Leser­mail zum Arti­kel „Wohnen über dem Parkplatz“

Liebe Ingrid,

Du schreibst von „Wahl­kampf­mo­dus“. Siehst Du das kritisch? Meinst Du nicht auch, dass Wahl­kampf die Aufgabe haben muss, für unsere Gemeinde wich­tige Fragen und Entschei­dun­gen konzen­triert zu diskutieren?

Du bezeich­nest einen Auto­bahn­an­schluss Ried­moos als adäquate Alter­na­tive zu einer Verle­gung der Staats­straße. Du weißt wie wir, dass, als nach dem „Aus“ für den Trans­ra­pid die Planun­gen für den Ausbau der Auto­bahn A92 auf sechs Fahr­spu­ren noch­mal neu ange­gan­gen werden musste, Ober- und Unter­schleiß­heim gemein­sam diesen Moment genutzt und im Jahr 2007 noch­mals diesen Auto­bahn­an­schluss gefor­dert haben. In Ober­schleiß­heim geschah das fast einstim­mig; aller­dings gegen die Ableh­nung durch Euch Grüne. 

Wir alle haben, wie in den vielen Versu­chen in den Jahr­zehn­ten davor, aber auch dies­mal wieder erfah­ren müssen, dass diese Möglich­keit von den einzig maßgeb­li­chen Stel­len, dem Bundes­mi­nis­te­rium für Verkehr und der Auto­bahn­di­rek­tion, rund­her­aus abge­lehnt wird. Sie ist nicht realistisch.

Deine Inter­pre­ta­tion der Gutach­ten über die Verkehrs­be­las­tung auf der Feier­abend­straße und zum Lärm­schutz an der West­um­ge­hung ist teils unlo­gisch, teils physi­ka­lisch nicht richtig.

Eure Behaup­tung, die Feier­abend­straße und somit der Orts­kern unse­rer Gemeinde würde durch eine Reduk­tion des Verkehrs von 15.700 auf 9000 Verkehrs­be­we­gun­gen — also um fast 43 Prozent – nicht entlas­tet, kann man ernst­haft nicht nach­voll­zie­hen. Dies würde heißen, dass bei 6700 Fahr­zeu­gen mehr pro Tag auf einer Orts­durch­fahrt weder die Lärm‑, noch die Stickoxyd‑, die Fein­staub- oder die CO2-Belas­tung anstei­gen würden. Wollen die Grünen das wirk­lich behaup­ten? Wozu dann die bundes­weite Diskus­sion um Fahr­ver­bote in den Städ­ten? Wozu dann Bemü­hun­gen, Verkehr zu verrin­gern? Das kann doch nicht Euer Ernst sein!

Es ist auch unlo­gisch, dass eine Verrin­ge­rung von 6700 Fahr­ten an der einen Stelle, der Feier­abend­straße unmit­tel­bar vor der Haus­tür, keine wesent­li­che Erleich­te­rung brin­gen soll, an ande­rer Stelle aber, 400 – 500 Meter von der Wohn­be­bau­ung entfernt, 10.400 Fahr­ten eine massive Mehr­be­las­tung sein sollen.

Das Ergeb­nis des Gutach­tens, das einen zusätz­li­chen Lärm­schutz einer verleg­ten Staats­straße als wirkungs­los bezeich­net, hast Du offen­bar nicht verstan­den. Dies liegt daran, dass der Lärm der Staats­straße so wenig zum Gesamt­lärm beiträgt, dass er für dessen Beur­tei­lung irrele­vant ist.

Rich­tig ist: durch den Ausbau der Auto­bahn (und auch der West­um­fah­rung) wird Lärm­schutz gesetz­lich erfor­der­lich. Die Lärm-Grenz­werte müssen dann (endlich!) einge­hal­ten werden. Derzeit werden sie deut­lich über­schrit­ten. Die Lärm­si­tua­tion im Westen wird sich, mit oder ohne West­um­fah­rung, mit dem Auto­bahn­aus­bau verbessern.

Wir sind sicher: Verle­gung des Durch­gangs­ver­kehrs aus dem Ort heraus, zusam­men mit der dann mögli­chen Verkehrs­be­ru­hi­gung der Feier­abend­straße wird die Situa­tion im Zentrum Ober­schleiß­heims beru­hi­gen. Die Gesamt­si­tua­tion im Westen wird sich durch den durch den Auto­bahn­aus­bau erzwun­ge­nen Lärm­schutz mit einem hohen Wall und einem lärm­min­dern­den Stra­ßen­be­lag verbessern.

