Leser­mail zum Artikel „Start­schuss für Gewer­be­ge­biet“

Lieber Ralf,

du hast voll­kommen Recht. 2013 haben sich neben dem Bund Natur­schutz, dem Landes­ver­band für Vogel­schutz, der INVO e.V., der CSU und den Freien Wählern auch die Grünen gegen ein Gewer­be­ge­biet zwischen der Wohn­be­bauung und der A92 ausge­spro­chen.

Diese Meinung vertreten wir auch heute noch, denn gerade die letzten Monate haben uns wieder einmal schmerz­haft aufge­zeigt, wie wichtig intakte Naherho­lungs­ge­biete für uns alle sind.

Auch die Aussage, dass unsere bevor­zugte Fläche zur Gewer­be­an­sied­lung eben­falls in diesem Land­schafts­schutz­ge­biet liegt, ist richtig. Dabei unge­nannt bleibt jedoch, dass wir aller­höchs­tens 5 ha befür­worten würden und diese direkt im Süden an die LMU-Erwei­te­rung anschließen würden. Die Flächen sind demzu­folge nicht mitein­ander zu verglei­chen.

Wir Grüne setzen uns seit Jahren dafür ein, dass vor der Versie­ge­lung neuer Flächen erst die bestehenden Gewer­be­flä­chen in unseren Gemein­de­ge­bieten besser genutzt werden müssen. Die meines Erach­tens nach beste Gewer­be­fläche liegt direkt an der S‑Bahn und ist bebaut mit einem groß­flä­chigen, einge­schos­sigen Voll­sor­ti­menter. Auf der zweit­besten Fläche, direkt daneben, ist derzeit ein rund 5000 m² großer Park­platz. Im Anschluss daran, auf der dritt­besten Fläche, ist eine KFZ-Hobby­werk­statt unter­ge­bracht und die viert­beste Fläche ist ein rund 4000 m² großer Zwischen­stell­platz für LKWs. Genau hier muss die Gemeinde mit allen Mitteln ansetzen, um hoch­wer­tiges Gewerbe anzu­sie­deln.

Du schriebst außerdem, dass die SPD den Land­schafts­schutz sehr ernst nimmt. Dies ist hier anschei­nend nur solange der Fall, bis groß­flä­chig Gewerbe ange­sie­delt werden kann. Natür­lich braucht die Gemeinde mehr Einnahmen, aber ob es sich auf lange Zeit rechnet, Schutz­ge­biete in Gewer­be­flä­chen umzu­wan­deln, ohne zuvor das vorhan­dene Poten­tial optimal auszu­nutzen, wage ich zu bezwei­feln.

Chris­toph Münster, Gemein­derat (Grüne)

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2 Kommentare

  1. Lieber Chris­toph,

    vielen Dank für deine konstruk­tive Rück­mel­dung. Ich würde mich freuen, wenn man solch komplexe Themen bald wieder persön­lich disku­tieren kann/darf.

    Die Posi­tion der Grünen ist bekannt und hat sich seit vielen Jahren nicht geän­dert. Von daher glaube ich, dass jedem klar ist, dass die Entwick­lung von zusätz­li­chen Gewer­be­flä­chen immer mit Natur­ver­brauch einher­geht. Meine Frage war deshalb, wie halten wir den Schaden möglichst gering, oder verzichten wir aus den verschie­densten Gründen ganz auf neue Gewer­be­an­sied­lungen.

    Eure Ansätze in Ehren, aber wie wollt ihr die Gewer­be­steu­er­ein­nahmen signi­fi­kant erhöhen, wenn bestehendes durch neues Gewerbe ersetzt werden soll? Und wann und wie soll das passieren, wenn die Gemeinde nicht Eigen­tümer der Grund­stücks­flä­chen ist? Ober­schleiß­heim hat als ehema­lige höfi­sche Sied­lung im Gegen­satz zu den anderen Gemeinden des Land­kreises kaum eigenen Grund­be­sitz und ist auf Möglich­keiten, die sich z.B. durch die Erwei­te­rung der LMU ergeben haben, ange­wiesen.

