In meinem offenen Brief habe ich die zu erwartende gesamte Ortsentwicklung persifliert, nun im Ernst:
Der „Begegnungsverkehr“, der eine Verbreiterung der Veterinär-Straße so notwendig machen soll, ist ausschließlich (!) dem geplanten LKW-Verkehr geschuldet — die Busse fahren bereits jetzt hintereinander und begegnen sich nie. S. 30 des Verkehrsgutachtens ist deshalb schlicht falsch: Die Lkws können die beiden anderen geplanten Zufahrten nutzen. Der Ausbau dient also vermutlich der Erschließung des geplanten Gewerbegebietes.
Aktuell sind die Veterinär- und St.-Margareten-Straße für LKWs gesperrt und Tempo 30; eine Öffnung ausschließlich für die Zufahrt zum Campus halte ich rechtlich für nicht machbar = wir öffnen dies als „Schleichweg“ für jeglichen kompletten LKW-Verkehr.
Das Verkehrsgutachten geht außerdem von einem 4‑spurigen Ausbau der B471 sowohl (!) in Richtung Dachau als auch Garching (durch den Wald) aus und stellt eine Geschwindigkeitsbegrenzung der Staatsstraße nach Feldmoching von 100 fest (?). Eine mögliche Umgehungsstraße (geplante Staatsstraße neu zum AS Neuherberg verbinden) wird nicht mal ansatzweise ins Spiel gebracht.
Für 1.800 Studenten und knapp 1.000 Beschäftigte wird kein Gedanke an Wohnraum „verschwendet“. 350 Stellplätze statt einer möglichen (größeren oder zusätzlichen) Tiefgarage: Fehlanzeige.
Das geplante Gewerbegebiet wird immer als „Technologiepark“ = Zulieferfirmen für den Campus beschrieben = vorwiegend Bürogebäude wie im Campus Garching. Dazu hatte ich mich schon mal zweifelnd geäußert: Ist in Zeiten hybrider Arbeitsweisen (vorwiegend in HomeOffice) mit einem riesigen Büropark in Unterschleißheim diese Vorstellung realistisch? Und kaufen wir uns hier nicht „über die Hintertür“ verkehrsintensives Gewerbe ein?
Nochmal meine Sorge ganz deutlich: In der Gesamtheit Tunnel unter der Bahn + mehrspurige Ausbauten aller (!) umliegenden Autobahnen + B471 + Öffnung von „Schleichwegen“ + Wohnungsbau für 1.200 Personen ohne Studentenwohnheime (diese ohne zusätzliche Nahversorgung) werden wir eine Universitäts- und Schlössergemeinde Oberschleißheim, wo nach dem jeweiligen Ortsschild der Durchgangsverkehr durchrauscht.
Auf den Campus konzentriert: Statt der LMU Vorgaben hinsichtlich einer bewohnerfreundlichen Erschließung und campusinterner Verkehrswege zu machen, werden zusätzliche Belastungen auf uns Bürger abgewälzt. Die Erreichbarkeit des Campus per ÖPNV scheint zwar geregelt (S‑Bahn und Busse in diversen Richtungen sind gegeben), zum Kapazitätsproblem z. B. für Oberschleißheimer zur Arbeit habe ich nichts gelesen — muss aber gestehen, dass ich für 7 Gutachten mit fast 400 Seiten keine Zeit habe und unser Bürgermeister meiner Bitte einer kurzen Zusammenfassung wesentlicher Punkte nicht nachkommen wollte…
Joachim Dähler
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