Leser­mail zum Arti­kel “Gewerbe für ‚one health‘”

Warum die Frak­tion der Grünen im Gemein­de­rat Ober­schleiß­heim das Gewer­be­ge­biet südlich der B471 nicht befürwortet:

Die Gemeinde Ober­schleiß­heim plant ein 15 ha großes, neues Gewer­be­ge­biet südlich der B471 zwischen dem Lehr- und Versuchs­gut der LMU und der Auto­bahn A92. Die Grund­stü­cke gehö­ren der IMBY (Immo­bi­li­en­ge­sell­schaft des Frei­staats Bayern) und würden an einen priva­ten Inves­tor veräu­ßert werden. Dieser soll das Gebiet entwi­ckeln und anschlie­ßend kann er even­tu­ell einzelne Grund­stü­cke weiter­ver­äu­ßern bzw. im Bestand halten.

Die Fläche liegt im Land­schafts­schutz­ge­biet und muss hierzu erst durch Beschluss des Kreis­ta­ges heraus­ge­nom­men werden.

Das Gelände grenzt nörd­lich an den denk­mal­ge­schütz­ten Schleiß­hei­mer Schloss­ka­nal, in unmit­tel­ba­rer Nähe liegt das Wohn­ge­biet Ertl­bau-Sied­lung. Es kann nur über die B471 mit Hilfe von Brücken­kon­struk­tio­nen über den Kanal erreicht werden, in Zukunft even­tu­ell noch durch die Verlän­ge­rung einer geplan­ten Umgehungsstraße.

Es wird voraus­sicht­lich zu einer massi­ven Mehr­be­las­tung durch Indi­vi­du­al­ver­kehr über die B471 kommen, da das Gelände nur so zu errei­chen ist. Eine vernünf­tige Erschlie­ßung durch den ÖPNV ist an dieser Stelle so gut wie unmög­lich. Wegen der unmit­tel­ba­ren Nähe zur Auto­bahn ist dieses Gebiet laut Gutach­ten präde­sti­niert für Logis­tik– und Transportunternehmen.

Als Neben­aspekt wird durch die jetzige Planung die drin­gend notwen­dige Erwei­te­rung des Lehr- und Versuchs­gu­tes nach Westen, entge­gen dem Sinne des Tier­wohls, komplett verbaut. Eine Weide­hal­tung für die Rinder wird dann dort nicht mehr möglich sein, die Tiere müss­ten sich dann mit Lauf­stäl­len im Freien begnügen.

In Zeiten von prognos­ti­zier­ter Wirt­schafts­flaute, Corona-Pande­mie und zuneh­men­der Home­of­fice-Rege­lun­gen ist die Auswei­sung neuer Gewer­be­ge­biete ohne­hin grund­sätz­lich in Frage zu stel­len. Auf dem in Unter­schleiß­heim im Bau befind­li­chen Kory­feum herrscht zur Zeit eine gut sicht­bare Bauver­zö­ge­rung, im Busi­ness-Campus gibt es erheb­li­che Leer­stände. Der Bedarf an Büro­flä­chen wird sich in Zukunft durch den neuen gesetz­li­chen Anspruch auf Home­of­fice vermut­lich deut­lich verändern.

Es besteht die Gefahr, dass es zu Fehl­pla­nun­gen mit der Folge von Leer­stän­den kommt, so wie es seiner­zeit auch schon in der Sonnen­straße gesche­hen ist. Auch hier blie­ben die lang­ersehn­ten Büro­ge­bäude aus, statt dessen finden sich dort Logis­tik­un­ter­neh­men. Die Instal­la­tion von weite­ren Super­märk­ten am Orts­rand haben den Innen­raum veröden lassen.

Wir, die Frak­tion der Grünen, haben im Gemein­de­rat gegen den Stand­ort des geplan­ten Gewer­be­ge­bie­tes gestimmt, weil wir den Stand­ort für nicht geeig­net halten. Dementspre­chend haben wir natür­lich konse­quen­ter­weise auch gegen den Inves­tor gestimmt.

Natür­lich haben die Inves­to­ren ein attrak­ti­ves, ökolo­gi­sches Gewer­be­ge­biet in den schöns­ten Farben vorge­stellt. Wir haben es aber schon des öfte­ren erlebt, wie schnell die schö­nen Karten­häu­ser, die uns poten­ti­elle Inves­to­ren erbaut haben, in sich zusam­men­ge­fal­len sind. Dafür ist unser Land­schafts­schutz­ge­biet einfach zu schade.

Wir Grünen haben früher schon gefor­dert, wenn schon ein solches Gewer­be­ge­biet geplant würde, dann südlich der LMU mit gleich­zei­ti­gem Anschluss an eine zweite S‑Bahn-Halte­stelle.

Bis ein neues Gewer­be­ge­biet die so drin­gend benö­tigte Gewer­be­steuer abwirft, werden aber sicher noch 5–7 Jahre verge­hen, so lange müsste die Gemeinde in Vorleis­tung gehen.

Deswe­gen sind wir der Meinung, dass zunächst das Gewer­be­ge­biet an der Mitten­hei­mer Straße und der Bruck­mann­ring besser gestal­tet und über­plant werden müss­ten, hier besteht noch erheb­li­ches Entwick­lungs­po­ten­tial, bevor man Gebiete aus dem Land­schafts­schutz­ge­biet herausnimmt.

Für die Frak­tion der Grünen
Dr. Fritz-Gerrit Kropp, Fraktionssprecher

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