Leser­mail zur Stel­lung­nahme zu „Rathaus verliert fünf Millio­nen bei Bankencrash“

Hallo Markus,

wie Du ja weißt, bin ich ein Banker i. R., der ca 30 Jahre u. a. auf dem Anla­ge­sek­tor tätig gewe­sen ist. Daher frage ich mich, wer diese Finanz­ex­per­ten sind, die behaup­ten, dass kommu­nale Gelder „sicher und gewinn­brin­gend“ bei der Greens­ill-Bank ange­legt werden sollten.

“Diese Voraus­set­zun­gen waren zum Zeit­punkt der Anlage nach Meinung der Finanz­ex­per­ten durch die Greens­ill-Bank voll und ganz gege­ben.” Haben sie nicht den Bericht in der “Welt” von 2019 gele­sen? Ich zitiere: “Schon 2019 ’nicht kapi­tal­markt­wür­dig’ – Die Zocker-Kommu­nen waren gewarnt. Die Bremer Greens­ill-Bank hat inzwi­schen Insol­venz ange­mel­det. Mit etwas mehr Sach­ver­stand hätten deut­sche Kommu­nen bis zu 500 Millio­nen retten können. 340 Millio­nen Euro haben deut­sche Kommu­nen bei der Plei­te­bank Greens­ill verlo­ren. Dabei rieten Exper­ten schon vor zwei Jahren von Anla­gen ab. Ein Vermö­gens­ver­wal­ter erklärt zudem: Das Risiko war unnötig.”

Im Jahr 2019, fast zwei Jahre vor der Greens­ill-Pleite, hat die Schwei­zer Rating­agen­tur ‘Inde­pen­dent Credit View (I‑CV)’ die Greens­ill-Bank als Ramsch bewer­tet. Dass andere Kommu­nen eben­falls inves­tier­ten, macht die Anlage nicht sicherer.

Also, wie wir Banker sagen, eine äußerst hoch­spe­ku­la­tive Anlage. Die Geld­an­lage war zu diesem Zeit­punkt keines­falls seriös, konser­va­tiv und die Möglich­keit einer Insol­venz durch­aus gegeben.

Im übri­gen wurde im September/Oktober 2020 im Münch­ner Merkur von den Schwie­rig­kei­ten der Greens­ill-bank berich­tet. Im Arti­kel stand auch, dass mögli­cher­weise Kommu­nen nicht uner­heb­li­che Verluste erlei­den. Die Greens­ill-Bank ist nicht aus heite­rem Himmel am 3.3. bzw. 16.3. Pleite gegan­gen. Die Gemeinde hätte aufgrund der Infor­ma­tio­nen viel früher reagie­ren müssen bzw. eigent­lich keine Anla­gen täti­gen sollen, auch nicht verlängern.

Zum Thema: völlig markt­üb­li­che Zins­sätze von 0,44 % bis 0,51 %. Ich würde mich mal bei den orts­an­säs­si­gen Banken und Spar­kas­sen erkun­di­gen. Markt­üb­li­che Zinsen für Anla­gen dieser Art sind das nicht. In diesem Zins­satz ist ein speku­la­ti­ver Teil enthal­ten, sonst schließt keiner ab.

Nach meiner Meinung sind in dieser Sache nicht uner­heb­li­che Fehler began­gen worden, auch wenn Du Dich dage­gen verwehrst.

Ich muss noch einige Fakten recher­chie­ren, um Fragen zu beantworten:

  • wurde der Gemein­de­rat bei der Anlage in die Entschei­dung mit einbe­zo­gen (bei dieser Größen­ord­nung sollte es so sein)
  • hat der Rech­nungs­prü­fungs­aus­schuss die Anlage geprüft? Von 1996 bis 2014 war ich als Mitglied des Rech­nungs­prü­fungs­aus­schuss dafür zuständig
  • hat eine jähr­li­che Prüfung der Boni­tät der Bank stattgefunden?
  • seit 2017 nicht mehr im Einlagensicherungsfond?
  • Scha­den­er­satz — wie läuft dies bei den ande­ren Kommu­nen?
    Fort­set­zung folgt.

Grüße
Emil Köbele

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