Viele Grüße
Für die SPD, Peter Lemmen

1 Kommentar

  1. Lieber Peter,

    ich wieder­hole es gerne, auch wenn es glas­klar drin­steht in meinem Lesermail:
    Wir behaup­ten nicht, dass die Umge­hung­straße keine Entlas­tung brächte, wir sagen wort­wört­lich: „Wir lehnen Stra­ßen­bau im Beson­de­ren dann ab, wenn sich eine adäquate, kosten­güns­ti­gere, flächen­spa­ren­dere Alter­na­tive ergibt, z.B. der Auto­bahn­an­schluss in Ried­moos mit einem Halb­an­schluss in Feld­moching, oder einem Anschluss an die Schleiß­hei­mer Straße in München Nord. Laut einer Darstel­lung der Verkehrs­pla­ner Schlot­hauer & Wauer hat diese Vari­ante die glei­che Entlas­tungs­wir­kung für die Feier­abend­straße inner­orts wie eine teure, flächen­fres­sende Westumgehung.“

    Die Zeiten ändern sich und man muss den AB-Anschluss Ried­moos unter ganz ande­ren Vorzei­chen sehen. Damals, 2007, war vom Busi­ness Campus und Kory­feum der Unter­schleiß­hei­mer noch gar nicht die Rede, da war ich auch noch nicht im Gemeinderat.

    Bei manchen Dingen muss man hart­nä­ckig sein und viel­leicht andere Wege gehen:

    Am 05.08.2019 hat der baye­ri­sche Wirt­schafts­mi­nis­ter Hubert Aiwan­ger alle Bürger­meis­ter aller Kommu­nen per Anschrei­ben zur “Flächen­spar­of­fen­sive bei der Inan­spruch­nahme von Sied­lungs- und Verkehrs­flä­chen” aufge­ru­fen — ich habe es vorliegen.

    Diesem Aufruf soll­ten wir folgen und uns mit verein­ten Kräf­ten mit folgen­dem Anlie­gen an die Baye­ri­sche Staats­re­gie­rung, an den stell­ver­tre­ten­der Minis­ter­prä­si­den­ten Hubert Aiwan­ger, wenden:
    „Die Kommu­nen Ober- und Unter­schleiß­heim bitten darum, die Planun­gen bezüg­lich der Umge­hungs­straße zu stop­pen und die verkehr­li­che Wirk­sam­keit der Alter­na­tive eines Auto­bahn­an­schlus­ses Ried­moos mit einem Halb­an­schluss in Feld­moching zu prüfen.
    Diese Prüfung muss mit einem neuen Verkehrs­gut­ach­ten einher­ge­hen, welches die massive Bautä­tig­keit in den Gewer­be­ge­bie­ten Unter­schleiß­heims mit berücksichtigt.
    Eine über­re­gio­nale Bedeu­tung des Anschlus­ses ist mit der Ansied­lung des Gewer­be­zwei­ges „BMW-Auto­no­mes Fahren“ gegeben.
    Im Zuge der Flächen­spar­of­fen­sive des Frei­staa­tes Bayern würde mit einem Auto­bahn­an­schluss Ried­moos und einem Halb­an­schluss in Feld­moching massiv Fläche einge­spart. Auch die Kosten würden sich deut­lich redu­zie­ren…“ usw..

    Zu Deinem freund­li­chen Einwurf, ich hätte das Ergeb­nis des Gutach­tens nicht verstan­den, möchte ich den Leser*innen folgen­den Origi­nal-Wort­laut der Zusam­men­fas­sung der Berech­nung zur Kennt­nis geben:
    „9.Zusammenfassung
    In Summe ist zu sagen, dass durch den mögli­chen Bau der Schall­schutz­wand an der geplan­ten St2342-Orts­um­fah­rung Ober­schleiß­heim unter Berück­sich­ti­gung nur dieser Straße eine Verbes­se­rung um ca. 3 dB zu erwar­ten ist. In der Gesamt­lärm­be­trach­tung jedoch wird der Effekt dieser Schall­schutz­wand durch die höhe­ren Emis­sio­nen aus der BAB A92 elimi­niert. Somit hat diese Schall­schutz­wand nur noch einen sehr gerin­gen Minde­rungs­ef­fekt. Aus den Listen der Immis­si­ons­ort­be­rech­nun­gen (Seite 6 und 7) ist zu entneh­men, dass die Grenz­werte der 16. BImSchV. (Lärm­vor­sorge) für die Betrach­tung der St2342 an allen Gebäu­den einge­hal­ten werden. Bei der Summen­pe­gel­be­trach­tung aus St2342 und BAB A92 werden die Grenz­werte zur Einhal­tung der eigen­tums­recht­li­chen Zumut­bar­keits­grenze (70/60 (Tag/Nacht)) nicht überschritten.“

    Das Ende vom Lied wird sein, dass der gesetz­lich vorge­schrie­bene Lärm­schutz an der A92 gebaut wird, die Umge­hungs­straße völlig ohne Lärm­schutz verläuft, weil die Lärm­ent­wick­lung zu mode­rat, mit alten Zahlen, ohne die Ablei­tung der 4000 Arbeits­plätze aus dem Kory­feum beur­teilt worden ist…wer’s mag… 

    Ingrid Lind­büchl, Bürger­meis­ter­kan­di­da­tin Grüne

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