Klar ist man immer schlauer, wenn man vom Rathaus kommt. Aber man darf auch die Erfahrung nicht vergessen, dass höhere Zinsen in der Regel auch höhere Risiken bedeuten. Die Greensill-Bank exisitiert unter diesem Namen erst seit 2014: allein deshalb hätten das Institut und seine — mittlerweile ebenfalls insolvente — Muttergesellschaft eine nähere Analyse verdient.
Eine solche Analyse — die ja auch ein externer Experte erstellen kann — hätte bereits vor Abschluss der ersten Anlage mit nicht allzu großem Rechercheaufwand ein erhöhtes Risikopotential ermittelt:
1. 2014 erwarb die britisch-australische Finanzgruppe Greensill eine kleine norddeutsche Bank und verpasste ihr einen neuen Namen bzw. neues Geschäftskonzept. Greensill selbst ist keine Bank und wollte mit diesem Erwerb offenkundig nicht einen neuen Markt erschließen, sondern eigene strategische Ziele realisieren.
2. Die Bank war ein wichtiger Eckpfeiler in der Refinanzierungsstrategie von Greensill, die Gruppe hat sich vor allem mit der Finanzierung von Lieferketten und anderen operativen Prozessen einen Namen gemacht. Das heißt aber auch: Wenn es der Muttergesellschaft schlecht geht, geht es auch der Bank schlecht.
3. Weil Greeensill überwiegend oder fast ausschließlich in internationalen Märkten unterwegs ist, flossen auch die angelegten Bankgelder in internationale Märkte. Das erhöht das Risiko weiter.
Wegen der Zinsen wäre eine überschaubare Geldanlage — sagen wir mal 10 Prozent — bei einem solchen Institut vertretbar gewesen. Mit Sicherheit aber nicht 70 Prozent, wie in Oberschleißheim geschehen.
Stefan Bottler
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