Leser­mail zum Arti­kel „Wohnen über dem Parkplatz“

Lieber Hans,

wir Gemein­de­räte sind die Entschei­dungs­trä­gerinnen und die Gestal­terinnen unse­rer Gemeinde.
Selbst­ver­ständ­lich und frei­lich gehö­ren Vorschläge und Visio­nen im Gemein­de­rat bespro­chen und abge­stimmt, das steht doch völlig außer Frage!
Das Thema, bezahl­ba­ren — und ich meine wirk­lich bezahl­ba­ren — Wohn­raum zu schaf­fen, ist aktu­ell eine der vordring­lichs­ten Aufgaben.
Das Beispiel mit der Visua­li­sie­rung, den Bürger­haus­park­platz zu über­bauen, zeigt auf, wie und wo man wohn­bau­ge­nos­sen­schaft­lich bezahl­ba­ren Wohn­raum errich­ten könnte, mit dem Vorteil, dass man auf bereits versie­gel­ter Fläche baut und die Fläche so doppelt genutzt werden kann. 
Wenn wir von Wohn­bau­ge­nos­sen­schaft spre­chen, dann meinen wir ein Modell­pro­jekt wie z.B. die “Wohn­bau­ge­nos­sen­schaft wagnis e.G” in München (siehe: www.wagnis.org).
Hier schlie­ßen sich Menschen zusam­men, die selbst güns­ti­gen Wohn­raum schaf­fen wollen, mit Eigen­leis­tung, Eigen­ver­ant­wor­tung und Selbst­ver­wal­tung. Voraus­set­zung dafür ist, dass der Grund­er­werb entfällt, dass also die Gemeinde oder andere Eigen­tü­mer den Grund in Erbbau­recht zur Verfü­gung stellen. 
Eine solche Wohn­bau­ge­sell­schaft wird gerade in der Nach­bar­stadt Garching gegründet.
Feder­füh­rend sind Menschen mit Moti­va­tion, etwas Eige­nes in Selbst­ver­wal­tung auf die Beine zu stellen.
Sie bauen selbst gemein­schaft­lich, mit gebün­del­tem Eigen­ka­pi­tal und wohnen selbst in den Wohnungen.
Sie sind Mieter im eige­nen Haus zu einer Miete, die sie selbst bestimmen. 
Die Bauge­nos­sen­schaft Ober-und Unter­schleiß­heim hat mitt­ler­weile nach eige­nen Anga­ben “ange­sichts der momen­tan irrwit­zi­gen Preise das Bauträ­ger­ge­schäft faktisch auf Eis gelegt”, siehe www.baugenossenschaft-schleissheim.de/70-mitgliederversammlung/
und die Bauge­sell­schaft München Land ist eine schlichte Bauun­ter­neh­me­rin, die ihre Mieten auch “wirt­schaft­lich ange­mes­sen” gestal­tet und anpasst.
Und ja, Hans Negele, wir würden alle gerne von den Eigen­tü­mern der Neuaus­wei­sun­gen 25 % der Fläche zu einem fairen Preis erwer­ben, wenn der Preis tatsäch­lich „fair“ wäre…ist er aber bei den aktu­el­len Boden­richt­wer­ten nicht, bzw. für die Gemeinde nicht erschwinglich. 

Viel­leicht könn­test Du uns ja ein Stück Grund in Erbbau­recht zur Verfü­gung stellen?

Das Instru­ment der Sozi­al­ge­rech­ten Boden­nut­zung (SoBon) haben wir in unse­rer Gemeinde instal­liert und es obliegt uns selbst, den Anteil der einkom­mens­ori­en­tiert geför­der­ten Wohnun­gen zu erhö­hen. Das ist recht­lich möglich. Ob und wie lange die Bindung verlän­gert werden kann, muss man prüfen. In der Stadt München kann z.B. die Bele­gungs­bin­dung an EOF-Wohnun­gen auf priva­ten Grund­stü­cken frei­wil­lig auf 40 Jahre erhöht werden. 

Ich finde, es wird endlich Zeit, dass wir Gemein­de­räte uns zu einer ausgie­bi­gen Geamt­schau, zu einem „Wohnungs­bau­gip­fel“ zusam­men­fin­den — wie ich ihn schon mehr­fach gefor­dert habe – und unter Einbe­zug aller Studien, Bevöl­ke­rungs­pro­gno­sen, Verkehrs­pläne etc., die wir im letz­ten Jahr haben erstel­len lassen, zu einer Marsch­rich­tung kommen, die sozial verträg­lich ist und das Wohl unse­rer Bürge­rin­nen und Bürger als Fixpunkt hat.

Ingrid Lind­büchl, Bürger­meis­ter­kan­di­da­tin (Grüne)

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