    Das 2013 geplante Gewer­be­areal ist die einzige Fläche, die unter Beach­tung der Erfor­der­nisse des Land­schafts­schutzes über­haupt geeignet ist. Alle anderen Flächen sind Land­schafts­schutz­ge­biete. In dem geplanten Gebiet entlang der Auto­bahn A92 wurden auf dem Acker­land die dort bestehenden ökolo­gisch wert­vollen Hecken­struk­turen in die dama­lige Planung aufge­nommen und wären erhalten worden. Das Gebiet am west­li­chen Orts­rand ist insge­samt ca. 70 ha groß. Doch für das Gewer­be­ge­biet ging es genau um 15 ha entlang der Auto­bahn, also nur um ein Fünftel der Gesamt­fläche. Wie sinn­voll nutzbar gerade diese Fläche entlang der Auto­bahn zur Naherho­lung ist und wie ökolo­gisch wert­voll diese Fläche im Verhältnis zum Land­schafts­schutz­ge­biet ist, gebe ich zu bedenken. Durch die damals voll­kommen über­zo­gene Kampagne und durch die vor dir genannte Koali­tion, die sich im bevor­ste­henden Kommu­nal­wahl­kampf gegen die SPD/FDP rich­tete, wurde per Bürger­ent­scheid gegen dieses Gebiet entschieden. Ich persön­lich halte deshalb diesen Bürger­ent­scheid für einen Pyrrhus­sieg der Grünen — beson­ders aus ökolo­gi­scher Sicht.

    Doch jetzt, sieben verlo­rene Jahre danach, müssen wir endlich die Stagna­tion beenden und zusam­men­ar­beiten. Noch so eine Chance auf wirk­same Erhö­hung der Gewer­be­steu­er­ein­nahmen, wie jetzt in den Verhand­lungen mit dem Frei­staat, bekommen wir nicht mehr.

    Liebe Grüße,
    Ralf Bönne­mann

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  2. Zu diesem Thema möchte auch ich mich zu Wort melden.

    Ich finde es gut, dass wieder mehr frischer Wind in der Gemeinde ist und wir endlich einen moti­vierten Bürger­meister haben, der versucht, die Gemeinde auch mit neuen Ideen weiter zu bringen.

    Ich verstehe auch, dass die Gemeinde Geld braucht und Gewer­be­ein­nahmen da ein wich­tiger Faktor sind. Ich bin aber auch wie manch andere der Meinung, dass erst versucht werden sollte, schon vorhan­dene Flächen zu nützen und zu verbes­sern, bevor man Flächen versie­gelt, die eigent­lich dem Land­schafts­schutz dienen. Diese Flächen wären dann unwie­der­bring­lich verloren. Ich finde auch, was den Bereich Gewerbe oder Gewer­be­ge­biete in Ober­schleiss­heim betrifft, dass die Gemeinde das die letzten Jahr­zehnte einfach verschlafen hat und dass diese Situa­tion jetzt auf diesem Weg so schnell nicht mehr aufzu­holen ist.

    Die Entschei­dung über das neue Gewer­be­ge­biet finde ich falsch und dem Land­schafts- und Natur­schutz nicht gerade dien­lich. Und ich zittiere die Aussage aus dem Leser­brief “Dementspre­chend sind auf anderen Flächen land­schafts­pfle­ge­ri­sche und der Natur dien­liche Maßnahmen durch­zu­führen, um die ökolo­gi­sche Qualität dieser Flächen deut­lich zu stei­gern. Die somit ökolo­gisch höher­wer­tigen Flächen sollen die Beein­träch­ti­gungen von Natur und Land­schaft „ausglei­chen“ und sind dauer­haft zu sichern und zu erhalten. Dies gilt selbst­ver­ständ­lich auch für die Gemeinde“.

    Wo sollen diese Ausgleichs­flä­chen entstehen? Und welche Flächen sollen höher­wertig gestaltet werden? Wie wird der Ausgleich der Flächen finan­ziert? Da wurde noch gar nichts ange­spro­chen oder erwähnt. Wo kann man sich darüber infor­mieren? Ich habe die letzten Jahre den Eindruck gehabt, dass schon bei den jetzt vorhan­denen Ausgleichs­flä­chen die Gemeinde zum Teil Probleme hatte, sich um diese zu kümmern oder den von der Gemeinde ange­spro­chenen vorhan­denen Satzungen gerecht zu werden.

    Ich frage mich auch, ob diese ange­spro­chenen höher­wer­tigen Gewer­be­be­triebe über­haupt Inter­esse haben an dem Standort Ober­schleiß­heim? Ich bin sehr gespannt, wie sich das alles noch entwi­ckeln wird.

    Michael Rittner

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