Leser­mail zum Lockdown

“Söder­kra­tie” oder Risikomanagement?

Risiko leitet sich von „riskie­ren“ ab. Also geht es nicht um das Nicht-Tun, sondern um das Abwä­gen des mögli­chen Scha­dens gegen­über dem Gewinn aus einem erfolg­rei­chen Tun. 

Das Leben ist voller solcher Situa­tio­nen: „No Risk, no Fun“. Und wenn es kein Risiko gibt (dass uns z. B. der Himmel auf den Kopf fällt), ist auch nichts abzuwägen.

Die Aufgabe von Inge­nieu­ren besteht darin, Risi­ken zu bewer­ten und bei der Abwä­gung zu unter­stüt­zen. So habe ich z. B. bei der Frage der Lüftung in den Schu­len Berech­nun­gen und Abschät­zun­gen zusam­men­ge­tra­gen, wie man das Anste­ckungs­ri­siko in einer Schul­klasse mit einem infi­zier­ten, aber nicht husten­den Kind so gering halten kann, dass es auch vom Umwelt­bun­des­amt als „akzep­ta­bel“ ange­se­hen werden kann. 

Größere Versu­che des Fraun­ho­fer Hein­rich-Hertz-Insti­tuts haben gezeigt, dass in vielen Thea­tern opti­male Lüftungs­be­din­gun­gen herr­schen und ein Infi­zier­ter seine Nach­barn dort gar nicht anste­cken kann.

Und was macht die Poli­tik, bzw. unsere Leit­fi­gu­ren? Sie haben Angst, quas­seln von Null­ri­siko und igno­rie­ren alle Hygie­ne­kon­zepte. Wer null-Risiko möchte, darf nicht Auto fahren, keine Pilze sammeln und keine Keller­trep­pen hinun­ter­ge­hen. Selbst die Viro­lo­gen reden davon, dass man ihre Vorschläge mit den wirt­schaft­li­chen und psycho­lo­gi­schen Schä­den abwä­gen muss. 

Es wird höchste Zeit, dass die Schu­len und Betreu­ungs­ein­rich­tun­gen wieder geöff­net werden. Es wird höchste Zeit, dass der Einzel­han­del wieder geöff­net wird. Und es ist höchste Zeit, die Thea­ter wieder zu öffnen. Natür­lich nur dort, wo die Hygie­ne­pläne stim­men, und nicht alle auf einmal, sondern abhän­gig vom Infektionsgeschehen.

In der Tech­nik nennt man das „auf Sicht fahren“. Also vorsich­tig sein und auf Verän­de­run­gen sofort reagie­ren. Dazu braucht man aber einen Plan, der stän­dig aktua­li­siert wird. Mit so was tun sich Juris­ten und viele Poli­ti­ker schwer, sie bevor­zu­gen klare Regeln, die für alle gelten.

Gerech­tig­keit ist aber nicht, wenn man Unglei­ches gleich behan­delt. Bei Covid soll der Lock­down in ganz Deutsch­land einheit­lich anstatt nach glei­chen Regeln erfol­gen? Die Führung traut ihren Unter­ta­nen oder Voll­be­zugs­be­hör­den eine abge­stufte Stra­te­gie nicht zu? 

Ein Stufen­plan wird zwar vorbe­rei­tet, aber nun hat Herr Söder eine ganz neue Idee: „No-Covid“. Das würde sogar bedeu­ten, die Maßnah­men punkt­ge­nau auf einzelne Stadt­teile auszu­steu­ern. Klingt erst mal gut, aber das soll natür­lich streng über­wacht werden.

Das wird ein Poli­zei-Staat, wie ihn George Orwell beschrie­ben hat. Nun wissen wir aber, dass bei uns schon das Impfen und die Nach­ver­fol­gun­gen durch die Gesund­heits­äm­ter nicht so funk­tio­nie­ren, wie es sein sollte.

Nein danke, so brau­chen wir das wirk­lich nicht!

Casi­mir Katz, Orts­vor­sit­zen­der FDP

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