Liebe Ingrid,
das ist ein sehr interessanter Vorschlag. Willst du hier andeuten, dass nun auch die Grünen für eine Westumgehung des Orts stimmen? Oder willst du Wohnbebauung an der aktuell wohl lautesten und mit Abgasen am meisten belasteten Stelle im Ort ausweisen? Das Grün auf dem Dach hilft da auch nicht viel. Außerdem heißt „Viel Grün auf dem Dach“ auch „wenig Solarzellen auf dem Dach“. Der Strom kommt also weiter aus der Steckdose.
Wenn man sich die Fläche genauer ansieht, fallen zwei Dinge auf:
1. sie ist momentan bei weitem nicht vollständig versiegelt. Sowohl die bepflanzten Bereiche mit vielen mittelgroßen, gesunden Bäumen als auch die Pflasterbeläge sorgen durchaus für einen hohen Anteil an natürlicher Versickerung des Regenwassers
2. das Grundstück ist sehr groß und mit ca. 30 m recht breit. Wenn man es komplett überbaut, gibt das auf jeden Fall „Tiefgaragen-Feeling“, wenn auch mit offenen Seitenwänden. Außerdem sind 30 m für einen Baukörper ohne Innenhöfe sehr viel.
Das Grundstück am Dantebad ist sehr schmal. Wohnen über Parkplätzen wird generell als unattraktiv wahrgenommen. Am Dantebad wurden (wohl deswegen) ausschließlich Sozialwohnungen gebaut. Zusammen mit diversen Fotos nachzulesen z.B. hier: https://www.dbz.de/artikel/dbz_Wohnen_am_Dantebad_Muenchen_3143677.html
Ich finde diesen Vorschlag sehr unausgegoren. Der Gesamtsituation wäre mehr geholfen, wenn in Schleißheim in Bahnhofsnähe nicht andauernd Einfamilienhäuser genehmigt würden und sämtliches Baurecht in der Bauhöhe auf drei oder maximal vier Geschosse eingedampft würde. Flach bauen heißt immer auch: viel Flächenverbrauch.
Die angesprochene Parkplatzfläche sollte sich die Gemeinde nach meiner Meinung offen halten. Wenn sich das Zentrum um den Bürgerplatz weiter verdichtet, werden wir bestimmt froh sein, diesen Joker noch in der Hand zu haben, um zum Beispiel den autofreien Kernbereich hierhin auszudehnen.
Viele Grüße und meine Besten Wünsche fürs neue Jahr,
Johannes Kreutz
Lieber Johannes und lieber Herr Grieshaber,
uns Grünen geht es in der Hauptsache darum, eine Möglichkeit aufzuzeigen, wie und wo man eigenverantwortlichen, genossenschaftlichen Wohnungsbau leisten kann.
Während der Gemeinderats-Diskussionen um die Ausgestaltung der neuen Baugebiete haben wir Grünen immer wieder genossenschaftlichen Wohnungsbau angeregt und gefordert. Leider vergeblich! Genau der ist nämlich bei diesem aktuellen Mietwucherwahnsinn die einzige Möglichkeit, auf Dauer bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Das Prinzip wäre so: Die Gemeinde, Eigentümerin des Bürgerhausparkplatzes, vergibt an eine neu gegründete Wohnungsbaugenossenschaft, bestehend aus bauwilligen Privatpersonen, das Grundstück in Erbpacht. Die Gemeinde bleibt also Eigentümerin des Grundstücks, nicht aber des darauf errichteten Wohngebäudes. Dieses ist Gemeinschaftseigentum der Wohngenossenschaftsmitglieder, in dem die Wohnenden „Mieter im eigenen Haus“ sind. Sie besitzen ein lebenslanges Wohnrecht und zahlen auf Dauer günstige Mieten. Und das in einem ökologisch nachhaltig gebauten Haus. In einem wirklich echten Zuhause, das vor Mietwucher auf Dauer geschützt ist.
Hier findet Selbstverwaltung, Selbstverantwortung und Selbsthilfe statt, traditionelle Genossenschaftsthemen eben.
Zu diesem Selbst-aktiv-werden wollen wir mit unserem Vorschlag aufrufen.
Wir haben den Bürgerhausparkplatz gewählt,
weil er Eigentum der Gemeinde ist,
weil diese bereits zum Teil versiegelte Fläche doppelt genutzt werden kann,
weil er sehr zentral liegt und für manch einen das Auto überflüssig macht.
Natürlich und selbstverständlich ist die Visualisierung unseres Vorschlags
„unausgegoren“, sie ist ja auch nur ein Vorschlag, eine Vorstellung, wie der überbaute Parkplatz aussehen könnte und wie sich das alles ins Ortsbild einfügt.
Man sieht ja auch, dass die meisten Bäume stehen bleiben, weil eben nicht die gesamte Fläche überbaut wird. Und wie viele Solarelemente auf’s Dach kommen, wie viel grüne Gemeinschaftsfläche auf dem Dach installiert wird, gehört doch in die Feinplanung, bei der wir noch lange nicht sind.
Wir haben auch schon sehr viel positive Rückmeldung von jungen Menschen für diesen Vorschlag erhalten.
Es geht darum, die Dinge neu zu denken, gemeinschaftlich zu denken.
Uns würde es sehr freuen, wenn die Eigentümer des Kreuzackers und des Schäferangers und auch der Katholische Männerfürsorgeverein in Mittenheim in ihren geplanten Neubaugebieten uns Oberschleißheimer*innen Flächen für Wohnbaugenossenschaften in Erbpacht zur Verfügung stellen würden.
Im Augenblick aber sehen wir den Bürgerhausparkplatz als einzige Möglichkeit.
Ein Wort noch zur Umgehungsstraße: Diese scheint gesetzt und wird kommen, ob wir Grünen das wollen oder nicht. Der Preis für diesen massiven Flächenverbrauch muss also die extreme Beruhigung der Staatsstraße durch den Ort sein, in Form von Rückstufung zur Gemeindestraße und Gestaltung als „Shared space“ — begonnen bei der Kreuzung mit der B471 bis hin zur Kreuzung an der Mittenheimer Brücke. Unter diesen Voraussetzungen ist dann Wohnen über dem Bürgerhausparkplatz schon erstrebenswert.
Ingrid Lindbüchl, Bürgermeisterkandidatin Bündnis 90 / Die Grünen
Die Ausführungen von Herrn Kreutz sind genau auf den Punkt gebracht und der richtige Weg für die Zukunft.
Eine ruhige Zeit zwischen den Jahren
Stefan Grieshaber