Leser­mail zum Arti­kel “Aus dem Rathaus. Tier­ärzt­li­che Fakul­tät und Gewer­be­ge­biet südlich der B471”

Dieser Beitrag bezieht sich auf den Artikel "Aus dem Rathaus".

von Casi­mir Katz

Poli­tik bedeu­tet immer, dass es mehrere Inter­es­sen und mehrere Meinun­gen gibt. Die müssen gegen­ein­an­der abge­wo­gen werden. Und genau dies wurde auf der Sitzung erle­digt. Da wird es schon gele­gent­lich schwie­rig, wenn z.B. eine Einwen­dung eigent­lich im eige­nen Sinne ist, aber dadurch die Maßnahme insge­samt befür­wor­tet werden würde.

Wenn wir die Ener­gie­wende und die sozia­len Projekte voran­brin­gen wollen, wird uns das alle Geld kosten. Ein vorran­gi­ges Ziel des Gewer­be­ge­bie­tes ist es, durch einen hoch­wer­ti­gen Tech­no­lo­gie­park Gewer­be­steuer zu erhal­ten. Es wurde in der Debatte gefragt, wass denn da möglich sei. Vieles, und auch wenn man ganz sicher deut­lich unter den 1.6 Mrd der Stadt Mainz blei­ben wird, sieht es die Mehr­heit im Gemein­de­rat als sinn­voll an, das so umzu­set­zen. Im Gegen­satz zu Unter­schleiß­heim wo erst das Gewer­be­ge­biet ange­legt wird und nun nach Gewerbe gesucht wird, läuft es in Ober­schleiß­heim umge­kehrt. Erst werden die Betriebe gesucht und dann wird das Gewer­be­ge­biet Zug um Zug umge­setzt. Damit das zügig erfol­gen kann, müssen vorher einige Fragen grund­sätz­lich im Flächen­nut­zungs­plan und dann im Bebbaungs­plan und später im Bauan­trag geklärt werden.

Zum Thema des Abwä­gens möchte ich aus einem Arti­kel aus dem Green-Peace-Maga­zin zum Kunming-Mont­real-Abkom­men zitie­ren. Da wird auch die Frage zur Ener­gie­wende gestellt und wie folgt beant­wor­tet: „Das ist in der Tat ein Problem. Klar ist: Fürs Klima und damit auch für den Arten­schutz ist der schnelle Ausbau der Erneu­er­ba­ren unum­gäng­lich. Es passt aber nicht zur Schutz­ge­biets­idee, wert­volle Wälder mit Wind­rä­dern und Moore mit Foto­vol­taik zu über­bauen – sie dürfen keines­falls der Biodi­ver­si­tät scha­den.“ Was sich hinter diesem State­ment verbirgt ist eine Prüfung im Einzel­fall. Also Nach­den­ken über die Pros und Cons. Und dafür braucht es den Dialog.

1 Kommentar

  1. Nur der Voll­stän­dig­keit halber: Auch Klima­schutz, Erhalt der (Moor)-Böden statt Versie­ge­lung von 15 ha Fläche sowie Arten­schutz sind Fakto­ren, die in der poli­ti­schen Diskus­sion um das Gewer­be­ge­biet eine Rolle spie­len soll­ten. Dass das geplante Gewer­be­ge­biet mit Start­ups gleich Gewinn machen wird, ist eine Illu­sion: Start­ups brau­chen am Anfang nicht viel Fläche, werfen aber auch noch keinen Gewinn ab. Erst wenn sie in Rich­tung Gewinn-Zone marschie­ren, müssen sie expan­die­ren – und brau­chen noch weitere Flächen.
    Das eigent­li­che Problem ist aber struk­tu­rel­ler Art und liegt eine Ebene höher: Dass sich Gemein­den im gegen­wär­ti­gen Steu­er­sys­tem quasi gezwun­gen sehen, ihre Aufga­ben über­wie­gend aus Einkom­mens- und Gewer­be­steuer zu decken, geht zu Lasten der Gemein­den und der Umwelt. Gemein­den müssen Flächen unwie­der­bring­lich versie­geln, um Aufga­ben wie Schu­len-/Kita-/Stra­ßen­bau stem­men zu können? Das kann eigent­lich nicht sein. Und: Was die letz­ten 50 Jahre Usus war, muss nicht rich­tig sein – und war es auch nie. Das von der EU geplante Rena­tu­rie­rungs­ge­setz will genau diese entstan­den Schä­den wieder gut machen. Und wir wollen die Schä­den erst verur­sa­chen? Sinn­voll ist das nicht.
    Sinn­voll und notwen­dig wäre viel­mehr, auf eine Ände­rung der Steu­er­ge­setz­ge­bung zu drän­gen, so dass sich Gemein­den grund­sätz­lich besser finan­zie­ren können. Für Aufga­ben wie den Erhalt der Infra­struk­tur — quasi staat­li­che Aufga­ben – benö­ti­gen sie eine grund­sätz­lich bessere Finanz­aus­stat­tung — vom Staat.
    Dass das gegen­wär­tige deut­sche Steu­er­sys­tem ohne­hin nicht die wirk­li­chen Vermö­gens­zu­wächse (die beim Kapi­tal erreicht werden), besteu­ert, also die Einnah­men­stei­ge­run­gen der sog. Super­rei­chen, die seit 2021 noch­mal enorm reicher gewor­den sind, wäre eine eigene Diskus­sion wert.

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