ende des 19. Jahr­hun­derts.

Und damit der ener­gie­hung­rige Süden Deutsch­lands seinen Strom zu möglichst großen Anteilen selbst produ­zieren kann, benö­tigt es in der Region den Bau von zusätz­li­chen Anlagen auf Basis erneu­er­barer Ener­gien. Damit sind Sonne UND Wind gemeint. Die ersten Wind­räder im Land­kreis München sind erfreu­li­cher­weise schon im Bau.

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